Die Philatelistenfreunde beleuchten im Rathaus die Thurnauer Geschichte. Sie zeigen nicht nur Briefmarken, sondern viele Poststempel und Ansichtskarten, die auch an ein Jahrhunderthochwasser erinnern.
Mit dem Handy wird gesimst, im Internet gechattet. So pflegt die junge Generation heute Kontakte. Briefe schreiben ist aus der Mode gekommen, hat aber auch im 21. Jahrhundert seinen Reiz. Das sagt Siegfried Zettel, der nicht nur selbst gerne auf Papier schreibt, sondern als leidenschaftlicher Sammler ein besonderes Augenmerk auf Briefmarken legt, die in der modernen Kommunikationsgesellschaft ja quasi ausgedient haben.
Mit Lupe und Pinzette Siegfried Zettels Handwerkszeug sind Pinzette, Lupe und Wasserzeichen-Sucher: Der 68-Jährige ist Leiter des Thurnauer Philatelisten-Clubs, der 2012 sein 50-jähriges Bestehen feiert und derzeit zu einer Reise durch die Zeitgeschichte ins Rathaus einlädt.
Dort wird eine Ausstellung präsentiert, in der nicht nur Briefmarken in Länder- und Motivsammlungen gezeigt, sondern auch an die Thurnauer Postgeschichte erinnert wird.
"Das ist ein ganz besonderes Stück", sagt Zettel, als er auf eine Vitrine blickt, in der Relikte der früheren Gebhard'sche Posthalterei zu sehen sind. Bestaunt werden können das gut erhaltene Posthausschild aus dem Jahre 1850, zwei gut erhaltene Lampen, die die Thurnauer Postkutsche damals beleuchtet haben und ein nostalgisches Posthorn: historische Gegenstände, die noch im Besitz der Familie von Christian Gebhard sind. "Das Posthausschild hängt heute im Gebhard'schen Wohnzimmer", teilt Siegfried Zettel mit.
Katastrophe im Jahre 1927 Nicht nur für Briefmarkenfreunde, auch für alle Thurnauer, die gerne in die Geschichte eintauchen, lohnt sich der Ausstellungsbesuch.
Ansichtskarten sind zu sehen, die zwischen 1898 und 1954 entstanden sind. Der Schlossgarten mit Orangerie im Jahr 1912 wird ebenso dargestellt wie eine Katastrophe im Jahre 1927, als beim großen Hochwasser der gesamte Marktplatz unter Wasser stand.
Auf so genannten Mehrbild-Karten sind verschiedene Thurnauer Motive abgebildet. "Typisch ist die Aufschrift ,Gruß aus Thurnau'. Steht die auf einer Karte, ist das ein Hinweis darauf, dass sie älter als 100 Jahre ist", sagt der Sprecher der Thurnauer Philatelistenfreunde.
Unter französische Regentschaft Poststempel und Ansichtskarten seien für viele zwar "Randgebiete der Philatelie", doch geben gerade sie der Thurnauer Ausstellung einen besonderen Reiz. So ist ein Rayon-Poststempel aus den ersten Jahren des 19.
Jahrhunderts ausgestellt, mit dem Post zugestellt wurde, als die Region noch unter französischer Regentschaft stand. "So einen Stempel kauft man auf einer Börse oder ersteigert man bei einer Auktion.
Den findet man nicht mal einfach so auf dem Dachboden", sagt Siegfried Zettel, der sich wünscht, dass auch die jüngere Generation nicht nur simst, mailt und chattet, sondern auch wieder mehr Briefe schreibt. Und so auch den Wert von Briefmarken schätzt lernt, sich für die Philatelie begeistert.
Nachwuchssorgen Denn auch der Thurnauer Club sucht Nachwuchs. "Unser Altersdurchschnitt liegt bei 60 Jahren", sagt Zettel, der hofft, dass die Mitgliederzahl, die derzeit bei 25 liegt, gesteigert werden kann. Die Ausstellung soll dazu einen Beitrag leisten, auch jungen Leuten ein Hobby schmackhaft machen, "das ohne Zweifel auch heute noch seinen Reiz hat".