Fast 4000 Tonnen Tomaten, Gurken und Paprika werden pro Jahr produziert. Der Betrieb wurde Ende Juni offiziell eingeweiht. Die Besucher erfuhren, dass die Nürnberger Landwirte noch viele Millionen Euro investieren.
Tomatenpflanzen, soweit das Auge reicht. "Das ist schon gigantisch", sagt Lorette Konrad aus Kitzingen, die die Naschtomaten zwar aus den Lebensmittelmärkten kennt, sich bis dato aber nicht vorstellen konnte, welch gewaltige Dimension die Gewächshäuser haben, in denen sie produziert werden.
Am Samstag 30. Juni, hatten rund 600 Gäste bei der Eröffnungsfeier der Feulersdorfer Gemüsefarm die Gelegenheit, sich einen Eindruck zu verschaffen, wie und was die Nürnberger Landwirtsfamilien Scherzer und Boss in Feulersdorf herstellen. Und das sind nicht nur Tomaten, auch Paprika und Gurken wachsen auf dem 25 Hektar großen Areal in zwei Gewächshäusern, die zusammen 9,2 Hektar groß sind.
Im geschlossenen System
Die Mengen, die in Feulersdorf produziert werden und später in den Gemüsetheken der Märkte landen, sind beeindruckend. Rund 2000 Tonnen Tomaten, 900 Tonnen Paprika und 800 Tonnen Gurken werden pro Jahr geerntet, wie Landwirt Fritz Boss mitteilt. Produziert wird im so genannten geschlossenen System. Wie Boss erläutert, werden nicht verbrauchte Nährstoffe und Wassergaben nach der Aufbereitung wieder den Pflanzen im Kreislauf zugeführt.
Das schone die Umwelt. "Das Gewächshausklima und die Nährstoff- und Wasserversorgung können über Computer sehr genau gesteuert werden", so der Landwirt, der von einer resourcenschonenden Wirtschaftsweise spricht. Chemischer Pflanzenschutz erübrige sich, "da die Pflanzen optimale Kulturbedingungen vorfinden". Gegen die tierischen Schädlinge würden Raubmilben, Schlupfwespen, Gallmücken und Wanzen eingesetzt.
Die Besucher waren beeindruckt. Und sie erfuhren, dass die Landwirte aus dem Knoblauchsland am Standort Feulersdorf noch viel vorhaben. 2019 oder 2020 soll die Gemüsefarm vergrößert, ein Gewächshaus um sechs Hektar erweitert werden. Bisher wurden schon 20 Millionen Euro investiert. Die Erweiterung wird, so schätzt Boss, mindestens weitere acht Millionen Euro verschlingen.
Schon 80 Beschäftigte
Es ist ein Riesenprojekt, von dem auch die Region profitiert. Rund 20 der 80 Beschäftigten kommen aus dem Raum Kulmbach. Vor allem Führungskräfte, sagt Boss, nach dessen Worten derzeit 60 rumänische Erntehelfer im Einsatz sind. Ein Gewinner ist auch der Markt Wonsees. Da in Feulersdorf eine Produktions-GmbH gegründet wurde, kann die Gemeinde mit Gewerbesteuereinnahmen rechnen.
Was haben die Landwirtsfamilien aus dem Nürnberger Knoblauchsland doch für Gegenwind verspürt, als sie sich 2016 auf die Suche nach einem Standort für die Betriebserweiterung begeben haben. Im Landkreis Fürth hat eine Bürgerinitiative einen Bürgerentscheid angestrebt, um ein Mega-Gewächshaus zwischen Untermichelbach und Rothenberg zu verhindern. Die Gemüsebauern Scherzer und Boss haben ihre Bauvoranfrage daraufhin zurückgezogen.
Auch in Weismain ist ihr Millionenprojekt am Widerstand einer Bürgerinitiative gescheitert. Mit plumpen Mitteln habe diese eine Jahrhundertchance für die Stadt verhindert, schimpfte 2016 Bürgermeister Udo Dauer (CSU). Dauer trauert der der entgangenen Einnahmequelle noch heute nach.
Entstanden sind die Gewächshäuser nicht in der zu Weismain gehörenden Ortschaft Fesselsdorf, sondern eineinhalb Kilometer entfernt in Feulersdorf, einem kleinen Dorf, das zum Markt Wonsees gehört. Ob die beiden zusammen fast zehn Hektar großen Gewächshäuser ins Landschaftsbild passen? Darüber lässt sich streiten.
Streiten mussten sich Scherzer und Boss mit den Feulersdorfern aber nie. Von den Anwohnern, die die riesige Anlage vor der Haustür haben, wurden die Landwirte ebenso mit offenen Armen empfangen wie von der Gemeinde, die das 20-Millionen-Euro-Projekt mit vorangetrieben hat. Der Markt Wonsees, der nur wenig Gewerbe hat, hat die Chance am Schopf gepackt. Er kann mit Steuereinnahmen rechnen. So manch einer aus der Region hat in der Gemüsefarm auch schon eine neue Arbeit gefunden. Und es könnten noch mehr werden, die von der Ansiedlung profitieren, steht doch möglicherweise schon 2019 die Betriebserweiterung an.
An den Standorten, die die Gemüsebauern zuvor ins Auge gefasst hatten, waren Ängste vor den vielen osteuropäischen Helfern geschürt worden, die bei der Ernte im Einsatz sind. Ängste, die die Feulersdorfer nicht verspüren. Die Rumänen seien friedlich, in der Ortschaft kaum wahrzunehmen, sagen die Einheimischen, deren Ortschaft eine Sehenswürdigkeit gewonnen hat. Die riesige, derzeit wohl modernste Gemüsefarm Deutschlands lockt nämlich Woche für Woche viele Schaulustige nach Feulersdorf.