Familienzoff kann vor Kulmbacher Amtsgericht nicht geschlichtet werden

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Den beiden in Bamberg festgenommenen Syrern wird - vermutlich in München - der Prozess gemacht. Symbolfoto: Christopher Schulz
Den beiden in Bamberg festgenommenen Syrern wird - vermutlich in München - der Prozess gemacht. Symbolfoto: Christopher Schulz

Ein Streit zwischen zwei Familien aus Wirsberg eskalierte, so dass er vor Gericht behandelt wurde. Allerdings war es unmöglich, die Wahrheit herauszufinden.

Wenn zwei verfeindete Lager mit komplett gegensätzlichen Aussagen vor Gericht auftreten, dann wird die Wahrheitsfindung beinahe unmöglich. Im Falle des Streits zwischen zwei verfeindeten Familien in Wirsberg war dies am Freitag vor dem Amtsgericht in Kulmbach so.

Den Wahrheitsgehalt der jeweiligen Seite zu überprüfen sei unmöglich, weitere Ermittlungen hätten keinerlei Aussicht auf Erfolg, sagte Richterin Sieglinde Tettmann. Ihr Fazit: Sie stellte das Verfahren gegen einen 24-jährigen Maurer nach fast zwei Stunden Verhandlung ein.

Dem Mann wurde vorgeworfen, die verfeindete Familie mit dem Tod bedroht zu haben. Außerdem wollte er nach Zeugenaussagen deren Haus anzünden. Um seiner Drohung Nachdruck zu verleihen, soll er auf eine Pistole gezeigt haben, die er im Hosenbund stecken hatte. Für die Staatsanwaltschaft war dies ein klarer Fall des unerlaubten Führens einer Schusswaffe und einer Bedrohung.


So hat alles angefangen

Hintergrund für die Streitigkeiten sollen frühere Auseinandersetzungen gewesen sein. Angeblich hatte der Angeklagte eine Zeit lang bei der Schwester der Ehefrau des Kontrahenten gewohnt und sei dort rausgeflogen. Seitdem gebe es den erbitterten Kleinkrieg. Am 17. März dieses Jahres soll die Frau des Kontrahenten die Freundin des Angeklagten auf offener Straße angegangen haben, sie geschubst und beleidigt haben.
Als die Freundin dies ihrem Partner - also dem Angeklagten - berichtete, sei er ausgerastet und zum Wohnhaus der anderen Familie gefahren. Der Ehemann öffnete die Tür, der Angeklagte schrie ihm etwas wie "Schlampenfreundin" und "wenn sie meine Freundin nicht in Ruhe lässt, dann bekommt sie es mit mir zu tun" entgegen. Soweit räumte der Angeklagte sein Verhalten sogar ein.

Zu weiteren Drohungen, die Familie zu erschießen und das Haus anzuzünden, sei es dagegen zu keinem Zeitpunkt gekommen. Eine Schreckschusswaffe zum Abfeuern von Silvesterraketen besitze er zwar, die habe er aber nicht dabei gehabt. Vielleicht habe die Frau die Pistole früher einmal bei ihm gesehen, als er noch bei deren Schwester gewohnt habe, mutmaßte der Mann. Während der eine Zeuge Stein und Bein schwor, dass der Angeklagte eine Waffe bei sich hatte, bestand die Freundin des Angeklagten darauf, dass niemals eine Waffe im Spiel gewesen sei.

Während der vermeintlich beschimpfte und bedrohte Zeuge von den üblen Bedrohungen berichtete, beteuerte die Freundin des Angeklagten, dass keine dieser Drohungen gefallen sei. So ging das immer weiter. "Ich hatte große Angst um meine Familie", sagte der Zeuge. Sein Sohn habe sich gar nicht mehr alleine ins Bett getraut, weil er Angst vor dem "bösen Mann" hatte. "Mein Mann war fix und alle wegen der Waffe", sagte die Ehefrau, die wohl aus Angst um die Familie sofort von der Arbeit nach Hause gekommen war. Ganz anders beschrieb die Freundin den Angeklagten. "Niemals würde er solche Drohungen aussprechen", legte sie die Hand für ihren Freund ins Feuer. Auch eine Waffe würde er nicht mitführen. Mittlerweile, so berichtete die Zeugin, sei die Familie an den Bodensee in die Heimat ihres Mannes gezogen. Auch wegen der Streitereien in Wirsberg, denn dort habe es einen Skandal nach dem anderen gegeben.

Nach einer längeren Beratung zwischen Richterin, Staatsanwalt und Verteidiger Werner Brandl, stellte Tettmann das Verfahren ein. Eine Wahrheitsfindung wäre nicht möglich, so die Richterin. Einzig seine sichergestellte Pistole bekommt der Angeklagte nicht mehr zurück. Die Waffe zieht das Gericht entschädigungslos ein.