"Legal Highs": Die Horrortrips in Kulmbach hören nicht auf

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Kursieren die gefährlichen Kräuter immer noch in Kulmbach oder kann man Entwarnung geben? Dazu äußert sich im Interview bei infranken.de Jürgen Stadter vom Polizeipräsidium Oberfranken. Foto: Torsten Leukert/dpa
Kursieren die gefährlichen Kräuter immer noch in Kulmbach oder kann man Entwarnung geben? Dazu äußert sich im Interview bei infranken.de Jürgen Stadter vom Polizeipräsidium Oberfranken. Foto: Torsten Leukert/dpa
Polizeisprecher Jürgen StadterFoto: Polizeipräsidium Oberfranken
Polizeisprecher Jürgen StadterFoto: Polizeipräsidium Oberfranken
 

Auch wenn das Thema ein bisschen aus der Öffentlichkeit verschwunden ist - die gefährlichen Kräuter kursieren weiterhin im Landkreis Kulmbach.

Kinder und Jugendliche, die völlig austicken, Halluzinationen, Panikattacken oder Angststörungen haben - die Wirkung von Kräuterdrogen ist verheerend. Vor eineinhalb Jahren erreichten die gefährlichen Kräuter den Landkreis Kulmbach. Keine Woche, in der es nicht neue Nachrichten gab über solche Horrortrips in der Öffentlichkeit. Wie sieht die Situation heute aus? Kann man Entwarnung geben oder kursieren die gefährlichen Kräuter immer noch in Kulmbach? Dazu befragten wir Jürgen Stadter vom Polizeipräsidium Oberfranken.

Kräuterdrogen, "Legal Highs" - man hört davon in der Öffentlichkeit fast nichts mehr. Hat sich die Problematik etwa in Wohlgefallen aufgelöst?
Jürgen Stadter: Nein, das ist leider nicht so. Kräutermischungen kursieren nach wie vor in Oberfranken. Vielleicht ist die Problematik in der öffentlichen Wahrnehmung ein bisschen in den Hintergrund getreten, seit sich diese Vorfälle Ende 2014 gehäuft hatten. Aber es gibt auch eine Dunkelziffer. Denn die Polizei ist nicht mit jedem Einzelfall befasst. Wenn jemand nach dem Drogenkonsum zu Hause umkippt und gleich der Rettungswagen alarmiert wird, kriegen wir es gar nicht mit.

Wie stellt sich die Situation im Landkreis Kulmbach dar?
Auch im Raum Kulmbach gilt, dass diese Kräuterdrogen nicht verschwunden sind. Die Polizei stellt regelmäßig Kräutermischungen bei Kontrollen sicher. Oder die Kollegen werden zu Einsätzen gerufen, wo Jugendliche oder junge Erwachsene nach dem Konsum ausrasten, zusammengebrochen oder orientierungslos sind. Genaue Zahlen liegen uns aber erst mit der Kriminalstatistik 2015 im März vor.

Ist es der Polizei gelungen, den Verkäufermarkt trockenzulegen?
Wir haben hier das Problem, dass die Kräutermischungen überwiegend über das Internet vertrieben werden. Außerdem werden diese Drogen als legal und gesundheitlich unbedenklich angepriesen. Daher könnte man den Eindruck gewinnen, dass sie nicht gefährlich sind. Aber dem ist nicht so. Wir warnen eindringlich davor, sich Kräutermischungen zu besorgen und zu konsumieren. Denn man weiß nicht, was da tatsächlich drin ist und in welchen Mengen und wie es sich auswirkt.

Hat es auch schon Todesfälle durch "Legal Highs" gegeben?
Nach meinem Kenntnisstand in Oberfranken bisher nicht. Aber es ist noch gar nicht lange her, dass in Schweinfurt zwei Personen nach dem Konsum von Kräutermischungen gestorben sind. Man sieht, dass diese Drogen verheerende Auswirkungen haben können. Auch wenn einer nicht gleich zu Tode kommt, sind die Gefahren für die Konsumenten enorm. Jemand ist orientierungslos und wird auf der Straße von einem Auto erfasst oder stürzt zu Hause und verletzt sich schwer. Von den psychischen Folgen oder möglichen Langzeitwirkungen ganz zu schweigen.

Trägt die Präventionsarbeit von Polizei, Schulen und Jugendorganisationarbeit bereits Früchte?
Ja, ich glaube schon, dass die gezielte Präventionsarbeit, die am Jahresende 2014 angelaufen ist, etwas bewirkt hat. Teilweise scheint sich in den Köpfen der jungen Leute etwas bewegt zu haben. Die Zahlen der Ausraster in der Öffentlichkeit sind aus unserer Sicht leicht rückläufig. Aber Aufklärung ist weiterhin erforderlich. Zielgruppe sind dabei nicht nur die Jugendlichen, sondern auch die Eltern: Ihnen muss klar sein, dass das Zeug nicht legal und schon gar nicht unbedenklich, sondern sehr gefährlich ist. Wer hier Fragen hat, kann sich jederzeit auch an die Jugendkontaktbeamten der Polizeiinspektion Kulmbach oder den Drogenpräventionsbeamten der Kriminalpolizei Bayreuth wenden.