Zwischen Reitsch und Gundelsdorf: mit der Pferde- und später mit der Seilbahn von der Zeche zum Zug

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Mit dieser Lithographie warb der Leipziger Hersteller für seine Drahtseilbahnen. Ein ähnliches Modell wurde von 1919 bis 1926 für den Transport der Kohle von der Reitscher Büttnerszeche nach Gundelsdorf verwendet. Foto: Sammlung Berthold Schwämmlein
Mit dieser Lithographie warb  der Leipziger Hersteller  für seine  Drahtseilbahnen. Ein ähnliches Modell wurde von 1919 bis 1926 für den   Transport  der Kohle von der Reitscher Büttnerszeche nach Gundelsdorf verwendet.  Foto: Sammlung Berthold Schwämmlein
"Man kann sich heute gar nicht mehr vorstellen, dass in Gundelsdorf massenhaft Kohle verladen wurde", sagt Berthold Schwämmlein, unser Experte für die Geschichten rund um den Bahnhof Gundelsdorf. Foto: Archiv/Barbara Herbst
"Man kann sich heute gar nicht mehr vorstellen, dass in Gundelsdorf massenhaft Kohle verladen wurde", sagt Berthold Schwämmlein, unser Experte für die Geschichten rund um den Bahnhof Gundelsdorf. Foto: Archiv/Barbara Herbst
 

Um die Kohle von der Reitscher Büttnerszeche zum Gundelsdorfer Bahnhof zu transportieren, gab es in der Region erst eine Pferde- und später eine Seilbahn.

"Die königlich-bayerische Staatseisenbahn war bis 1925 der größte Abnehmer der Reitscher Kohle", erzählt Berthold Schwämmlein. Der Stockheimer befasst sich seit Jahren mit der Geschichte des Kreises Kronach - zum Beispiel mit den Themen Eisenbahn, innerdeutsche Grenze oder Steinkohlebergbau.

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"Es war das Ziel, die Fracht möglichst schnell vom Bergwerk auf die Schiene bringen", sagt Schwämmlein. Um dieses Ziel zu realisieren, hat man sich für den Weg zwischen der Reitscher Büttnerszeche und dem Gundelsdorfer Bahnhof zweimal Lösungen bedient, die für die damalige Zeit durchaus innovativ waren.

Der Reihe nach: Bereits 1582 gab es die erste urkundliche Erwähnung über den Steinkohlenabbau in Reitsch, der sich mit den Jahren zu einem wichtigen Industriezweig entwickelte. Im auslaufenden 19. Jahrhundert erlebte das 1875 in "König-Ludwig-Zeche" umbenannte Reitscher Bergwerk nach einer Neugründung durch Bankier Friedrich Feustel aus Bayreuth und Schieferbruchbesitzer Kommerzienrat Karl Oertel aus Lehesten einen Aufschwung.

Pferdeeisenbahn zum "Steigerla"

In den Jahren vor 1880 wurde eine Schmalspur-Pferdeeisenbahn von der Zeche zu einem Magazin mit Ladevorrichtung beim damaligen Gasthaus "Steigerla" (heute Pizzeria Da Carlo) in Neuglosberg gebaut.

Bergauf zogen die Pferde die Hunte über die Wiesen und Felder. Bergab bremsten die Pferde sowie Begleitpersonen mit Stangen. Ab der Talstation wurde die Kohle auf einem Anschlussgleis zum Bahnhof Gundelsdorf transportiert.

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1888 endete die Geschichte des Reitscher Bergwerks und damit der Pferdeeisenbahn abrupt. Der Grubendirektor setzte sich nach Norddeutschland ab, die Bergleute wurden arbeitslos.

Das zweite Kapitel einer Bahn zur Reitscher Zeche wurde von 1919 bis 1926 aufgrund des Brennstoffmangels in großem Stil aufgeschlagen.

Zu dieser Zeit arbeiteten dort über 300 Bergleute. "Das Bergwerk erwarb 1919 eine gebrauchte Drahtseilbahn", sagt Berthold Schwämmlein. "Sie war bei einem anderen Steinbruch übrig, der eine größere benötigt hatte."

Die Seile verliefen von der Zeche bis in die Nähe des Gundelsdorfer Sportplatzes. An ihnen hingen Wannenbehälter, in denen die Kohlen befördert wurden. Auf Schienen ging es für die Fracht weiter. Die Drahtseilbahn fuhr bis 1926, dann ruhte der Zechenbetrieb. Ein nochmaliger Abbau erfolgte von 1946 bis 1949 - danach war Schluss.

Doch nicht nur Kohlen wurden in Gundelsdorf verladen: Die Dampfziegelei Marie hatte einen direkten Gleisanschluss. Bis in die 1960er Jahre wurden dort Backsteine und Dachziegel hergestellt. Während dem Zweiten Weltkrieg war die Firma auch Produktionsstätte für Geschosskörbe. 1976 wurde sie geschlossen und das Gleis über die Bundesstraße demontiert.

Weitere Informationen zur Geschichte des Bahnhofs Gundelsdorf und das bittere Kapitel eines Konzentrationslagers in der Nähe sowie weitere aktuelle und historische Bilder finden Sie hier im infrankenPlus-Artikel.