Angler meiden die Kieswäsch

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Gewässerwart Gerd Suske gibt zu bedenken, dass der pH-Wert im Oberauhof derzeit mit 8,9 - normal sind Werte zwischen 7 und 7,5 - viel zu hoch liegt. Jede kleine weitere Verschlechterung könnte zu einem Fischsterben führen Foto: Sonja Adam
Gewässerwart Gerd Suske gibt zu bedenken, dass der pH-Wert im Oberauhof derzeit mit 8,9 - normal sind Werte zwischen 7 und 7,5 - viel zu hoch liegt. Jede kleine weitere Verschlechterung könnte zu einem Fischsterben führen  Foto: Sonja Adam
Gerald Kummer vom Bezirksfischereiverein Kulmbach war beim Königsfischen 2014 entsetzt über die Explosion der Blaualgen - auch jetzt hat Kummer schon wieder die ersten türkisblauen Schlieren entdeckt und rechnet damit ,dass jederzeit wieder übler Geruch auftreten könnte. Foto: Sonja Adam
Gerald Kummer vom Bezirksfischereiverein Kulmbach war beim Königsfischen 2014 entsetzt über die Explosion der Blaualgen - auch jetzt hat Kummer schon wieder die ersten türkisblauen Schlieren entdeckt und rechnet damit ,dass jederzeit wieder übler Geruch auftreten könnte.  Foto: Sonja Adam
 
Gewässerwart Gerd Suske in glücklichen Tagen: Beim Königsfischen holte er Saiblinge, Hechte, Karpfen aus dem Oberauhof - doch in diesem Jahr hat der Bezirksfischereiverein das Königsfischen abgesagt. Foto: Sonja Adam
Gewässerwart Gerd Suske in glücklichen Tagen: Beim Königsfischen holte er Saiblinge, Hechte, Karpfen aus dem Oberauhof - doch in diesem Jahr hat der Bezirksfischereiverein das Königsfischen abgesagt.  Foto: Sonja Adam
 

Bestialischer Gestank und türkisfarbene Schlieren auf dem See haben 2014 das Königsfischen vermiest. Für dieses Jahr hat der Bezirksfischereiverein das Wettangeln abgesagt.

Beim Königsfischen am Oberauhof zum Ende der Sommerferien treffen sich die passionierten Angler aus dem gesamten Landkreis. Sechzig bis 100 passionierte Fischer angeln um die Wette, hoffen auf einen dicken Brocken und freuen sich anschließend jedes Jahr über tolle Preise.

Doch im letzten Jahr war das Wettangeln ein Desaster. Denn die Blaualgenplage hatte ausgerechnet beim Königsfischen ihren traurigen Höhepunkt erreicht. Die Kieswäsch hatte sich damals über Nacht in eine übelriechende Kloake verwandelt - just zum Königsfischen hatten sich über dem ganzen See türkisblaue Schlieren gebildet.

"Das war unzumutbar", erinnert sich Gerald Kummer noch mit Schrecken und erzählt offen und ehrlich, dass er selbst nicht ohne Würgereiz ans Ufer treten konnte.
Schon am Veranstaltungstag waren sich die Verantwortlichen des Bezirksfischereivereins Kulmbach einig, dass es besser gewesen wäre, die Veranstaltung abzusagen. Denn nur in Teilbereichen des Sees, dort, wo die Belastung nicht allzu stark war, konnte überhaupt gefischt werden. Die Fische bissen schlecht , und eigentlich hatte auch niemand wirklich Lust, die Fische zu verzehren.

In diesem Jahr hat der Bezirksfischereiverein Kulmbach schon im Vorfeld seine Konsequenzen gezogen und das Königsfischen komplett abgesagt. "Unser traditionelles Königsfischen, das am Sonntag hätte stattfinden sollen, ist gestrichen. Einen Ersatztermin wird es nicht geben", sagt Frank Podhorn, der derzeit noch im Urlaub in Kroatien weilt. "Wir haben uns schweren Herzens entschlossen, das Königsfischen nicht durchzuführen. Es macht ja auch keinen Spaß", sagt Gewässerwart Gerd Suske.

Obwohl das Wasser durch die Absaugaktion der Stadt Kulmbach derzeit bei weitem nicht so türkisblau verfärbt ist wie im vergangenen Jahr, hat Gerald Kummer in den Abend- und in den frühen Morgenstunden bereits wieder übelriechende türkisblaue Schlieren entdeckt. Diese Schlieren entstehen, wenn die Algen absterben - also spät im Jahr. Und die Angler rechnen damit, dass sich in den nächsten Tagen die Situation wieder zuspitzen könnte - genau wie im vergangenen Jahr. Trotz Absaugaktion. Denn vorhanden sind die Blaualgen nach wie vor.

"Es hat zwar jetzt mal einen Tag geregnet, aber es hat noch nicht abgekühlt, deshalb haben wir uns entschlossen, das Königsfischen ausfallen zu lassen", bestätigt Gewässerwart Gerd Suske. Zudem würden Angler beim Königsfischen die Fische anfüttern. Das bedeutet, die Angler würden den See zusätzlich belasten - und das wäre in der derzeitigen Situation unverantwortlich.

"Ich war in den letzten Tagen am Oberaufhof, die Gänsepopulation ist immens stark", hat Gewässerwart Suske mehr als 130 Exemplare gezählt. Außerdem gibt es noch eine stattliche Anzahl Enten. Die immense Population hat auch Auswirkungen auf den Keimgehalt im Badegewässer. So beträgt die durchschnittliche Fäkalienmenge, die ein Mensch in ein Badegewässer einbringt, rund 150 Gramm. Eine Ente scheidet dagegen täglich mehr als das Doppelte aus: 336 Gramm Kot mit einem Vielfachen an Keimen. Und bei Gänsen ist der Anfall von Keimen noch wesentlich höher. Deshalb können große Ansammlungen von Wasservögeln natürlich dazu beitragen, dass die Selbstreinigung des Sees versagt.

"Wir haben bei den letzten Messungen einen pH-Wert im See von 8,9 bis 9 festgestellt, das ist viel zu hoch", erklärt Suske. Normal sind Werte von 7,5. "Dieser Wert ist ein eindeutiges Zeichen, dass der Oberauhof derzeit sehr stark belastet ist", so Suske.

Die Angler wollen alles tun, um weitere Belastungen zu vermeiden. Sollte der pH-Wert weiter steigen, könnte dies zu einem echten Problem werden und zu einem schlimmen Fischsterben führen. Schon jetzt sind die Werte im Grenzbereich - kurz vor der Katastrophe.