Christian Aumüllers Leidenschaft sind Fußballplätze. Während der Corona-Pandemie musste er auf sein großes Hobby aber lange verzichten. Erst als Tschechien die Grenzen öffnet, kann er wieder Groundhoppen. Dort läuft einiges anders.
Sonntagmorgen, Mitte Juni, Korona-Cup, FK Bílina gegen TJ Proboštov. Etwa 70 Zuschauer wollen diesen U19-Kick in der Tschechischen Republik sehen. Darunter ein paar Dutzend Groundhopper. Christian Aumüller ist einer von ihnen. "Endlich wieder Fußball!" Der Bamberger atmet tief durch. Nach knapp vier Monaten steht er erstmals wieder im Stadion.
Mehr als 1000 Fußballplätze in 45 Ländern hat der 43-Jährige bereits gesehen. Stadien - oder "Grounds" - zu besuchen, das ist seine Leidenschaft. Doch damit war plötzlich Schluss. Corona legte den gesamten Fußball lahm. Dabei hatte er bereits einige Touren geplant. Für seinen Lieblingsverein Hansa Rostock hatte er Karten, ein Urlaub auf Mallorca fiel flach und auch eine Geschäftsreise nach Indien stand schon fest. Natürlich hätte er die wenige Freizeit dort gerne genutzt, um Fußballspiele zu sehen. "Dieser Länderpunkt fehlt mir noch", sagt er.
Die Sehnsucht kommt zurück
Zunächst konnte Aumüller noch gut damit umgehen, dass die Fußballwelt stillsteht. Langweilig wurde es ihm jedenfalls nicht. Schließlich musste er sich zu Hause um seine dreijährige Tochter Caroline kümmern. Doch nach einer Weile spürte er wieder die Sehnsucht nach Fußball. Erst recht, als die Profis in Deutschland wieder gegen den Ball traten.
Zwei Dinge haben dem gebürtigen Greifswalder in dieser Zeit besonders gefehlt: "Ich bin seit 25 Jahren Rostock-Fan. Wenn man einer Sache so lange folgt und als aktiver Fan im Stadion dabei ist, da hat man einfach ein Stück Heimat vermisst", sagt er. "Außerdem bin ich seit zehn Jahren Groundhopper. Das Reisen, Neues kennenlernen, die Leute, das Stadion, der Fußball, das Erlebnis - das gehört einfach zu meinem Leben dazu."
Im Juni holte er sich dieses Leben zurück. Die Meldung im Radio, dass Tschechien die Grenze zu Deutschland wieder öffnet, ließ ihn aufhorchen. Die dortige 1. und 2. Liga setzten ihre Saison fort. Wenig später machte er sich auf den Weg ins Nachbarland. Dort sind nämlich wieder Zuschauer bei Fußballspielen erlaubt - unter Auflagen je nach Stadiongröße aktuell bis zu 5000. Allerdings dürfen pro fest abgegrenztem Sektor nur maximal 500 Fans stehen, erklärt Aumüller.
Das macht es schwierig, an Karten zu kommen. Doch genau da ist der im IT-Management in Erlangen arbeitende Aumüller in seinem Element: Das Planen und Organisieren macht ihm bei seinen Touren am meisten Spaß. "Ich habe viele Mails an die Vereine geschrieben", erzählt er. "Da muss man einfach flexibel sein bei der Planung." Besonders bei den neu eingeführten Korona-Cup-Spielen - ein regional organisierter Wettbewerb im Amateurbereich - ist sein Talent gefragt. "Da ist es schwierig, überhaupt an Infos zu kommen. Da läuft viel über WhatsApp, Facebook und Mundpropaganda mit anderen Groundhoppern."
Und von denen gibt es derzeit viele in Tschechien. Gerade auf den kleinen Plätzen, bei Testspielen oder bei Wettbewerben wie dem Korona-Cup liege die Hopperquote teilweise bei 90 Prozent. Bei einem Spiel in Sokolov etwa, hat Aumüller rund 400 Zuschauer gezählt. "Davon waren knapp die Hälfte Deutsche. Über eine Groundhopper-App weiß ich, dass 100 von ihnen nachweislich da waren. Dazu hat man immer eine Dunkelziffer. Auch auf dem Parkplatz habe ich nur deutsche Kennzeichen gesehen. Nach einer Weile hat es mir fast keinen Spaß mehr gemacht, weil zu viele da waren." Selbst auf den kleinen Plätzen wimmle es nur so von Groundhoppern aus dem ganzen Land.