Weil beim Abriss des ehemaligen Friseursalons Günther in der Altstadt unerwartete Schwierigkeiten auftreten, muss die Buchbindergasse komplett gesperrt werden. Der Trümmerhaufen bleibt nicht lange liegen - der Neubau ist schon geplant.
Das ist so nicht geplant gewesen: Am Dienstagnachmittag treten beim Abbruch des ehemaligen Friseur salons Günther in der Buchbindergasse Schwierigkeiten auf - die Hausfassade stürzt ein, Trümmer fallen auf Gehsteig und Straße. Glücklicherweise wird niemand verletzt.
Polizei: kein Straftatbestand Die Kulmbacher Polizei sperrt die Straße und leitet den Verkehr in Absprache mit der Stadt um. Die Abbruchfirma, so stellvertretender Inspektionsleiter Reinhard Eber auf Anfrage, habe mit einem Bagger auf der Rückseite des Anwesens damit begonnen, das Haus abzutragen. "Dabei löste sich ein großer Strahlträger und krachte von innen gegen die der Buchbindergasse zugewandte Fassade." Nach dem Teileinsturz sei aus Sicherheitsgründen der erst für Mittwoch geplante Komplett abriss vorgezogen worden. Eber weiter: "Nach unserem Dafürhalten liegt kein Straftatbestand der Baugefährdung vor." Dennoch gehe ein Bericht an die Staatsanwaltschaft.
Zusammen mit der Erteilung der Abbruchgenehmigung - inklusive denkmalpflegerischer Erlaubnis, da die Altstadt unter Ensembleschutz steht - hat die Stadt Kulmbach auch Auflagen gemacht, was die Sicherheit angeht. "Es obliegt aber der Sorgfaltspflicht des Bauherrn und des Bauunternehmens, entsprechende Vorkehrungen zu treffen", erklärt Pressesprecherin Andrea Mandl.
Probleme mit dem Staub Unabhängig davon bereitet den Nachbarn die Staubentwicklung einige Probleme. Zum Beispiel die Metzgerei Eisenhut, bei der keiner der ausgeteilten Zettel mit dem Abbruchhinweis angekommen ist. Die Angestellten müssen mehrmals putzen, um den Staub zu entfernen. "Wenn wir informiert gewesen wären, hätten wir den Laden am Dienstag geschlossen", heißt es.
Der Einsatz von Wasser, um die Staubemission zu reduzieren, ist nach Angaben der mit dem Abbruch beauftragten Baufirma Dietz aus Weismain am Dienstag nicht möglich gewesen. Das Wasser-Staub-Gemisch hätte man von den Fassaden der benachbarten Häuser kaum mehr entfernen können. Wasser könne man erst einsetzen, wenn der Bauschutt am Boden liegt.
Die Trümmer sollen noch diese Woche abgefahren werden, und die Baulücke wird auch wieder geschlossen. Im Auftrag von Eigentümer Hans-Joachim Werner hat Architekt Helmut Zink einen Neubau geplant: unten Laden oder Büro, oben Wohnung. "Das Haus war marode, feuchte Mauern im Erdgeschoss", so Zink. Außerdem sei durch einen unfachmännischen Eingriff, bei dem das Fachwerk durchtrennt worden ist, die Statik instabil geworden.
Rohbau bis Weihnachten Der Architekt rechnet damit, dass noch vor Weihnachten der Rohbau nebst Fenstern steht. Wegen der beengten Situation in der Altstadt habe man eine Sandwichbauweise gewählt. "Wir hoffen, in einer Woche die Betonteile aufstellen zu können", so Zink, "dafür brauchen wir eine Vollsperrung der Straße." Nach seinen Worten erfolgt die Farbgestaltung im Einvernehmen mit der Stadt.
Während der Bürgermeisterschaft von Frau Aures wurde die Kulmbacher Altstadt zu einem Schmuckkästchen. Nun wird das Altstadtensemble systematisch zerstört: Toskanahaus anstelle des denkmalgeschützen Hauses am Festungsberg, Fischergasse und nun Buchbindergasse. Zudem solche Bausünden wie der Kasten am Schießgraben; da hätte man das ehemalige KDM nicht renovieren brauchen - die Häßlichkeiten hätten sich ergänzt; auch finde ich die Farbgestaltung des ehemaligen Passamtes nicht gelungen, ringsrum warme Töne und dann diese farbliche Kälte -sie paßt einfach nicht in die Altstadt, na ja, die wird ja auch immer weniger , wenn es mit den Abrissen so weitergeht. Es ist ein absolut unpassender Baustil für Kulmbach, der hier seit einiger Zeit präsent ist - auch die Bebauung Rehberg/Gustav-Adolf-Straße. Wie kann man eine wunderschöne und reizende Stadt nur so verschandeln?
Wir sollten dieses Kleinod bewahren.
"Das Haus war marode ... feuchte Mauern ... die Statik instabil." Soll das Haus in wenigen Jahren von selbst einfallen? Eine Sanierung wäre sicherlich unbezahlbar gewesen.
Was ist los in Kulmbach? Warum ist es hier möglich, mitten in der Altstadt Gebäude herauszureißen und durch nichtssagende neue zu ersetzen?
Die Stadt zerstört ihre eigenen Werte und die Denkmalbehörde nickt ab. Kulmbach möchte auch optisch immer uninteressanter werden.
Siehe Toskanastil am Burgberg, Abriss von alter Substanz in der Fischergasse. Traurig!