Außer seiner Familie wollte er während dieser Zeit keinen Besuch. Sein Pfarrer habe sich aber nicht davon abhalten lassen. Durch viele Gespräche mit ihm, habe er gelernt, seine Situation zu akzeptieren. Die Amtsgeschäfte führte während dieser Monate sein Stellvertreter Andreas Kristek.
Im April 2017 hat Knut Morgenroth schließlich das Bürgermeisteramt wieder übernommen. Sein Alltag hat sich seitdem aber enorm verändert. Seinen Job als Bundespolizist kann er nicht mehr ausüben. Zweimal pro Woche geht er zur Ergotherapie und Krankengymnastik. Sein Bürgermeisterbüro hat er zu Hause eingerichtet.
Kommuniziert wird mit den Mandatsträgern und Bürgern vor allem per Mail und WhatsApp. Im Rathaus werden nur Bürgerstunden abgehalten. Das Überbringen von Glückwünsche zu runden Geburtstagen übernimmt sein Stellvertreter. Bei Veranstaltungen versucht Morgenroth jedoch so oft wie möglich präsent zu sein.
Derzeit arbeitet der 53-Jährige daran, möglichst viele Vor- und Unterlagen zu digitalisieren. "Ich habe Schwierigkeiten, Unterlagen in Ordnern einzusortieren beziehungsweise herauszunehmen", erklärt er.
Stolz ist er, dass er seit einigen Wochen den "Führerschein für Behinderte" in der Tasche hat. Das passende Auto muss er sich allerdings noch aussuchen und entsprechend umbauen lassen.
Ein Stück Unabhängigkeit
Für ihn bedeute das Arbeiten am Computer und die Aussicht darauf, bald wieder Auto fahren zu können, ein Stück Unabhängigkeit und Mobilität. "Das baut mich auf." Morgenroth weiß, dass er niemals mehr ganz gesund werden wird. Sein Ziel ist es, sich bald wieder am Stock fortbewegen zu können und nicht mehr auf den Rollstuhl oder einen Rollator angewiesen zu sein.
Und er hofft, dass ihm die Schneckenloher Bürger im März 2020 wieder ihr Vertrauen schenken. Für ihn bedeutet das Bürgermeisteramt, Ablenkung, eine Aufgabe und Kontakt mit anderen Menschen zu haben. "Für mich ist dieser Job eine Therapie, ähnlich wie die Krankengymnastik", betont er. Ob er einen Gegenkandidaten bekommen wird, weiß Morgenroth noch nicht. Der Wahlkampf beginnt in seiner Gemeinde in der Regel ja erst im Herbst, berichtet er. Zusammen mit seiner SPD-Fraktion will er in den kommenden Wochen nun ein Programm für die Zukunft zusammenstellen, gleichzeitig aber auch Bilanz ziehen, welche Projekte seit der vergangenen Kommunalwahl realisiert wurden.
Und was rät er den Menschen, die in einer schwierigen und mitunter hoffnungslosen Situation sind? "Das Wichtigste ist, dass man sich selbst nicht aufgibt!" Bei ihm haben dazu seine Familie, sein Pfarrer, die anderen Patienten in der Klinik und auch die große Anteilnahme seitens der Bevölkerung und Kollegen aus der Kommunalpolitik beigetragen.