Angeklagte packen aus

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Mehrfach haben die beiden Angeklagten in Tschechien Crystal gekauft, wie sie jetzt vor dem Kulmbacher Amtsgericht zugaben. Foto: imago
Mehrfach haben die beiden Angeklagten in Tschechien Crystal gekauft, wie sie jetzt vor dem Kulmbacher Amtsgericht zugaben. Foto: imago

Mehrfach sind sie nach Tschechien gefahren, um Crystal einzukaufen. Jetzt haben die beiden jungen Männer vor Gericht ein Geständnis abgelegt.

Im Drogenprozess gegen zwei junge Männer aus Kulmbach und dem Landkreis Lichtenfels haben die beiden Angeklagten am zweiten Verhandlungstag ein Geständnis abgelegt. Die 26- und 27-Jährigen räumten ein, in mehreren Fällen die Teufelsdroge Crystal im tschechischen Eger gekauft und nach Deutschland eingeführt zu haben. Allerdings korrigierten sie die Anklageschrift deutlich nach unten.
Bis zum Geständnis war es allerdings ein langer Weg. "Wir fischen im Trüben", sagte die Vorsitzende Richterin Nicole Allstadt noch am Vormittag. Verteidiger Johannes Driendl aus Bayreuth nannte die Sachlage schwierig und für Rechtsanwalt Alexander Schmidtgall aus Kulmbach kam es darauf an, was die Polizei offenlegt und was nicht. Er zielte damit auf die 24-jährige Frau ab, die das Verfahren ins Rollen gebracht haben soll. Sie war angeblich nicht nur mit den beiden Männern befreundet, sondern auch als Vertrauensperson für die Polizei tätig.
Keiner der geladenen Polizisten konnte, wollte oder durfte dazu bislang Genaueres sagen. Die Verteidigung wollte darauf hinaus, dass die Frau die beiden Männer überhaupt erst zu den Taten angestiftet hatte. Einer der Beamten räumte zumindest ein, dass die Frau mit der Polizei zusammenarbeitete. Während der Beamte von vereinzelten Zahlungen im unteren zweistelligen Bereich als Gegenleistung sprach, legte Verteidiger Schmidtgall Protokolle von Chat-Verläufen vor, aus denen hervorging, dass die Frau beispielsweise aufgefordert wurde, Gespräche mit dem Handy mitzuschneiden. "Hier werden ganz klar richterliche Beschlüsse umgangen", sagte Schmidtgall und stellte das Vertrauen in die Polizeiarbeit infrage.
Erst nachdem Gericht und Staatsanwaltschaft den Angeklagten unmissverständlich klarmachten, dass im Falle einer Verurteilung ohne Geständnis eine Bewährungsstrafe undenkbar sei, besannen sich die beiden Männer und packten aus. Allerdings nur in beschränktem Umfang. Der Lichtenfelser sprach von vier bis fünf Fahrten nach Tschechien, bei denen er niemals mehr als fünf Gramm Crystal zum Eigenkonsum gekauft habe, der Kulmbacher ebenfalls von fünf Fahrten mit niemals mehr als acht Gramm.


Einen Teil verkauft

Die Anklage hatte den beiden noch vorgeworfen, zwischen März und August 2015 über 80 Gramm Crystal in Cheb gekauft und nach Deutschland eingeführt zu haben. Meist sollen sie das Rauschgift hälftig geteilt, einen Teil selbst konsumiert, den Rest gegen Geld oder gegen Sex weiterveräußert haben, so heißt es in der Anklage.
Von den insgesamt elf aufgelisteten Fällen soll der 26-jährige Kulmbacher zwei Drogenfahrten alleine mit dem Auto seines Stiefvaters durchgeführt haben, bei den übrigen neun Fahrten sollen beide Angeklagte zusammen gehandelt haben.
Er habe nicht gewusst, auf was er sich da einlässt, sagte der Lichtenfelser. Während der Mitangeklagte das Rauschgift in Eger gekauft habe, sei er im Auto sitzen geblieben. Er habe das Crystal mit seiner Frau konsumiert. Die Frau wurde erst vor wenigen Monaten vom Amtsgericht Lichtenfels wegen des Erwerbs zu einer Geldstrafe von 1850 Euro verurteilt.
Der Kulmbacher Angeklagte, der selbst nicht konsumiert, sagte aus, dass er nur wegen der 24-Jährigen, mit der er damals liiert war und auch heute wieder zusammen ist, nach Tschechien gefahren sei. Sie habe ihn manipuliert, habe sich geritzt, auf den Boden geschmissen, die Haare ausgerissen, alles nur, damit er Drogen besorgt. "Ich bin immer mit Bauchschmerzen rübergefahren, habe ihr aber keinen Wunsch abschlagen wollen", sagte er unter Tränen. Eine Gegenleistung habe er dafür nicht bekommen, weder in Geld, noch in sexuellen Handlungen, wie es die Anklage auflistet.
Der Vertreter der Staatsanwaltschaft wollte dieser Aussage keinen Glauben schenken. Dem Angeklagten sei es nur ums Geld gegangen, er habe keinesfalls aus Mitleid gehandelt. Die Frau, die sich derzeit in einer Drogenklinik aufhält, machte in ihrer Zeugenvernehmung keine Angaben zu den Beschaffungsfahrten.
Die Verhandlung wird am 20. Dezember fortgesetzt.