Auf zwei bis zu 500 Jahre alten Karten ist eine befestigte Anlage auf dem Rainberg eingezeichnet. Was bedeutet das für den Bau der Windkraftanlagen in diesem Gebiet?
Dort, wo nächstes Jahr fünf Windräder aufgestellt werden sollen, stand einmal mitten auf dem Rainberg ein Gebäudekomplex. Das beweisen zwei uralte Karten der ehemaligen Bezirksämter Kronach und Teuschnitz. Eine davon ist auf das Jahr 1570 datiert und lagert in der Staatsbibliothek Bamberg. Das Kronacher Stadtarchiv hat eine Kopie. Die zweite Karte befindet sich auf der Festung Rosenberg.
Kann das Wissen um dieses Bodendenkmal die Windräder stoppen? Nein! Sagt das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege. Dessen Pressesprecherin Dorothee Ott weiß, dass auf dem Rainberg sogar drei Bodendenkmäler bekannt und in die Denkmalliste eingetragen sind: eine mittelalterliche/frühneuzeitliche Wüstung, ein vorgeschichtlicher Grabhügel und eine Hofwüstung der Neuzeit, ein verlassener Hof, der schon Ende des 19. Jahrhunderts verfallen ist. "Wo im Nähebereich von Denkmälern Bauarbeiten anstehen, erfolgen vor Baubeginn Grabungen, um sicherzustellen, dass keine Bodendenkmäler verloren gehen", versicherte die Pressesprecherin.
Seltsame Steine
"Die auf dem Rainberg geplanten Windkraftanlagen befinden sich im Nähebereich bekannter Bodendenkmäler. Sollten während der Baumaßnahmen archäologische Befunde auftreten, müssten diese vollständig archäologisch dokumentiert und ausgegraben werden. Die Untere Denkmalschutzbehörde hat die Maßnahme genehmigt und dabei die Belange der Bodendenkmalpflege berücksichtigt", bestätigte Dorothee Ott. Wenn bei den Bauarbeiten auf ein Bodendenkmal gestoßen wird, kann das das Windkraftprojekt lediglich etwas verzögern, nicht jedoch verhindern.
Dass der vollkommen mit Wald bestockte Rainberg früher eine Ansiedlung hatte, vermuteten Hainer Bürger schon seit Langem. Es gibt Steine, die in Hain beim Bauen verwendet wurden und vom Rainberg stammen sollen. Außerdem wurden auf dem Bergplateau Steine gesichtet, die Bearbeitungsspuren tragen, keine natürlichen Felsen also. "Es gibt auf dem Rainberg Steine, die können nicht natürlich so sein", weiß Frank Schwarz.
Sagen vom Götterhain
Die Familie Schwarz hat sich seit einiger Zeit darum bemüht, Nachweise für eine Ansiedlung auf dem Rainberg zu finden. Monika Schwarz berichtete von entsprechenden Erzählungen ihrer Großmutter. Dass die alte Dame ein bisschen recht mit ihren Sagen vom Götterhain hatte, zeigte sich jetzt beim Auffinden der alten Karten. Dort sind die Grenzen der früheren Bezirksämter Kronach und Teuschnitz eingezeichnet. Und es findet sich mitten im Wald eine Rodungsinsel mit einem Bauwerk und der Bezeichnung "Rainberg".
Die Familie Schwarz sagt auch, dass die Geschichte mit dem Hain und den sieben Fuhren schon lange vor den Plänen für den Windpark im Ort die Runde gemacht habe, also nicht jetzt aus der Trickkiste gezaubert worden sei. Mit etwas Vorstellungsvermögen sieht man bei Google-Earth beim Blick auf den Rainberg, dass der Wald an der Stelle, wo die Rodung in den alten Karten eingezeichnet ist, eine etwas andere Farbe oder Schattierung hat.
Dass auf dem Rainberg ein Germanen- oder Götterhain gewesen sei, steht auch in alten Chroniken: "Die Germanen verehrten ihre Götter in Hainen. Auf den Himmelsbergen stellten sie sich diese in lichtem Glanze vor." Oder: "Der nächstbenachbarte Germanenhain lag in unmittelbarer Nähe des Dorfes Hain bei Küps, wofür der Ortsname einen hinlänglichen Beweis bildet."
535 Meter Meereshöhe
Sowohl der langjährige Lehrer und ortsgeschichtlich Interessierte Dieter Baer als auch die Kronacher Stadtarchivarin Anja Weigelt sehen die Hinweise auf einen Hain ganz anders. Baer kann sich an keine entsprechende Angabe erinnern, obwohl der Rainberg als Tafelberg mit 535 Metern die gleiche Meereshöhe aufweise wie der Staffelberg. Auf den sieben Fuhren sei früher der Leichenzug aus Gärtenroth und Schimmendorf nach Weides gezogen. Anja Weigelt warnte davor, den Schilderungen über einen Götterhain zu glauben, denn diese seien vor allem im Dritten Reich ideologisch eingefärbt worden.