Bei der Holzmühle hat sich seit dem Neubau der B85 eine Reihe schwerer Unfälle ereignet. Ein Mann ist dort gestorben. Die Analyse der Unfälle zeigt, warum die Möglichkeiten der Experten und Straßenbauer, hier einzugreifen, begrenzt sind.
So richtig verstanden hat es kein Mensch, dass die B 85 bei der Holzmühle - auf halbem Weg nach Kronach - zu einem Unfallschwerpunkt geworden ist. Ausgerechnet, nachdem die Bundesstraße und die Abzweigung nach Grafendobrach ausgebaut worden sind. Experten und motorisierte Laien fragen sich, seit die Straße im Juni 2011 freigegeben worden ist: Kann diese Kreuzung gefährlich sein?
Rückblende: Der erste Unfall bei der Holzmühle ereignet sich am 8. September 2011 - es ist der folgenschwerste. Ein 41-jähriger Mann aus Coburg stirbt noch an der Unfallstelle. Der Fahrer eines Paketdienstes hat beim Abbiegen mit seinem Kleintransporter einen Mercedes gerammt, der auf der vorfahrtsberechtigten B 85 unterwegs ist.
Hernach muss sich die Unfallkommission - bestehend aus Experten der Polizei, des Straßenbauamts und der örtlichen Verkehrsbehörde - noch sechsmal mit dem Straßenabschnitt bei der Holzmühle beschäftigen. Menschen werden verletzt, zum Teil schwer. Der Sachschaden ist erheblich. Zum letzten Mal hat es vor vier Monaten gekracht - am 28. November. Bilanz des Unfalls: ein Schwerverletzter und 40.000 Euro Schaden.
Kreuzung optimieren "Die Unfallkommission ist mit dem Thema seit eineinhalb Jahren beschäftigt", betont Michael Kofer von der Kulmbacher Polizei. Der Hauptkommissar und seine Kollegen sind seitdem damit beschäftigt, die Kreuzung zu optimieren.
Nach dem ersten Unfall stellt die Kommission fest, dass die Wegweisung das Sichtfeld des tödlich verletzten Lieferwagenfahrers eingeschränkt hat. Deshalb wird die Beschilderung abgewandelt und im März 2012 - nach einem weiteren Unfall - vom Einmündungsbereich auf die gegenüberliegende Straßenseite versetzt.
Im August wird die Markierung verändert. "Die Breite der Wartelinie - ursprünglich 30 Zentimeter - wurde verdoppelt, um auszuschließen, dass sie von Autofahrern schlecht gesehen wird", so Kofer. Zusätzlich habe man veranlasst, dass die durchgezogene Mittellinie auf der KU 19 verlängert und die schraffierte Sperrfläche vergrößert wird. "Wir wollen dem Autofahrer signalisieren, dass er vorsichtig an die Einmündung heranfährt."
"Immer wieder Fahrfehler" All die Maßnahmen bringen jedoch nicht den gewünschten Erfolg: Die Kreuzung bleibt ein Unfallschwerpunkt. Zur genauen Analyse der Unfälle sprechen die Experten mit Zeugen und Unfallbeteiligten. Kofer: "Es hat sich herausgestellt, dass es immer wieder Fahrfehler zu den Unfällen geführt haben. Die Autofahrer, die in die Vorfahrtsstraße eingebogen sind, haben nicht die nötige Sorgfalt an den Tag gelegt, sind abgelenkt gewesen. Das hat sich auch beim letzten Unfall gezeigt."
Das Fazit, das der zuständige Sachbearbeiter der Polizei zieht, fällt ernüchternd aus: "Im Endeffekt kommen wir nicht groß weiter, wenn der eine oder andere dabei ist, der unaufmerksam ist. Wie will man das verhindern?" Doch aufgeben will er nicht. "Es bleibt nicht mehr viel übrig. Die Erkennbarkeit, dass man bei der Einfahrt in die B 85 Vorfahrt achten muss, ist eigentlich für jeden gegeben."
Trotzdem versucht die Unfallkommission mit zwei neuerlichen Maßnahmen gerade diese Erkennbarkeit noch zu verbessern. Ein zweites Vorfahrt-achten-Zeichen wird auf der Mittelinsel aufgestellt, "dass man das Schild nach allen Seiten im Blick hat". Auf der KU 9 steht schon ein Gefahrenzeichen, das auf Radfahrer hinweist, die 50 Meter vor der Einmündung kreuzen. Dort wird noch ein Zusatzzeichen mit dem Schriftzug "Radfahrer kreuzen" angebracht. Kofer: "Es soll dem Autofahrer signalisieren, dass da eine Kreuzung kommt." Ferner hat das Straßenbauamt die Vegetation in Richtung Holzmühle ausgelichtet, um einen freien Blick zu ermöglichen.
Ein Stopp-Zeichen bei der Einmündung in die B 85 hält die Unfallkommission nicht für sinnvoll. "Es kann nicht sein, dass man anhalten muss, wenn die Sicht nach beiden Seiten ohne Einschränkung möglich ist", erläutert Kofer, der überdies davor warnt, die Kreuzung mit Gefahrenzeichen und Verkehrsschildern zu überfrachten.
Gegen Tempolimit Auch eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf der B 85 wird es nicht geben. "Dazu haben wir uns nicht entschlossen, weil bei keinem Unfall jemand auf der vorfahrtsberechtigten Bundesstraße zu schnell gefahren ist", betont Kofer. "Das hatten wir in keinem der Fälle, im Gegenteil, die waren meistens sogar langsamer - beim tödlichen Unfall unter 70 km/h."
Nach den Worten des Experten muss derjenige, der an die Kreuzung hinfährt, besonders aufmerksam sein: "Aber daran mangelt's bei vielen Verkehrsteilnehmern, dass sie sich aufmerksam im Straßenverkehr bewegen."
Entweder entschließt man sich endlich dazu eine Ampel dort aufzustellen, oder man baut einen Kreisverkehr wie heute allerorts Standard (nur nicht im Landkreis Kulmbach). Eine erweiterte Beschilderung oder Wegmarkierungen führen zur Ignoranz und da ist niemandem Geholfen.
man fährt einfach so, wie es sich beim Einbiegen aus einer untergeordneten Straße in eine übergeordnete an einer übersichtlichen Einmündung gehört.