Gärtenrother Gruppe: Wie geht es weiter mit dem Wasser?

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Das Sportheim in Danndorf war voll besetzt. So wie Manfred Werner (rechts) hatten viele Bürger Gesprächsbedarf.Jürgen Gärtner
Das Sportheim in Danndorf war voll besetzt. So wie Manfred Werner (rechts) hatten viele Bürger Gesprächsbedarf.Jürgen Gärtner

Wie geht es mit ihrer Wasserversorgung weiter? Das wollten rund 80 Interessenten aus Mainleuser und Burgkunstadter Ortsteilen wissen.

Bei einer Info-Veranstaltung des Zweckverbands zur Wasserversorgung der Gärtenrother Gruppe gaben Vorsitzende Christine Frieß und Geschäftsleiterin Stefanie Blüchel im FSV-Sportheim Antworten auf die drängendsten Fragen. Wie ist der Zustand der Wasserleitungen und der Technik? Die meisten Leitungen stammen aus der Zeit 1971/72. Der Zustand ist dem Alter entsprechend. Die Technik ist nicht auf dem aktuellen Stand. Warum werden von Südwasser zwei Wassermeister gestellt? Sie sind betriebsunterstützend tätig, nachdem die Anforderungen an die Qualität und Organisation der Wassergewinnung und -verteilung gestiegen sind. Deshalb ist zur Unterstützung des Wasserwarts eine Fachkraft für Wasserversorgungstechnik erforderlich. Die Stadt Burgkunstadt arbeitet seit 2016 mit Südwasser zusammen, hat gute Erfahrungen gesammelt und erhofft sich Synergieeffekte. Ist eine Privatisierung der Gärtenrother Gruppe geplant? Nein, eine Privatisierung ist nie angedacht gewesen. Aber wie es in Zukunft aussieht, kann man nicht sagen. Dazu ist eine schonungslose Analyse des Leitungsnetzes und der technischen Anlagen notwendig. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Zum einen die Sanierung und den Weiterbetrieb des eigenen Brunnens. Oder den Anschluss an eine Fernwasserversorgung wie die FWO. Bei beiden Lösungen kommen Kosten auf die Abnehmer zu. Wie wird sich der Wasserpreis entwickeln? Seit 1. Januar 2016 beläuft sich der Wasserpreis auf 1,78 Euro pro Kubikmeter. Das ist so beschlossen worden, obwohl es nicht kostendeckend ist. Ein Preis von 1,99 Euro wäre damals angemessen gewesen. So entstehen Mindereinnahmen von 12 600 Euro im Jahr. Seit 2016 ist ein Minus von rund 37 800 Euro aufgelaufen, was sich auf die Neukalkulation der Preise auswirken wird, die eigentlich turnusgemäß zum 1. Januar 2020 greifen sollte. Um ein weiteres Jahr Mindereinnahmen abzufangen, wird voraussichtlich der Wasserpreis zum 1. Januar 2019 erhöht. Zum Vergleich: In Mainleus kostet der Kubikmeter Wasser 2,76 Euro, in Burgkunstadt ab nächstem Jahr 2,28 Euro. Wird es eine Infoveranstaltung zum Thema Wasserpreis geben? Das scheint derzeit nicht der Fall zu sein. Die Gebührenkalkulation erfolgt im Rahmen einer öffentlichen Zweckverbandssitzung, zu der alle Abnehmer eingeladen sind. In der Zusammenkunft wird die Kalkulation vorgestellt und durch die Verbandsräte beschlossen. Auf welcher Basis wird die Geschäftsführerin des Zweckverbands, Stefanie Blüchel, entlohnt? Der Zweckverband überträgt Verwaltungsaufgaben auf die Verwaltung der Stadt Burgkunstadt. Dieser Schritt erfolgte 2014, weil die Arbeit ehrenamtlich nicht mehr zu schaffen war. Der Zweckverband zahlt ausschließlich den Arbeitsaufwand. Die Zweckverbandsvorsitzende Christine Frieß erhält eine monatliche Aufwandspauschale in Höhe von 150 Euro, die Verbandsräte pro Sitzung eine Pauschale von 20 Euro. Wie hat sich die Kosten- und Einnahmestruktur in den letzten zehn Jahren entwickelt? Die Lage ist sehr angespannt, die kalkulatorischen Kosten sind nicht ausreichend, es liegt faktisch eine Unterdeckung vor. Investitionen würden stets unter den Gesichtspunkten Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit getätigt. In dringenden Fällen, zum Beispiel bei Wasserschäden, erhält eine Firma mit freien Kapazitäten den Auftrag. Was kostet eine Sanierung? Das ist noch nicht zu sagen. Erst wenn eine Analyse des Wasserversorgungssystems und eine hydraulische Überrechnung des Netzes erfolgt sind und feststeht, ob man in ein Förderprogramm gelangt, werden die Verbandsräte entscheiden.

Hintergrund:

Wie kam der Preis für den Kubikmeter Wasser in der Gärtenrother Gruppe zustande? Das erklärte im Sportheim des FSV Danndorf Verbandsrat Günther Knorr den Besuchern.

Der derzeitige Preis von 1,78 Euro sei ein Kompromiss, sagte er. Denn eigentlich wären 1,99 Euro für den Kubikmeter kostendeckend gewesen. Aber nachdem Ende 2015 die Verbandsräte einen Sprung von 1,30 auf 1,99 Euro als zu hoch empfunden hatten, habe man sich für diese Lösung entschieden - auch mit Blick auf die Preise in angrenzenden Versorgungsgebieten.

Dass ein "politischer Preis" alles andere als sinnvoll ist, verdeutlichte dagegen der Mainleuser Kämmerer Sebastian Kolb. In Mainleus werde verlangt, was kalkuliert und überprüfbar ist. "Wir lügen uns nicht in die eigene Tasche." Die Folge des "politischen Preises" sei, dass der Gärtenrother Zweckverband Schulden aufhäufe.

Der langjährige Wasserwart Edwin Bauersachs verwies auf die Qualität des Wassers und sprach sich dafür aus, den eigenen Brunnen zu erhalten, "auch wenn es etwas teurer wird". Und dafür erhielt er den einzigen Applaus des Abends.