Die Hitze hat vorerst ausgesetzt, doch Trockenheit fordert die Natur weiter. Auch das städtische Grün kämpft in den Sommermonaten gegen die Dürre. Für das Team der Stadtwerke ist die Bewässerung eine Mammutaufgabe.
Kronach Die Region atmet auf. Nach Wochen der Hitze mit Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke gestaltet sich das Klima dieser Tage fast herbstlich frisch. Die erhofften Niederschläge bleiben allerdings weitgehend aus, der Griff zur Gießkanne und zum Wasserschlauch bleibt unerlässlich. Bewässerung im großen Stil steht auch für Stadtgärtner Martin Burger und sein Team an der Tagesordnung. Im Sommer hat er vor allem drei Sorgenkinder, denen bei Hitze besondere Pflege zugutekommt: Pflanzflächen, Saisonpflanzen und die städtischen Bäume.
Sogenannte Pflanzflächen gibt es im Stadtgebiet über 90 Stück in unterschiedlicher Größe und mit verschiedenster Bepflanzung. Diese Zahl ist allerdings nur relativ, erklärt Burger, denn unter einem Objekt sind oft mehrere Einzelflächen zusammengefasst. Ob das nun große Beete auf Verkehrsinseln, bepflanzte Seitenstreifen an Fußgängerwegen oder kleinere Zierpflanzen sind, in der Masse ist deren Bewässerung eine Mammutaufgabe.
Planung läuft auch digital
Um den Arbeitsaufwand im Rahmen zu halten, passe man sich bei der Pflanzenwahl bereits seit einiger Zeit ans Klima an und arbeite immer öfter mit besonders pflegeleichten Pflanzen. "Es kommen trockenheitsliebende Stauden zum Einsatz, die in einem Schotter-Sand-Gemisch gepflanzt werden und auch gut zurechtkommen", sagt Burger. Bis auf die sehr heißen Tage müsse man dort normalerweise nicht wässern. Diese speziellen Staudenmischungen werden von Fachinstituten für trockene Stadtstandorte, an denen sich die versiegelte Fläche natürlich stark aufheize, entwickelt.
Überblick über das städtische Grün behält Burger digital mit einem speziell entwickelten Planungsmodul: "Wir arbeiten mit einer Objektdatenbank mit verschiedenen Kategorien und Prioritäten, um den Überblick nicht zu verlieren." So könne man beispielsweise auch Checklisten generieren, um die Mähdurchgänge zu koordinieren. Doch die Rasenflächen, die sich auf städtischem wie privaten Grund schon langsam von Grün auf Braun färben, machen gerade weniger Sorgen. Während das Mähen in festem Turnus abläuft, muss alles andere nach Wetterlage entschieden werden. Momentan habe die Bewässerung Priorität und Überstunden seien in den Sommermonaten ganz normal. "Wenn es ums Wässern geht, ist Eile geboten", erklärt Burger
Mit 2000 Litern unterwegs
In den letzten Wochen seien allein zwei Mitarbeiter Vollzeit damit beschäftigt gewesen, die verschiedenen Pflanzen zu gießen. Unterwegs ist das Team mit einem Dienstfahrzeug, das über einen Wassertank mit einem Volumen von 2000 Litern verfügt. Zwischen 15 000 und 20 000 Liter Wasser gelangen so täglich aus dem Brunnen im Bauhof an Ort und Stelle. Zusätzlich sei ein Kollege unterwegs, der die städtischen Hydranten als Zapfstelle nutze und den Schlauch in die Hand nehme. Am anspruchsvollsten seien die Saisonpflanzen, die beispielsweise als Schmuck in Blumenkästen dienen, erklärt Burger. Alle zwei bis drei Tage befüllen die Mitarbeiter dort die Wasserspeicherkästen. In der Regel geschieht das vor und nach dem Wochenende, während starker Hitzeperioden zusätzlich noch einmal zur Wochenmitte. Und wenn die Sonne gar kein Erbarmen kennt, müsse man eben täglich zum Wasserschlauch greifen.
Neben den Zierpflanzen kümmern sich die Mitarbeiter auch um die Bäume. Neupflanzungen des vergangenen Jahres, im Schnitt sind das 20 bis 25 Bäume, werden priorisiert versorgt. Wenn es so heiß ist wie zuletzt und die personellen und zeitlichen Kapazitäten es zulassen, bekommen weitere Bäume eine Dusche. Dabei gilt: Je jünger der Baum, desto häufiger sollte er mit Wasser versorgt werden. "Altere Bäume mit einem ausgebildeten Wurzelwerk versorgen sich selbst aus dem Erdreich", erklärt Burger die Theorie. Aber gerade im städtischen Bereich fehle den Bäumen bei der versiegelten Fläche schlichtweg der Platz. "Die Bäume in der Innenstadt stecken in befestigter Fläche - sie haben nur wenig Wurzelraum und bekommen so wenig Wasser aus dem Erdreich." Wenn man nun beginnt, diese Bäume zu wässern, laufe die Flüssigkeit seitlich weg, da das Erdreich das Wasser nicht aufnehmen kann. Als Lösung hat Burger in diesem Jahr zum ersten Mal sogenannte Wasserspeichersäcke angeschafft.
150 Liter pro Baum
Je zwei der Säcke aus robustem Kunststoff werden am Baumstamm befestigt und befüllt. Mit einem Fassungsvermögen von 75 Litern pro Sack dringt das Wasser über Stunden ins Erdreich. Das Fassungsvermögen entspricht übrigens auch der Menge, die ein Baum mindestens brauche. Wenn sich Anwohner um die Natur bemühen und einen oder zwei Eimer an den städtischen Baum kippen, sei das zwar gut gemeint, allerdings im wahrsten Sinne des Wortes nur ein Tropfen auf den heißen Stein.Anschaffungen wie Wasserspeichersäcke seien eine notwendige Konsequenz aus den heißen und trockenen Sommern. Nur so könne man die innerstädtischen Bäume erhalten, erklärt Burger.