Auch wenn Kronach keine Start-Up-Metropole ist, gibt es ein lebendiges Gründungsgeschehen. Ob es Risikobereitschaft und Mut zum Scheitern auf dem Weg in die Selbstständigkeit braucht, weiß Wolfgang Puff von der WSE.
Viel zu negativ. Und abschrecken würde das ja auch. Nein, von "Mut zum Scheitern" will Wolfgang Puff eigentlich nicht sprechen. "Mut, ein Risiko einzugehen - das klingt schon besser!", sagt Puff zu Beginn unseres Gespräches im Gebäude des Gründer- und Kompetenzzentrums in Kronach. Unter anderem durch sein Wirken für die Wirtschafts- und Strukturentwicklungsgesellschaft (WSE) des Landkreises konnte Puff in den letzten Jahren viele Menschen beobachten, wie sie im wahrsten Sinne ihren ganzen Mut zusammennehmen mussten.
"Der Schritt in die Selbstständigkeit wird oft als Wagnis dargestellt, doch ist es das?", fragt er. Etwas "Unabwägbares" sollte die Existenzgründung eigentlich ja nicht sein. Hier sieht er die WSE als wichtiges Instrument. "Wir wollen den Leuten die Angst nehmen, damit sie die Selbstständigkeit mutiger anpacken und wenn Sie so wollen, nehmen wir ihnen die Angst vor dem Scheitern."
Er ist sich sicher, dass potenzielle Existenzgründer mit einem besseren Gefühl aus den Beratungsgesprächen der WSE gehen. Nachdem sie aufgeklärt wurden, worauf sie sich einlassen, was es zu beachten gilt und was unter Umständen auch schief gehen kann. "So wird aus der Angst vor dem Misserfolg der Mut zum Erfolg." Doch wer gründet eigentlich in Kronach?
Der Wirtschaft, Struktur und dem vorhandenen Arbeitsmarkt entsprechend gestaltet sich auch das Gründungsgeschehen im Landkreis, erklärt Puff. "Im Vergleich mit Großstädten haben wir keine sicht- und spürbare Gründerszene", sagt er.
Der Landkreis Kronach sei als Standort hoch industrialisiert. Wo im gewerblich-technischen Bereich ein hoher Bedarf herrsche, seien die Dienstleitungen eher unterrepräsentiert. Doch natürlich gebe es die klassischen Existenzgründungen. Das sind dann meist Einzelpersonen, die sich mit der Qualifikation oder Berufsausbildung selbstständig machen, die sie bereits vorher im Angestelltenverhältnis ausgeübt haben.
Was hingegen nicht beziehungsweise kaum stattfindet, seien besonders innovative Gründungen mit hohem Finanzierungsbedarf, die häufig digital und im Team erfolgen - die typischen Start-ups. Diese gediehen eben an Universitätsstandorten, in Metropolen. Dort liege der klare Vorteil darin, dass es eine hohe Konzentration an Menschen und damit potenzieller Kunden auf engstem Raum gebe. Wege seien kurz, der Kontakt entstehe schnell und unkompliziert. "Das macht die Anziehungskraft von Metropolen aus - von dort aus geht es in die ganze Welt."
Austausch, Netzwerke, voneinander lernen und profitieren - das brauche und suche der Gründer. Vor allem natürlich jener, der auf internationale Märkte angewiesen sei und nicht nur eine Region abdecken will. Der normale Gründer aus Oberfranken könne auf Landkreis- oder Regionsebene ganz andere Vorteile für sich nutzen. "Er kann durch besonders gute Qualität dafür sorgen, auch von außerhalb der Region Kunden anzuziehen." In manchen Branchen sei Distanz ohnehin nicht mehr der große Faktor. Und in den ländlichen Bereich falle es umso leichter, sich einen Namen zu machen und herauszustechen, ohne in der Masse verloren zu gehen.