Die Glücksbringer bekommen Konkurrenz

2 Min
Bezirkskaminkehrermeister Hilmar Stadter (rechts) nimmt im Haus von Christian Wagner (links) und Carina Kanis den Speicherofen unter die Lupe. Er misst dabei auch die Feuchtigkeit des Holzes. Foto Alexander Hartmann
Bezirkskaminkehrermeister Hilmar Stadter (rechts) nimmt   im Haus von Christian Wagner (links) und Carina Kanis  den  Speicherofen unter die Lupe. Er  misst dabei auch   die Feuchtigkeit des Holzes. Foto Alexander  Hartmann

2013 fällt das Schornsteinfeger-Monopol. Auch Bezirkskaminkehrermeister Hilmar Stadter muss sich dann für seinen Kasendorfer Bezirk bewerben. Er begrüßt die Neuregelung, die auch den Hauseigentümer in die Pflicht nimmt.

Dass sie ihren Kaminkehrer, der ja gemeinhin als Glücksbringer gilt, selbst wählen können - Christian Wagner (32) und Carina Kanis (26) haben das bis dato nicht gewusst. Woher auch? Das junge Paar ist ja gerade erst dabei, sich im Kasendorfer Ortsteil Neudorf ein Eigenheim zu erstellen. Dort ist der Innenausbau zwar noch nicht abgeschlossen, doch schon ist der Schlotfeger zu Gast. Hilmar Stadter bietet Kundenservice, nimmt den Speicher-Kachelofen des Paares unter die Lupe, der im Wohnzimmer für wohlige Wärme sorgt.

An EU-Recht angepasst

Stadter ist Bezirksschornsteinfegermeister, hatte im Raum Kasendorf bis dato die Alleinherrschaft.
"Die Kunden wurden mir quasi zwangszugewiesen", sagt der 52-Jährige, dem das Amt bis zur Pensionierung zugesichert war, der sich künftig auf seinen Bezirk, den er seit 1994 betreut, aber bewerben muss. Denn das Monopol der Schornsteinfeger wurde an EU-Recht angepasst. Jeder Schornsteinfeger kann sich künftig auf jeden Bezirk bewerben, jeder Kunde frei wählen, welcher Schornsteinfeger Kehrarbeiten im Haus vornehmen soll. Das kann wie bisher der bevollmächtige Bezirkskaminkehrermeister sein, theoretisch aber auch ein Dienstleister aus dem Ausland.

Bezirke bleiben

Die Bezirke bleiben nach der Gesetzesänderung bestehen. Sie sind auch weiterhin einem Meister unterstellt, aber künftig - mit Übergangsfristen - nur für sieben Jahre. Dann werden sie neu ausgeschrieben. Ob ihm Berufskollegen den Bezirk streitig machen werden? Hilmar Stadter glaubt das nicht, kann sich kaum vorstellen, dass sich Schornsteinfeger auf dem flachen Land Konkurrenz machen. Der Kampf um die Bezirke und die Kunden werde in der Großstadt schon größer sein, vermutet Stadter, der mit zwei Festangestellten und einem Azubi 1800 Häuser in den Landkreisen Kulmbach, Lichtenfels, Bayreuth und Bamberg betreut.
Stadter begrüßt die Neuregelung, auch wenn sie mit sehr viel Bürokratie verbunden ist. Sie werde der Dienst- und Niederlassungsfreiheit in der EU gerecht. "Und wer bis dato kundenorientiert gearbeitet hat, für den wird sich auch nicht viel ändern", ist der Kasendorfer Kaminkehrermeister überzeugt.

Freiheit hat ihre Grenzen

Ganz so frei wird der Kunde aber auch nicht sein. Denn es wird weiterhin einen bevollmächtigen Bezirkskaminkehrermeister geben, der die Verantwortung trägt und für die Überwachung der Feuerstätten zuständig ist. "Der Bezirkskaminkehrermeister ist verpflichtet, innerhalb von sieben Jahren zwei Mal eine kostenpflichtige Feuerstättenschau durchzuführen", sagt Stadter. Dieser erstelle auch einen Bescheid, in dem festgelegt werde, in welchen Zeitintervallen welche Arbeiten in einem Haus zu erledigen sind. "Mit diesem Bescheid kann dann jeder einen freien Schornsteinfeger engagieren", erläutert Stadter, weist aber auch darauf hin, dass der Eigentümer in die Pflicht genommen wird. Er muss dem Bezirksschornsteinfeger fristgemäß mitteilen, dass alle Arbeiten ordnungsgemäß erledigt worden sind. Kommt man dem nicht nach, droht eine Geldbuße von bis zu 5000 Euro.

Wird der Dienst billiger?

Ob sich die Preise für den Schornsteinfeger-Dienst nach unten bewegen werden? Stadter glaubt das nicht. 25 bis 30 Euro koste derzeit das Kehren. Dass ein Berufskollege diesen Dienst im Kasendorfer Raum preisgünstiger anbietet, mag er nicht glauben. "Denn der hat eine weitere Anreise und müsste ja auch die Kosten für die Anfahrt in Rechnung stellen."