Die ersten in Bayern: Kulmbacher Liberale feiern Geburtstag

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Tiramisu statt Geburtstagstorte (von links): Kreisvorsitzender Thomas Nagel, seine Stellvertreterin Margit Drechsler, Bezirksvorsitzender Thomas Hacker, der stellvertretende Kreisvorsitzende Michael Otte, Landrat Klaus Peter Söllner und Oberbürgermeister Henry Schramm. Foto: Stephan Herbert Fuchs
Tiramisu statt Geburtstagstorte (von links): Kreisvorsitzender Thomas Nagel, seine Stellvertreterin Margit Drechsler, Bezirksvorsitzender Thomas Hacker, der stellvertretende Kreisvorsitzende Michael Otte, Landrat Klaus Peter Söllner und Oberbürgermeister Henry Schramm. Foto: Stephan Herbert Fuchs
"Zeit, dass Liberale wieder Verantwortung übernehmen": Thomas Hacker, früher Fraktionsvorsitzender seiner Partei im Bayerischen Landtag, jetzt FDP-Bezirksvorsitzender. Foto: Stephan Herbert Fuchs
"Zeit, dass Liberale wieder Verantwortung übernehmen": Thomas Hacker, früher Fraktionsvorsitzender seiner Partei im Bayerischen Landtag, jetzt FDP-Bezirksvorsitzender. Foto: Stephan Herbert Fuchs
 

Wie beim FC Nürnberg: Ein bisschen Mut gehört dazu. Einer der ersten FDP-Kreisverbände in Bayern, die Kulmbacher Liberalen, feiern heuer ihren 70. Geburtstag.

Die Liberalen sehen sich klar im Aufwind: "Seit der Wutrede von Christian Lindner und dem Auftreten von Katja Suding wird die FDP auch wieder bundesweit medial wahrgenommen", sagte der Kreisvorsitzende Thomas Nagel bei einem Empfang zum 70. Geburtstag seiner Partei in Kulmbach.

Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) und Landrat Klaus Peter Söllner (Freie Wähler) beschworen dabei das Miteinander in Stadtrat und Kreistag. Für den FDP-Bezirksvorsitzenden Thomas Hacker gibt es viele gute Gründe, warum Liberale wieder Verantwortung übernehmen müssen.

Finanzierung der Mütterrente kritisiert

"Liberale Überzeugungen werden gebraucht und sind gewollt", sagte Hacker, früher Fraktionsvorsitzender seiner Partei im Bayerischen Landtag, jetzt Bezirksvorsitzender, Präsident der Thomas-Dehler-Stiftung und Stadtrat in Bayreuth.
Er machte seine Kritik vor allem an der großen Koalition im Bund fest.

So könne es beispielsweise nicht sein, dass in Zeiten voller Kassen Beschlüsse gefasst werden, mit denen man die Wirtschaft zusätzlich belaste. Gegen die Mütterrente hatte Hacker zwar nichts einzuwenden, er kritisierte allerdings, dass zur Finanzierung nur die Arbeitnehmer herangezogen würden, nicht aber Freiberufler oder Selbstständige.

Schließlich sei die Frage erlaubt, ob ein Mindestlohn für ganz Deutschland gerecht sein könne, oder ob die Politik nicht besser in München und in Mecklenburg-Vorpommern andere Maßstäbe ansetzen sollte. Hacker sprach von einem bürokratischen Monster, das die Grundfeste der sozialen Marktwirtschaft ohnehin ausgehebelt habe. Bislang sei die Lohnfindung bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern, also den Gewerkschaften, angesiedelt gewesen. Nun habe sich die Politik eingemischt, bemängelte Hacker.

Liberal erfordert Mut


Wenn man die Geschichte der FDP näher betrachtet, dann müsse man schnell feststellen, dass immer auch ein wenig Mut dazu gehörte, ein Liberaler zu sein, so Thomas Nagel. 30 Jahre lang habe die FDP auch nicht dem Kulmbacher Stadtrat angehört. Für Nagel ist die Geschichte der FDP ähnlich der des 1. FC Nürnberg: "Nur weil es einmal bergab geht, wechselt man nicht gleich den Verein", sagte er. Gerade die Kulmbacher FDP sei es gewesen, die im Kreistag auf die Schuldenbremse getreten sei. Aber auch in der Stadt seien es die Liberalen, die immer wieder ihre Ideen in die Bildungspolitik und in den Tourismus einbringen.

Nach den Worten von Oberbürgermeister Henry Schramm habe die FDP die Kulmbacher Stadtpolitik maßgeblich beeinflusst. "Wir arbeiten auf vielen Gebieten gut zusammen", sagte Schramm und schwärmte von einem angenehmen, freundlichen und konstruktiven Miteinander. Landrat Klaus Peter Söllner sprach von der großen Tradition der Liberalen in Kulmbach. Die Werte der FDP seien für unser Land nach wie vor wichtig, so Söllner, der besonders die großen Verdienste von Thomas Nagel, dem "Gesicht der FDP", heraushob.

Die Kulmbacher FDP wurde am 14. Dezember 1945 als einer der ersten FDP-Kreisverbände in Bayern gegründet. Erster Kreisvorsitzender war Karl Jung, seit 2002 steht Thomas Nagel an der Spitze der Kulmbacher Liberalen. Er vertritt seine Partei auch im Stadtrat und im Kreistag. Einer der bekanntesten FDP-Politiker aus Kulmbach ist der Kaufmann und Elektroingenieur Franz Pensel, der die Partei von 1970 bis 1974 im Bayerischen Landtag vertrat.