Achtzig Kinder zwischen zehn und 14 Jahren entwickeln derzeit auf dem Gelände der Awo-Förderschule eine eigene kleine Stadt. Sie heißt Mini-Ku und funktioniert fast wie im richtigen Leben.
Einen Oberbürgermeister oder ein Stadtoberhaupt haben die Kinder noch nicht. "Aber die Wahlen sind in Vorbereitung. Wir haben vier Bewerber", sagt Pia Hempfling, eine der Awo-Betreuerinnen. Gemeinsam mit Frank Doppel und 20 weiteren Helfern unterstützt sie die Jungen und Mädchen beim Aufbau einer neuen Stadt auf dem Gelände der Förderschule: Mini-Ku. Die einzig gültige Währung ist der Kuro.
Kreativität bereitet Gänsehaut Jeder Einwohner der Stadt - und es sind 80 an der Zahl - muss sich sein Geld selbst verdienen. Denn sonst kann er sich auch nichts kaufen. Die Berufsvermittlung übernimmt bei Bedarf das Arbeitsamt. Es gibt ein Bürgerbüro und Ärzte. "Mini-Ku ist eine Mischung aus Planung und Live-Rollenspiel. Die Kinder können ihre eigenen Ideen verwirklichen und Verantwortung übernehmen", sagt Pia Hempfling.
"Die Kinder sind so kreativ, dass man manchmal eine Gänsehaut bekommt", sagt auch Juliana Zaharia.
"Ich wollte etwas Kreatives machen, deshalb bin ich Maler", erzählt Fanny Eichner (9) und legt dabei den Pinsel nicht zur Seite. Denn momentan befindet sich Mini-Ku in der Aufbauphase. Und die Maler und Bauarbeiter haben eine Menge zu tun. Schon wieder rauscht Baumarkt-Mitarbeiter Pascal Kober (11) mit seinem Kettcar an dem Malerstand vorbei. Auf dem Kettcar werden Hausteile transportiert.
Neue Häuser in Windeseile "Ja, Bauarbeiter ist wirklich ein anstrengender Job. Es wird hier viel gebaut", sagt auch Steffen Müller (10). Steffen ist für den Hausbau zuständig. Er stellt Wände auf und lässt in Windeseile neue Häuser entstehen. In der Traum-Stadt der Ferienkinder ist vieles wie im echten Leben - aber nicht alles.
Ärzte verdienen zehn Kuro am Tag - genau so viel wie ein Polizist, ein Postangestellter, ein Gaststättenmitarbeiter, ein Bediensteter des Arbeitsamtes oder ein Zeitungsredakteur. Designer werden nicht so üppig bezahlt, können aber ihre Werke verkaufen. Ein Arbeitsloser würde vier Kuro bekommen, aber Arbeitslose gibt es in Mini-Ku nicht. Zumindest nicht aktuell.
Schecks für größere Transaktionen In der fiktiven Stadt gelten auch noch ein paar besondere Regeln: Denn jeder Bürger darf maximal 30 Kuro Bargeld bei sich tragen, für größere Beträge müssen Schecks ausgestellt werden. Aber Schecks kann nur derjenige ausstelle, der auch ein Bankkonto besitzt.
Und ein echter Traum ist auch der Zinssatz in Mini-Ku. Denn der beträgt täglich zehn Prozent und wird immer um 15 Uhr gebucht.
Natürlich existiert auch eine Verwaltung mit Bürgerbüro. Sogar an ein Arbeitsamt und an eine Post haben die Kids gedacht. Die Post wird alle halbe Stunde geleert, schließlich stehen bald die OB-Wahlen an - und die Wahlunterlagen werden auch auf dem Postweg verschickt.
Heuer zum zehnten Mal In der fiktiven Stadt, die jetzt schon zum zehnten Mal in den Ferien kreiert wird, gibt es auch Bürgerversammlungen und Mittagspause. Und die Kids müssen selbst kochen. In der Küche sorgt Annika de Ridder dafür, dass die Gerichte schmecken. "Wir machen jetzt Bounty-Muffins, die habe ich auch noch nicht hergestellt, aber das wird schon klappen.
Auf jeden Fall muss man jetzt erst einmal ganz viele Bountys klein schneiden", erklärt Sofia Seidler (11). Celine Bechmann ist in der Muffinproduktion schon einen Schritt weiter: Sie holt gemeinsam mit Annika de Ridder ein Blech voller Heidelbeermuffins aus dem Ofen: ausgesprochen gut gelungen.
In der Versorgungsbranche sind auch Antonia Haider (10) und Eva Leithner (11) tätig. Beide sind in die Rolle des Barkeepers geschlüpft, mixen verschiedene Säfte. Und die Mini-Ku-Bürger greifen bei Temperaturen über 30 Grad gerne zu.
Polizei trägt Wasserpistolen Für einen sehr spannenden Beruf haben sich Paul Schwabenland und Anna Joukov entschieden. Beide sind mit Wasserpistolen bewaffnet, mimen die Polizisten. "Aber die Mini-Ku-Bürger sind noch ziemlich brav. Wir müssten die Pistolen noch nicht einsetzen", sagt Anna.
Nur ein paar Beleidigungen hat es bislang gegeben. Die Polizei macht aber auch Sicherheitsunterweisungen, also Präventionarbeit.
Wie das Leben in Mini-Ku aussieht, bestimmen die Kids selbst. Das Planspiel läuft noch bis zum Samstag - und bis dahin kann noch eine Menge in der Mini-Stadt passieren. Übrigens gibt es in Mini-Ku auch Veranstaltungen. Ganz hoch im Kurs stehen derzeit Erfrischungs-Spiele mit Wasser. Denn ein eigenes Schwimmbad hat Mini-Ku noch nicht..