Hannah Mesch: Coburgerin spielt mit 15 Jahren in der 2. Frauen-Bundesliga beim FC Carl Zeiß Jena

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Hannah Mesch (Mitte) hat in der Saisonvorbereitung beim FC Carl Zeiß Jena auf sich aufmerksam gemacht. Eine Verletzung zwang sie jedoch zur Pause. Jetzt will sie sich im Training für ihr Debüt in der 2. Frauen-Bundesliga empfehlen. Foto: Hannes Seifert
Hannah Mesch (Mitte) hat in der Saisonvorbereitung beim FC Carl Zeiß Jena auf sich aufmerksam gemacht. Eine Verletzung zwang sie jedoch zur Pause. Jetzt will sie sich im Training für ihr Debüt in der 2. Frauen-Bundesliga empfehlen.  Foto: Hannes Seifert
 

Hannah Mesch hat es in den Kader des FC Carl Zeiß Jena geschafft. Die 15-jährige Coburgerin lebt in einem Jenaer Internat und arbeitet an ihrem Debüt in der 2. Frauen-Bundesliga. Doch eine Verletzung wirft sie zunächst zurück.

Der Abschied war außergewöhnlich. Sichtlich gerührt lief die 15-Jährige Hannah Mesch beim Junior Soccer Cup Anfang Februar zum Lied "Time to say goodbye" durch das Spalier ihrer Mitspieler aus dem NLZ des FC Coburg. Den "Vestekickern" war in diesem Moment bewusst, dass sie mit der Stürmerin aus Drossenhausen ein großes Talent verlieren. Und für Mesch war es der Beginn eines ereignisreichen Jahres - es führte sie von der U15-Bayernliga in die 2. Frauen-Bundesliga Nord zum Traditionsklub FC Carl Zeiß Jena. In den vergangenen sieben Monaten kam sie ihrem Traum, Nationalspielerin zu werden, deutlich näher.

"Sie ist für mich eines der größten Talente in Bayern und hat eine große Zukunft vor sich." Dieses Lob kommt von Anne Pochert. Anfang des Jahres trainierte sie die B-Juniorinnen des FF USV Jena in der Bundesliga Nord/Nordost. Zu diesem reinen Frauenfußballverein war Mesch im Februar gewechselt. Seitdem lebt sie im Internat des Sportgymnasiums Johann Cristoph Friedrich GutsMuths Jena, einer Eliteschule des Sports des Deutschen Olympischen Sportverbands.

Im neuen Leben angekommen

"Klar war das eine große Umstellung für mich, von zu Hause weg zu sein", sagt Mesch. "Aber mir ist es relativ leicht gefallen, weil ich mich gefreut habe, höherklassig zu spielen. Ich kam damit schnell zurecht." Zusammen mit einer Spielerin aus der U17 teilt sie sich in Jena ein Zimmer. "Sie kam auch erst im Februar. Wir haben uns gegenseitig geholfen." Im Zimmer haben die beiden ein eigenes Bad. Im Flur gibt es Fernseh- und Waschräume, dazu Spielmöglichkeiten und eine Kantine.

Meschs Alltag im Internat ist straff geregelt. Nach dem Frühstück fängt um 7.30 Uhr der Unterricht in der 10. Klasse an, erklärt sie. Mittwochs und freitags hat sie zusammen mit den Neuntklässlern Fußball-Spezialtraining in der Schule. Am Nachmittag folgt das tägliche Mannschaftstraining, außer dienstags. Abends muss sie sich meist um die Hausaufgaben kümmern. "Es bleibt nicht viel Freizeit. Wenn wir am Dienstag frei haben, gehen wir mal in die Stadt oder ins Kino. Aber sonst ist man schon K.o. am Abend."

Erstes Tor im zweiten Spiel

Nach ihrem Wechsel stand Mesch zweimal für den Nachwuchs in der Bundesliga auf dem Platz. Gleich in ihrer zweiten Partie - bei der 1:3-Heimniederlage gegen den Hamburger SV - gelang der Stürmerin ihr erster Treffer. Dann stoppte die Corona-Pandemie den Spielbetrieb. Die Saison wurde abgebrochen, Jena schloss sie im Zehnerfeld als 8. ab. Das Frauen-Team um die 20-jährige Kronacherin Any Adam spielte die Bundesliga-Saison noch zu Ende, konnte den Abstieg jedoch nicht mehr verhindern. Im Sommer schlossen sich alle Mannschaften dem FC Carl Zeiß Jena an. Er übernahm das Spielrecht des USV in der 2. Bundesliga.

Pochert wurde Trainerin beim Frauenteam, verjüngte es und überbrachte Hannah Mesch eine unerwartete Nachricht: Die 15-Jährige soll ab sofort bei den Erwachsenen spielen. "Wir haben im Sommer einen Umbruch vollzogen und wollen mehr auf den eigenen Nachwuchs setzen", erklärt die Trainerin. 20,6 Jahre beträgt das Durchschnittsalter, die älteste Spielerin ist 29.

"Ich war sehr überrascht über die Nachricht der Trainerin und habe mich gefreut. Es ist eine gute Chance, mich weiterzuentwickeln", sagt Mesch. Der große Altersunterschied in der Mannschaft ist für sie kein Problem. "Die Älteren sprechen mit uns, nehmen uns mit zum Training und fragen uns, ob wir neben dem Platz etwas mit unternehmen wollen."

Die Trainerin spürt, dass die Mischung im Team passt. Ganz ungewöhnlich sei es nämlich nicht, Jugendliche im Frauenbereich einzusetzen. "Wir hätten mehrere Spielerinnen hochziehen können, haben uns dann für zwei entschieden. Hannah war in der U17 schon eine der Leistungsträgerinnen. Sie bringt unheimlich viel Potenzial mit. Sie hat gut ausgebildete Basistechniken, Zug zum Tor, eine sehr ausgeprägte Spielintelligenz und ist im taktischen Bereich schon sehr weit", begründet die 34-Jährige ihre Entscheidung. Bei all dem Lob bleibt Mesch jedoch selbstkritisch: "Das Niveau ist ganz anders. Das Spiel ist viel schneller und körperlicher. Ich muss vor allem noch robuster werden. Von der Schnelligkeit und Schusskraft her kann ich aber schon mithalten."

Zweimal hat Mesch in der Vorbereitung mit der Mannschaft trainiert. Beim ersten Testspiel gegen den FC Ingolstadt sollte sie in der Startelf stehen. Doch beim Warmmachen knickte sie um - Bänderanriss im Sprunggelenk. Ein Rückschlag. Mehrere Wochen musste sie pausieren. Das erste Ligaspiel der Saison am vergangenen Sonntag bei Borussia Bocholt (3:3) hat sie verpasst. Im ersten Heimspiel gegen den SV Berghofen am kommenden Sonntag hofft sie aber, wieder dabei sein zu können. Danach stehen in der Liga unter anderem Partien gegen namhafte Vereine wie Borussia Mönchengladbach, RB Leipzig oder Arminia Bielefeld auf dem Programm. Doch aufgrund der Verletzung wird es für Mesch zunächst schwerer, in die Mannschaft zu kommen.

"Keiner hat eine Stammplatzgarantie", betont Trainerin Pochert. "Es geht darum, sich erstmal auf diesem Niveau zu beweisen. Auf ihrer Position haben wir nicht den allergrößten Konkurrenzkampf. Aber sie hat Spielerinnen vor sich, an denen sie erstmal vorbeikommen muss. Wenn sie sich weiter so entwickelt, ist es eine Frage der Zeit, bis sie ihre Einsatzzeiten bekommt."

Bald eine deutsche Topspielerin?

Mesch hat nun das Ziel, sich ins Team zuspielen - und sich dann mit möglichst vielen Toren für die Nationalmannschaft zu empfehlen. Hat sie das Zeug dazu? "Definitiv", sagt Pochert. "Deshalb haben wir sie ja geholt. Aber da muss vieles passen und es gehört immer etwas Glück dazu. Die Grundlagen bringt sie schon mit."

Steckbrief Hannah Mesch

Alter: 15 Jahre

Wohnort: Drossenhausen (Landkreis Coburg), Jena Bisherige Vereine: TSV Meeder (bis 2014), FC Coburg (2014-2020), FF USV Jena (2020), FC Carl Zeiß Jena (seit Sommer 2020).

Auswahlmannschaften: Regionalauswahl Nordbayern, U14- und U16-Bayernauswahl, U15-Nationalmannschaft.