Bergstraße in Kulmbach: Die Fahrbahn neigt sich

2 Min
Die Bergstraße in Schieflage - eine Folge des Schwerlastverkehrs zu einem Neubau? Eine Anwohnerin fürchtet um Folgen für ihr Grundstück. Die Stadt hat eine Tonnagebegrenzung veranlasst. Foto: Jochen Nützel
Die Bergstraße in Schieflage - eine Folge des Schwerlastverkehrs zu einem Neubau? Eine Anwohnerin fürchtet um Folgen für ihr Grundstück. Die Stadt hat eine Tonnagebegrenzung veranlasst. Foto: Jochen Nützel

Schwere Lastwagen steuern seit Tagen eine Hausbaustelle an - ob sich deswegen die Fahrbahn merklich zur Seite neigt? Eine Anwohnerin befürchtet das, der Bauherr hat Stabilisierungen auf eigene Kosten veranlasst.

Die Warnbaken neigen ihre Häupter - die Schräg lage der Seitenbegrenzer deutet auf den abgesackten Untergrund in der Bergstraße hin. Die geneigte Fahrbahn beunruhigt auch eine Anliegerin, die namentlich nicht genannt werden möchte. Sie wohnt ganz in der Nähe und hat ein mulmiges Gefühl, "dass mir eines Tages ein Laster in den Garten oder vor die Haustür purzelt."

Erst Abriss, jetzt Neubau
Der Grund für den seit Wochen anhaltenden Bauverkehr: Ein Bayreuther hat am Ende der Straße ein altes Haus abgerissen und lässt dort ein neues Domizil errichten. Berge mit schweren Steinen türmen sich auf, die Brocken werden zur Hangsicherung und Gartengestaltung verbaut. Lastwagen, Bagger und ein Kran sind nötig, Material auf die Baustelle zu schaffen. "Das war offenbar zu viel für die schmale Straße", sagt die Kulmbacherin.

Sie könne nahezu täglich beobachten, wie die Trasse Stück für Stück weiter nachgibt. "Die Straße ist für diese Art von Schwerlastverkehr, und das auf längere Zeit, offenkundig nicht ausgelegt." Sie habe aber durchaus Verständnis für die besonderen Anforderungen. "Ich weiß, dass es für die Baufirma nur diese Zufahrt gibt. Und ich weiß, dass der Grundstückseigentümer sehr bemüht ist. Er hat sogar die Fahrer ersucht, möglichst kleine Tonnagen zu wählen und die schwere Fracht auf mehrere Fahrten aufzuteilen, was ich ihm hoch anrechne."

Und nicht nur das, wie Bauherr Martin Bayer der BR berichtet: "Der Splitt, der Sand und die Stahlplatten: Das hat die Firma auf meine Anweisung hin ausgeführt", sagt Bayer am Rande seines erworbenen Grundstücks mit Blick auf Plassenburg und Altstadt. Der Geschäftsführer eines großen Herstellers von Medizinprodukten aus Helmbrechts zieht von Bayreuth nach Kulmbach. "Ich strebe ein gutes Verhältnis mit meinen neuen Nachbarn und der Stadt an, deswegen zeige ich dieses Entgegenkommen."

Befremdlich allerdings finde er, dass die Stadt Kulmbach vor zwei Wochen an der Abzweigung von der Gustav-Adolf-Straße (die ebenfalls Baustelle ist) in die Bergstraße ein Schild mit Verweis auf das Höchstgewicht von Fahrzeugen aufgestellt habe. "Ich kann nur sagen, diese Tonnagebegrenzung war zum Zeitpunkt der Baugenehmigung überhaupt kein Thema." Die Ladebegrenzung bedeute, dass die Baufirma kleinere Transporter wählen und häufigere Anfahrten kalkulieren müsse, verbunden mit Mehrkosten. "Aber auch die bin ich bereit zu tragen", sagt Bayer.

Gutachter beauftragt
Die besagte Anwohnerin weiß das Entgegenkommen des Bayreuthers zu schätzen - und dennoch befürchtet sie Konsequenzen für ihr Grundstück. "Man darf nicht die Augen vor den Auswirkungen auf die Fahrbahn verschließen. Wer weiß, ob die Straße bei noch stärkerer Belastung nicht irgendwann ganz gesperrt werden muss, das träfe dann auch die Schrebergärtner." Daher hat sie vorsorglich einen Statiker beauftragt, die Sachlage zu klären. "Das Gutachten liegt der Stadt vor."

Stabilisierung funktioniert
Zum Inhalt des Gutachtens konnte Stadt-Pressesprecher Simon Ries gestern auf BR-Nachfrage nichts sagen. "Die momentane Lösung zur Stabilisierung der Fahrbahn jedenfalls ist mit dem Bauherrn abgesprochen und funktioniert, soweit wir das beurteilen können." Der Bauhof habe in der Vergangenheit in der Bergstraße immer wieder nachbessern, Risse und Löcher stopfen müssen. "Wir werden nach Abschluss der Bautätigkeit sehen, wie sich der Zustand der Fahrbahn darstellt, und dann gemeinsam mit dem Grundstückseigentümer weitere Maßnahmen abstimmen."

Dem Bauherren werde - wie jedem anderen in der Straße auch - unter den gegebenen Möglichkeiten das Recht eingeräumt, eine Baumaßnahme ausführen zu können. "Die Stadt wertet es als sehr positiv, dass an der Stelle nicht nur ein unansehnlicher Altbau verschwand, sondern zugleich eine Baulücke geschlossen und das Gelände aufgewertet wird", so Ries.

Gustav-Adolf-Straße bald fertig
Dass das Areal Großbaustelle ist, liegt auch an den bereits erwähnten Ausbesserungsarbeiten in der Gustav-Adolf-Straße. Im Zuge des Sanierungsprogramms investieren Stadt und Stadtwerke Kulmbach hier 210 000 Euro. Laut Christian Gack von der Tiefbauabteilung sei der Untergrund der Fahrbahn noch intakt gewesen, so dass eine Ertüchtigung der Oberfläche genüge. Vorteil für die Anlieger: Ihnen entstehen keinerlei Kosten. Bis Anfang Juli 2015 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.