Wallenfels gelingt "der große Wurf"

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Ein Teil der Wallenfelser Schule wurde bereits saniert. Durch die Einbindung von Kindergarten und Hort kannauch der Südflügel (rechts) noch saniert werden.
Ein Teil der Wallenfelser Schule wurde bereits saniert. Durch die Einbindung von Kindergarten und Hort kannauch der Südflügel (rechts) noch saniert werden.
 
 
 
 
 
 
 
 

In Wallenfels hat man für das bestehende Schulgebäude ein Nutzungskonzept entwickelt, das in der Region einzigartig ist. Mangelnder Brandschutz in einem anderen Gebäude hat letztlich dazu beigetragen.

Vor wenigen Jahren stand die Stadt am Scheideweg. Soll das Schulhaus saniert werden oder sind ein Abriss und ein Neubau die bessere Lösung? Es gab durchaus Stimmen, die die zweite Variante für die bessere hielten. In der Zwischenzeit wurde jedoch ein Konzept für das bestehende Gebäude entwickelt, das in dieser Form wohl einzigartig ist und das der Bürgermeister Peter Hänel als "großen Wurf" bezeichnet.

Unter einem Dach werden spätestens im Sommer des kommenden Jahres nicht nur die Grundschule und der Kinderhort, sondern darüber hinaus auch Krippe, Kindergarten, Musikschule und Stadtbibliothek untergebracht sein. "Das sind sechs Nutzungen", zeigt sich Hänel voller Stolz. "Der Einsatz hat sich gelohnt."


Der Anfang war vor sieben Jahren



Und dieser war enorm, wie der Bürgermeister verdeutlicht. Zugleich sieht er sich in seiner Hartnäckigkeit bestätigt: "Ich war einer derjenigen, die schon immer an die Qualität des Gebäudes geglaubt haben." Begonnen hat alles vor sieben Jahren, als die Stadt zum ersten Mal einen Antrag auf Generalsanierung des Schulgebäudes gestellt hat. Es folgten zahlreiche Verhandlungen mit der Regierung von Oberfranken, in denen es um ein Nutzungskonzept und um die Finanzierung ging. "Das war ein Wahnsinn", blickt Hänel zurück.


2009 gab es schließlich den erhofften Durchbruch - nicht zuletzt weil die Oberfrankenstiftung laut Hänel ihren finanziellen Anteil an der Sanierung aufgestockt hat. Entscheidend war jedoch ein anderer Aspekt: "In meiner Not hatte ich mich 2009 an die Denkmalpflege gewendet" - mit Erfolg: Das Schulgebäude wurde wegen seiner "herausragenden Architektur" als erstes Sichtbetonbauwerk in Oberfranken tatsächlich in die Denkmalliste aufgenommen, was natürlich ganz neue Fördermöglichkeiten eröffnete.


Weniger Kinder, daher weniger Platz nötig



Weil jedoch die Kirche zunächst an ihrem bestehenden Kindergarten in einem separaten Gebäude festhalten wollte, wurde zunächst ein Nutzungskonzept erarbeitet, das auf Basis des Betriebs von Schule, Hort, Stadtbibliothek und Musikschule erstellt wurde. "Die Regierung hat deshalb nur einen Teil der Gebäudeflächen anerkannt", betont Hänel und zeigt dafür durchaus Verständnis. "1973 beschulten wir in Wallenfels 626 Schüler. Das war eine Herausforderung. Heute haben wir noch 70", spricht der Bürgermeister den inzwischen geringeren Raumbedarf an, der durch Hort, Bibliothek und Musikschule nur bedingt hätte kompensiert werden können.

Anfang des Jahres hat sich die Situation dann aber geändert, als die Kirchenstiftung als Träger des Kindergartens den Antrag auf Unterbringung der Einrichtung im Schulgebäude gestellt hatte. "Mitten unter der Fahrt den Zug anzuhalten und zwei Waggons anzuhängen, ist nicht so einfach", geht Hänel auf die bereits laufenden Sanierungsarbeiten ein, die schließlich im April gestoppt wurden.


Fast komplette Sanierung



In den folgenden Monaten ging es schließlich erneut darum, eine Finanzierung für das neue Raumkonzept zu erstellen. Durch die Beteiligung der Kirchenstiftung konnte letztlich auch dieses Problem gelöst werden mit einem entscheidenden Vorteil: "Wir können nun auch den Südflügel mit sanieren." Bis auf die Turnhalle wird damit der komplette Gebäudekomplex eine Sanierung erfahren. Und für die Zukunft schließt der Bürgermeister nicht aus, auch die Turnhalle zu sanieren: "Zunächst einmal müssen wir uns aber von der aktuellen Maßnahme erholen", spricht er die rund 1,5 Millionen Euro an, die die Stadt als Eigenmittel aufbringen muss.

Bürgermeister Peter Hänel geht von einem Abschluss der in diesem Monat wieder aufgenommenen Arbeiten im Frühjahr 2013 aus. "So bald wir fertig sind, werden Kindergarten und Krippe umziehen. Dann wird in das Bildungszentrum noch ein Stück weit mehr Leben einkehren."

Die Kosten für das Gesamtprojekt belaufen sich jetzt auf rund 6,7 Millionen Euro. Durch die Einbindung von Kindergarten und Kinderkrippe hat sich ein Mehraufwand von etwa 1,2 Millionen Euro ergeben. Alleine die Kosten für den Innenausbau in Höhe von 900 000 Euro werden zu 90 Prozent über Förderprogramme bezuschusst. Da die Kirchenstiftung als Träger des Kindergartens bei der Finanzierung auch mit im Boot sitzt, hält sich laut Hänel die Kostenmehrung für die Stadt in Grenzen: "Aber dafür bekommen wir einen neuen Kindergarten und einen neuen Hort", rechtfertigt der Bürgermeister den Mehraufwand.

Keine Förderung erhält die Stadt allerdings auf die anteiligen Arbeiten an Dach, Fassade und Fenstern, die im Zuge des ersten Bauabschnitts des ursprünglichen Sanierungskonzeptes erfolgt sind. "Wir haben gekämpft und sind bis zu Minister Söder im Finanzministerium gegangen." Der Erfolg blieb jedoch aus, da diese Maßnahmen als vorzeitiger Baubeginn gewertet wurden und damit als nicht zuwendungsfähig gelten.

Durch die Einbindung von Kindergarten und Krippe bleibt die Raumstruktur von Schule und Hort erhalten. "Ursprünglich war nach Abschluss aller Sanierungsarbeiten ein Umzug in einen anderen Gebäudeteil geplant. Jetzt kann aber alles so bleiben, wie es ist", erklärt der Bürgermeister, der damit nun dem Wunsch von Schulleitung und Hort-Mitarbeiterinnen nachkommt.


Brandschutz musste beachtet werden



Anlass für das Umdenken der Kirche war laut Hänel eine Feuerwehrübung mit anschließender Begehung des Kindergartens im Herbst des vergangenen Jahres. Dabei wurde laut Hänel festgestellt, dass der Brandschutz zu keiner Weise gewährleistet ist. Zwischenzeitlich wurden Sofortmaßnahmen in Höhe von insgesamt 100.000 Euro getroffen, die jedoch den Betrieb noch maximal drei Jahre sicherstellen.

Für den Kindergarten und die Kinderkrippe werden im ersten und zweiten Stock des Gebäudes neue Räumlichkeiten auf einer Fläche von rund 450 Quadratmetern geschaffen. Neben Gruppenräumen und Sanitäreinrichtungen entstehen Lager- und Mehrzweckzimmer sowie eine Küche und ein Ruheraum.

Hänel erklärt, warum ein Gebäudeneubau die schlechtere Lösung gewesen wäre. "Wir hätten von der Regierung nur vier Klassenräume und eine Pausenhalle mit 48 Quadratmeter genehmigt bekommen, aber keine Turnhalle und keinen Hort." Durch die Sanierung des bestehenden Gebäudes habe man hingegen mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen können.