Die nächtliche Abschiebung der 13-jährigen Ofeliya ist ein schwerer Schlag für die örtliche Musikwelt. Das Mädchen war bestens integriert.
In der Nacht zum Dienstag ist die Kulmbacher Kulturlandschaft um ein großes musikalisches Talent ärmer geworden. Da nämlich verschafften sich Vollzugsbeamte im Auftrag der Regierung von Oberfranken Zutritt zur Wohnung der Familie Guliyeva, um einen Abschiebebefehl zu vollstrecken. "Die Ausreisepflicht war bereits seit langer Zeit aufgrund der negativen asylrechtlichen Bescheide des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge vollziehbar", hieß es.
Mit der Mutter abgeschoben
Abgeschoben wurde aber nicht die komplette Familie, sondern lediglich die Mutter Naila Vahabova mit ihrer 13-jährigen Tochter Ofeliya Guliyeva. Ein herber Verlust für die Kulmbachs Musikwelt, bedauern viele, denn Ofeliya galt unter Experten als musikalisch hochbegabt.
"Höchstens alle zehn Jahre kommt jemand mit einer solchen Begabung zu mir ", sagt Renate von Hörsten, die Ofeliya an der städtischen Musikschule Klavierunterricht erteilte. "Sie wurde mit zwölf Jahren an mich verwiesen und spielte in diesem Alter schon ,Die Lerche' von Balakirev", schwärmt die Musiklehrerin. Als langjährige künstlerische Leiterin der Hofer Symphoniker und Regional-Ausschussvorsitzende von "Jugend musiziert" weiß sie, wovon sie spricht. "Mit 13 Jahren hat Ofeliya als Solistin den ,Karneval der Tiere' mit Orchester in der Stadthalle gespielt, normalerweise braucht man für so etwas viel Erfahrung."
Renate von Hörsten zeigt sich sehr betroffen, hat sie doch die talentierte Schülerin erst vor Kurzem zum Wettbewerb "Jugend musiziert" im Januar angemeldet. "Auf dem Anmeldeformular war bei der Auswahl der Staatsbürgerschaft das Land Aserbaidschan nicht einmal vorgesehen", sagt sie und fürchtet nun, dass eine adäquate Förderung der hochbegabten Musikschülerin in ihrem Heimatland gar nicht möglich sein wird.
Mit Eigenkompositionen geglänzt
Ofeliya spielt aber nicht nur Klavier, sie glänzte auch in ihren jungen Jahren bereits mit Eigenkompositionen auf Konzerten und Schulveranstaltungen. "Ofeliya war für unsere Schule ein echter Gewinn, sie war einsatzbereit und persönlich wie sprachlich sehr gut integriert", äußert sich Ulrike Endres, die Schulleiterin des Caspar-Vischer-Gymnasiums, an dem das Mädchen die achte Klasse besuchte. "Ofeliya ist der Typus Schülerin, den man sich nur wünschen kann, mit guten Zukunftsperspektiven."
"Sie wird uns fehlen"
Sie habe sich an der Schule sehr wohl gefühlt, einen Freundeskreis gefunden, sich nicht nur über ihr musikalisches Talent in die Schulgemeinschaft eingebracht. "Die Betroffenheit ist in der gesamten Schulfamilie sehr groß und wir waren überrascht, sie wird uns als Schülerin fehlen."
Einig sind sich Schüler, Lehrer und Schulleitung, in Absprache mit der abgeschobenen Familie alles zu unternehmen, um die Kinder weiter zu unterstützen. "Wir haben heute zunächst alle Schüler persönlich informiert, auch um Halbwahrheiten wie sie inzwischen in den sozialen Medien kursieren, entgegenzutreten", sagt Ulrike Endres.
Auch mit ihrer Singstimme konnte Ofeliya glänzen. Sie war unter anderem Mitglied im Chor der "Zamirsternchen" unter der Leitung von Barbara Baier. "Am Freitagabend war sie noch bei einem Konzert zum Gedenken an die Reichspogromnacht", so die Chorleiterin. "Ich bin zutiefst erschüttert."
"Völlig unmenschlich"
Ofeliya sei eine Riesenkarriere als Pianistin genommen worden. Als Reaktion darauf wollen die "Zamirsternchen" am kommenden Montag bei einem kleinen Konzert im Rotmaincenter um 17 Uhr Ofelias Bild in Händen tragen und Unterschriften sammeln, denn Barbara Baier hält die Vorgehensweise für völlig unmenschlich. Ofeliyas Platz bleibt am Montag leer.
Einen ausführlichen Bericht mit Hintergründen zum Thema Abschiebung lesen Sie hier (inFranken.de-plus).
wieso müssen solche Aktionen - und das ist ja kein Einzelfall - immer mitten in der Nacht durchgeführt werden? Jeder, der das für angemessen hält, sollte sich mal überlegen, ob er einen solchen Polizeieinsatz bei sich selbst als angemessen sehen würde. Statt alle Kraft auf die Abschiebung von wirklichen Straftätern und Kriminellen zu konzentrieren, geht man lieber gegen Menschen vor, die sich gut in unsere Gesellschaft integriert haben.
Auf reporter24 steht der Rest der Wahrheit.
7 Jahre mit falschen Angaben durchgemogelt und sich dann wundern wenn es Konsequenzen gibt. Mein Mitleid hält sich in Grenzen.
Es spielt doch gar keine Rolle ob falsche Angaben gemacht wurden - sie wären sowieso abgeschoben worden
Dies ist ein Schlag ins Gesicht von allen die sich um Integratiuon bemühen und von jenen die sich dafür engagieren. Ohne Blockade der Union gäbe es schon lange ein Einwanderungsgesetz und solche Fälle könnten verhindert werden. Also bitte etwas mehr Empathie mit der betroffenen Familie......
Das sind Schicksale aber es wurde alles geprüft und diese Familie wuste es das Sie irgendwann abgeschoben wird. Dann kommt es in die Medien und es wird so ein Fass ( Welle ) aufgemacht. Ich frage mich immer warum wartet man immer so lange mit der Abschiebung wenn es klar ist !
Der "Rest der Wahrheit" steht auch auf inFranken - und heute in der Bayerischen Rundschau. Beste Grüße, Alexander Müller