Die Zahl der Flüchtlinge macht langsam auch dem Landkreis Kulmbach Sorgen. Im Moment reichen die Kapazitäten aus. Aber das kann sich in absehbarer Zeit ändern, befürchtet Landrat Klaus Peter Söllner.
Noch, sagt Landrat Klaus Peter Söllner (FW, hat man die Lage im Griff. Mitte August wird im Landkreis wieder eine größere Zahl an Asylbewerbern erwartet, und auch die wird man unterbringen können. "Die Weichen sind schon gestellt." Wie es aber im Oktober, November und Dezember aussehen wird, das vermochte Söllner dem Kreistag in der Sitzung am Freitagnachmittag nicht zu prophezeien.
Zelte bislang vermieden Der Landrat betonte, dass man es bislang vermeiden konnte, die Flüchtlinge in Zelten unterzubringen. Damit hätten andere Landkreise "nicht immer positive Erfahrungen" gemacht, formulierte er es vorsichtig.
Zudem seien im Landkreis Kulmbach bislang keine Schulturnhallen herangezogen worden. Das bringe nicht nur für die Schulen gravierende Einschränkungen mit sich, sondern auch für Vereine, die die Anlagen nutzen.
Zudem bereite es Probleme, wenn in unmittelbarer Nähe Unterricht gehalten werde.
Über die Zahl und Verteilung der Asylbewerber sowie den Notfallplan und die Prognosen für die weiteren Entwicklungen informierte Landratsamt-Juristin Kathrin Limmer. 433 Asylbewerber seien derzeit im Landkreis untergebracht, 194 davon in Gemeinschaftsunterkünften, 171 dezentral, 17 privat. Hinzu kommen 51 Kontingentflüchtlinge. Im November 2012 waren es insgesamt nur 80.
Kathrin Limmer geht davon, dass die Kapazitätsgrenze im Landkreis ausgereizt wird.
Der Notfallplan für die Unterbringung von Flüchtlingen im Landkreis wird Limmer zufolge ab 10. August wieder aktiviert.
Die Versorgung von bis zu weiteren 300 Asylbewerbern bis Jahresende könne man aber nicht mehr allein mit dem BRK schaffen, dazu sei man auf die Unterstützung aller Hilfsorganisationen, Wohlfahrtsverbände, Gemeinden, Kirchen und Ehrenamtlichen angewiesen.
Um den Ansturm bewältigen zu können, sei nicht nur eine Verwaltungskraft zur Verstärkung dringend erforderlich, sondern man brauche auch zwei weitere Sozialpädagogen im Jugendamt.
Problemfall: Minderjährige Dessen Leiter Klaus Schröder ging auf das Problem der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge ein. Hier stelle die Jugendhilfe Fassoldshof 20 Plätze zur Verfügung, bis 1. September kann noch das BRK mit bis zu 45 Plätzen helfen.
Ab Mitte August kommen bis zu 60 Plätze hinzu, die die Awo mit ihrer Kreisvorsitzenden Inge Aures, zugleich SPD-Kreisrätin, dauerhaft in der Kurzzeitpflegestation in der Schützenstraße bereitstellt.
"Hier haben wir unsere Hausaufgaben auf absehbare Zeit gemacht", konnte Schröder zumindest auf diesem Gebiet Entwarnung geben und bekam Bestätigung vom Landrat: "Das ist das richtige Projekt zum richtigen Zeitpunkt."
Ab September sollen 20 unbegleitete Minderjährige am beruflichen Schulzentrum eine Klasse bilden, in der ihnen deutsche Sprachkenntnisse vermittelt werden, gab Schröder noch bekannt.
Wirsbergs Bürgermeister Hermann Anselstetter (SPD) regte eine Quote für eine dezentrale Unterbringung der Menschen in den Gemeinden nach Einwohnerzahlen an.