Gewürfelt und gerührt: In der "Kommunbräu" nahmen gestern die Kabarettisten Bernd Händel (Nürnberg) und Hannelore Hock (Waldaschaff) sowie Braumeister Hans-Joachim Hansen (Hof) die Auszeichnung entgegen.
Wer Bernd Händel zu einer Feier einlädt, braucht sich um andere bekannte Gäste nicht groß zu kümmern. Der Nürnberger bringt die Promis gleich selber mit - schließlich haben über 30 Größen aus Politik und Showbiz ihren zweiten Wohnsitz im Körper des Entertainers. Als der 56-Jährige gestern in der "Kommunbräu" den "Frankenwürfel" erhielt, hielt zwar Oberfrankens Regierungspräsident Wilhelm Wenning die offizielle Lobrede; doch Händel steuerte selber drei weitere Laudationes auf sich bei. Dabei rangelten stimmlich die (Ex-) Ministerpräsidenten Horst Seehofer, Edmund Stoiber und Günter Beckstein, wer dem Händel als erstes über die Lippen kommen durfte.
Der Nürnberger Kabarettist, Stimmenimitator und Sitzungspräsident des TV-Quotenrenners "Fastnacht in Franken" war der wohl über Frankens Grenzen hinaus bekannteste unter den drei Preisträgern, die neu in
die Riege der Porzellanwürfel-Inhaber aufgenommen wurden. Davon gibt es mittlerweile 88, seit 1985 wird der Würfel zusammen mit einer Prunk-Urkunde verliehen. Unterfrankens Regierungspräsident Paul Beinhofer nannte die Würdigung gar "den Nobelpreis Frankens".
Für eine solche Ehrung lässt man auch finanziell lukrativere Angebote sausen, wie Bernd Händel (diesmal als er selbst) einräumte. "Ich hatte die Wahl zwischen Kulmbach und einem Auftritt bei den Stadtwerken in Bochum. Den hat jetzt ein Politiker für mich übernommen."
"Politik kann Spaß machen!" Es ist dieser feine fränkische Humor, gepaart mit Hintersinn, den Mittelfrankens Regierungspräsident Thomas Bauer so am Objekt seiner Lobrede schätze.
"Auch wenn Bernd Händel von sich selber sagt, er sei kein politischer Kabarettist und mache bloß Spaß, so zeigt sich doch in solchen Momenten: Politik kann auch Spaß machen."
Für Spaß - und zwar gerade im Fasching - steht wie Händel auch Hannelore "Lore" Hock. "Sie ist eine ausgewiesene Närrin", sagte Unterfrankens Regierungschef Beinhofer mit Blick auf das karnevalistische Treiben der Kabarettistin aus Waldaschaff. Doch nicht allein ihren Mutterwitz würdigte Beinhofer, sondern gleichrangig das Einstehen für andere in der Gesellschaft. Hock ("Ich bin absolut gerührt!") war lange Jahre Leiterin des Kindergartens in ihrer Heimat und lasse sich nicht zuletzt aus ihrem christlichen Glauben heraus in die Pflicht nehmen, wenn es um das Wohl des Nächsten gehe.
Der Gallier im Braugewerbe Mit dem leiblichen Wohl kennt sich unter den drei Geehrten wohl
keiner besser aus als Hans-Joachim Hansen, Inhaber der Meinel-Bräu. Wilhelm Wenning lobte den Hofer Braumeister dafür, dass er sich wie ein Gallier Frankens vehement dagegen stemme, damit nicht ganz Deutschland von Brauereikonzernen dominiert wird. Immerhin verstehe es Hansen, Zaubertränke zu brauen wie das Hunnenbier, "das die stärksten Ritter aus dem Sattel haut". Und die Römer natürlich auch. "Auch wenn der hanseatische Name Hansen zunächst eher an Rum und Labskaus denken lässt." Der gebürtige Selbitzer bedankte sich in Reimform für die Würdigung. Er sei mit "Ärpfel und Backstaa-Kees" aufgewachsen, was die perfekte Grundlage für den Franken sei.
Als Innungsobermeister der Brauereien in seinem Bezirk habe er stets auch die Belange seiner Berufskollegen im Blick - und könne über den Tellerrand des eigenen Gewerbes hinausblicken.
Deswegen beteiligte sich Hansen auch bei der ersten oberfränkischen Genusspartnerschaft. Für Kulmbachs Landrat Klaus-Peter Söllner schloss sich daher bei der Preisverleihung in Kulmbach der Kreis: "Wir befinden uns hier schließlich im Epizentrum der Genussregion." Als Beweis dafür tischte die Wirtsfamilie Stübinger eine formidable Martinsgans auf. Übrigens: Das Recht auf diese Speise bei jeder Verleihung besteht für alle Gewürfelten auf Lebenszeit.
Der Preis Seit 1985 gibt es den "Frankenwürfel" als Anerkennung für "typisch fränkische Persönlichkeiten". Ein Würfel deshalb, weil Hans Max Freiherr von Aufseß den Franken als einen Gewürfelten beschrieben hatte. Der Preisträger muss folgende Eigenschaften erfüllen: wendig, witzig und widersprüchlich. Mittlerweile wurden 88 Frauen und Männer aus den drei Regierungsbezirken Ober-, Mittel- und Unterfranken prämiert. Aus Stadt und Landkreis Kulmbach gehören dazu Hans Stößlein (Kulmbach, 1986), Kurt Held (Trebgast, 1989) und
Philipp Simon Goletz (Untersteinach, 2007).