Das Mönchshofs-Gelände in der Blaich regte schon immer die Phantasie von Brauereioberen und Architekten an.
Kein Wölkchen trübte am Wochenende des 8. und 9. Juni 1991 bei der Einweihung des Mönchshof Biergartens den Himmel. Und es kamen viele Schaulustige. Vollmundig war das Ereignis in den Medien angekündigt worden unter den Slogan "Komm ins Bierparadies auf Erden".
Über 3500 Sitzuplätze
Die Bayerische Rundschau berichtete am 10. Juni von 50 000 Besuchern und von der "Menscheninvasion in der Blaich". Was sollte da noch schief gehen? Nachdem die Reichelbräu die Brauerei Sandler und auch die Mönchshof unter ihre Fittiche gebracht und die jeweiligen Sudhäuser stillgelegt hatte, fehlte nur noch das Sahnehäubchen. Da bot sich der damalige "Klosterkeller" mit seinem altehrwürdigen Biergarten an. Auf diesem Terrain sollte nun nach Worten von Mönchshof-Werbeleiter Andreas Esser das "Andechs Nordbayern" entstehen. Insgesamt verfügte das neue Ensemble mit Wirtschaft und Freigelände über 3500 Sitzplätze, davon allein der Biergarten über 2200.
Mit der Planung war Mönchshof-Geschäftsführer Hans-Christoph Ihring betraut. Ihm zur Seite stand der Hausarchitekt der Reichel, Dieter Birke von Schledorn. Und sie nahmen ihren Auftrag ernst. Mehrmals holten sie sich Anregungen im Biergartenparadies Oberbayern. So musste in der Blaich die Traditionskegelbahn weichen.
Alte Kegelbahn abgerissen
An ihrer Stelle entstand ein Ausschank- und Versorgungstrakt, der aber nie so richtig seinen Zweck erfüllen konnte. Auch viele Türen der achteckigen Kioske nahe des Pavillons wurden kaum geöffnet. Die Umbaukosten für das Gesamtobjekt wurden mit zwei Millionen Mark beziffert. Optimistisch gaben sich die Verantwortlichen bei der Eröffnungslaudatio. Die vielen Menschen seien gekommen, weil hier etwas Besonderes angeboten worden sei, so Andreas Esser. Und Architekt Birke von Schledorf freute sich, dass "aus dem Traum Wirklichkeit geworden" sei. Geschäftsführer Gerhard Wiedenhöfer hob hervor: "Hier wurde ein wunderbares gastronomisches Objekt geschaffen, das in Nordbayern seinesgleichen sucht".
Das Weitere ist bekannt. Der Mönchshof-Biergarten konnte nie die in ihm gesetzten Erwartungen erfüllen. Selbst die Traditionsfeste, die Blaicher Kirchweih und das Gregoriusfest, verloren dort in den letzten Jahren ihre Anziehungskraft. Und nun, aktuell, ist der mit vielen Vorschusslorbeeren bedachte Betrieb geschlossen.
Das war 87 Jahre früher ganz anders. Damals war zu Pfingsten 1904 der "Mönchshof Volksgarten" eingeweiht worden. Vermutlich waren es der verlorene "Zuckercoleurprozess", aber auch die allgemein schlechte Lage auf dem Biermarkt, die die Brauerfamilie Meußdoerffer ermutigte, auf ihren gepflegten Privatgarten zu verzichten und diesen in einen hektoliterträchtigen Ausschank umzuwandeln.
"Warum in die Ferne schweifen?"
"Warum in die Ferne schweifen? Sieh', das Gute liegt so nah", schrieb die Bayerische Rundschau am Eröffnungstag. Es ist nicht bekannt, wie viele Menschen an diesem Pfingstwochenende kamen, aber der neu entstandene Volkspark hatte Erfolg - und das auf viele Jahre. Nur die beiden Weltkriege konnten ihn bremsen. "Aus dem Privatgarten ist ein Wirtschaftsgarten im modernste Stile entstanden", schrieb die Zeitung weiter, "um den uns manche Großstadt beneiden würde." Es wird von einem Springbrunnen berichtet mit Goldfischen im Bassin. Von einem mächtigen Musikpodium mit Tanzbrücke und von einer "eine tüchtigen Anzahl von Gästen fassenden Halle".
Hauptattraktion war aber der neu angelegte See auf dem sich ein Schwanenpaar und eine Vielzahl von Enten tummelten. Und wer sich traute, konnte sich einen Kahn mieten und sein Geschick als Wassersportler testen. Im Winter wurde zum Schlittschuhfahren, am Sonntag mit Musik, eingeladen. Besondere Aufmerksamkeit erregte der mehrstöckige Holzturm im Garten zwischen den Kastanienbäumen. Der jetzt bekannte Pavillon wurde erst später gebaut.
Proteste gegen Verlegung des Gregoriusfests
Es war immer was los im Volksgarten. Den Anfang machte der Stenografenverein mit einem Sommervergnügen und der "Koburger Militärkapelle". Der erste Höhepunkt war ein "Grosses Kavallerie-Konzert", angeführt vom Trompeterkorps des "1. K. S. Husaren-Regiments" aus Großenhain.
Als es 1923 in Kulmbach von Seiten der Stadt das Bestreben gab, das seit 1913 bestehende Blaicher Wiesenfest mit dem Städtischen Gregoriusfest zusammenzulegen, wehrten sich die Stadtteilbewohner aus der Blaich erfolgreich. Sie setzten durch, dass das traditionelle Kinderfest auch weiterhin in ihrem "Mönchshof Volksgarten" gefeiert werden konnte.