Brandopfer stehen noch vor der Ruine

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Der Bauernhof liegt in Schutt und Asche. Auch das Wohnhaus von Petra und Harald Groppweiß ist ausgebrannt (im Hintergrund) und muss abgerissen werden. Fotos: Alexander Hartmann
Der Bauernhof liegt in Schutt und Asche. Auch das Wohnhaus von Petra und Harald Groppweiß ist ausgebrannt (im Hintergrund) und muss abgerissen werden.  Fotos: Alexander Hartmann
Dort, wo bis Oktober ein Wohnzimmer war, lagert eine riesige Menge Schutt.
Dort, wo bis Oktober ein Wohnzimmer war, lagert eine riesige Menge Schutt.
 
Das war das Wohnhaus der Familie Groppweiß.
Das war das Wohnhaus der Familie Groppweiß.
 
Das Haus ist unbewohnbar.
Das Haus ist unbewohnbar.
 
So sieht das Badezimmer nach dem Brand aus.
So sieht das Badezimmer nach dem Brand  aus.
 

Die Landwirtsfamilie Groppweiß aus Menchau, die beim Großfeuer im Oktober Haus und Hof verloren hat, nimmt den Abriss in Angriff und plant parallel den Wiederaufbau. Schon 2020 sollen die Milchkühe zurückgeholt werden.

Petra (37) und Harald Groppweiß (42) stehen im Thurnauer Ortsteil Menchau vor dem, was bis vor wenigen Wochen ihr Bauernhof war. Sie stehen vor einem Trümmerhaufen: Scheune, Stall und Nebengebäude sind niedergebrannt, auch das Wohnhaus wurde am 10. Oktober ein Opfer der Flammen. Gespenstisch sei es, sagt Petra Groppweiß, als sie mit ihrem Mann einen Blick in das Haus wirft. "Jetzt kann ich mir vorstellen, wie es im Kriegsgebiet aussieht, wenn Leute ausgebombt werden", stellt die 37-Jährige fest, der es schwer fällt, ihre Gefühle in Worte zu fassen.

Der "Gockel" wurde verschont

Mitarbeiter einer Abbruchfirma räumen das Gebäude aus, das unbewohnbar ist und abgerissen werden muss. Die Decken im Eingangsbereich sind verkohlt, im früheren Wohnzimmer von Harald Groppweiß' Mutter türmt sich ein riesiger Schuttberg auf. Zu retten war fast nichts, sagt Harald Groppweiß, dessen Blick auf eine kleine Gockelfigur aus Metall fällt, die er dort entdeckt, wo einst der Eingang war. Ihr hat die Feuersbrunst nicht viel angetan. "Vielleicht können wir den Gockel wieder aufstellen", meint der Landwirt, der wenige Wochen nach der Tragödie kein Trübsal bläst, sondern den Blick nach vorne richtet.

"Wir haben ja auch noch unsere Tiere"

"Wir wollen den Bauernhof wieder aufbauen. Wir haben ja auch noch unsere Tiere ", sagt Groppweiß. Über 100 Milchkühe konnten vor dem Flammentod gerettet werden. Sie stehen jetzt in Ställen in Trumsdorf und Seubersdorf. 80 Kilometer legt das Ehepaar Tag für Tag zurück, um die Kühe zwei Mal zu melken und zu füttern. "Das ist eine gewaltige Herausforderung", betont der 42-Jährige, der froh ist, dass ihm bis dato Betriebshelfer zur Seite standen.

Spatenstich im Februar?

Groppweiß hofft, dass er die Kühe möglichst schon 2020 nach Menchau zurückholen kann. Die Weichen dafür werden gestellt. Das Ehepaar plant den Bau einer Maschinenhalle und eines 1300 Quadratmeter großen Stalls, hat bereits Bauanträge gestellt. Der Thurnauer Gemeinderat wird am Montag darüber beraten. "Wir hoffen, dass wir im Februar mit dem Neubau beginnen können", sagt der Landwirt, der sich wünscht, bald auch mit einem weiteren Projekt starten zu können: mit dem Bau eines neuen Eigenheims. Die fünfköpfige Familie - Petra und Harald Groppweiß haben drei Kinder (9, 11, 13) - wohnt derzeit im Berndorfer Pfarrhaus, das ihnen die Markt- und die Kirchengemeinde als Unterkunft zur Verfügung gestellt haben. "Wir fühlen uns dort wohl, sind unheimlich dankbar, dass wir dort einziehen durften. Wir wollen aber schnellstmöglich nach Menchau zurück", sagt Petra Groppweiß.

Der große Wunsch

Eine Bauvoranfrage liegt dem Landratsamt schon vor. Das Ehepaar hofft, dass die Genehmigungsverfahren problemlos über die Bühne gehen, und hat den Wunsch, 2021 das neue Haus beziehen zu können. "Dann wären wir wieder bei unseren Tieren."

Bei dem Brand wurde ein Millionenschaden verursacht. Petra und Harald Groppweiß wissen, dass der Wiederaufbau gewaltige Summen verschlingen wird, sind aber zuversichtlich, dass die Brandversicherung einspringt. Für die vielen Spenden, die sie erhalten haben, sind sie "unendlich dankbar". Zigtausende Euro sind eingegangen, die sie, sollten sie für den Neustart nicht benötigt werden, für einen guten Zweck spenden wollen. Harald Groppweiß: "Wir werden wohl erst in zwei bis drei Jahre wissen, wo wir finanziell stehen."

Schwere Verletzungen

Der Landwirt aus Menchau hatte schwere Brandverletzungen im Gesicht und an den Händen erlitten, war mit dem Hubschrauber in eine Spezialklinik geflogen worden. Gesundheitlich gehe es ihm schon wieder recht gut, sagt Groppweiß, der froh ist, dass bei den Löscharbeiten keine Einsatzkräfte ernsthaftere Verletzungen davongetragen haben.

Funkenflug war Brandursache

Der 42-Jährige hatte am Nachmittag des 10. Oktober am Strohhäcksler gearbeitet, als das Feuer ausgebrochen war. Als Ursache haben Brandfahnder Funkenflug ausgemacht. "Stroh und Heu haben sofort Feuer gefangen. Das waren riesige Flammen", erinnert sich Harald Groppweiß, dem es mit Unterstützung einiger Helfer gelungen ist, Maschinen, vor allem aber auch viele Tiere zu retten.

Heute liegt dort, wo bis Oktober Stall und Scheune standen, Bauschutt. Als Petra Groppweiß das einstige Wohnhaus verlässt, zieht sie den Vergleich mit einem Bombenangriff, bei dem Familien ihr Hab und Gut verlieren. Dabei weiß sie, dass es ihrer Familie um einiges besser geht als den Menschen in Kriegsgebieten. Weil das Feuer kein Menschenleben gefordert und ihre Familie auch in der Not ein Dach über dem Kopf hat.