"Entschuldigung"? - Gibt's nicht!

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Foto: Archiv/Hendrik Schmidt, dpa
Foto: Archiv/Hendrik Schmidt, dpa

Gute Erziehung, Respekt, Höflichkeit? - Manchmal kommt man ins Zweifeln, ob es all das in unserer Zeit noch gibt.

Hier zwei aktuelle Beispiele: Meine Frau und ich waren an Fronleichnam mit dem Rad in unserer Geburtsstadt Lichtenfels unterwegs. Auf einem schmalen Geh- und Radweg fahrend, sehe ich schon aus der Ferne zwei Jungs, vielleicht 15,16 Jahre alt, die mit ihren Skateboards über die Straße schanzen, dabei Kunststücke machend - und denke mir: Na, die haben aber Glück, dass gerade wenig Autos unterwegs sind.

Während wir uns nähern, sind sie am Straßenrand angelangt - nur noch ein schmaler Grünstreifen und eine halbhohe Hecke trennt sie vom Radweg. Und natürlich, es kommt, wie es kommen muss: Der vordere der beiden zwängt sich schnell durch die Hecke, steht auf dem Radweg und dreht sich zu seinem Freund um, lachend, triumphierend, erfreut über die gelungen Kunststücke.

Allein uns hat er nicht wahrgenommen. Das alles passiert natürlich sehr viel rascher als Sie jetzt diese Zeilen gelesen haben. Jedenfalls muss meine Frau scharf bremsen, ich ebenfalls - und merke dabei, dass mein Hinterrad kurz davor ist, auszubrechen. Für einen Moment stehen wir Radfahrer den Jungs Auge in Auge gegenüber und sind froh, dass nichts passiert ist. "Was war das denn, Jungs? - Aufpassen!", rufe ich - und wir fahren weiter. Es dauert einen kurzen Augenblick, dann antwortet einer der beiden Teenager in unserem Rücken: "Klingeln!"

Szene 2: Auf der Rückfahrt fahren wir langsam einen leichten Anstieg in der Innenstadt empor - als drei junge Mädchen, teils auf ihre Smarphones, teils auf den Boden starrend, einfach auf die Straße laufen. Keines schaut nach links oder rechts - die anderen werde schon bremsen. Diesmal ruft meine Frau den dreien hinterher - die Reaktion? - Keine!

Warum schreibe ich das alles? - Aus meiner Sicht wäre in beiden Fällen ein "Entschuldigung" der jungen Leute die angemessene Reaktion gewesen. Jetzt kann ich mir noch überlegen, worüber ich mich mehr ärgere: Über den Versuch, den Ball an uns zurückzuspielen ("Klingeln!") - oder über das Ignoriertwerden.