Niclas lernt im Deutschen Fußball-Internat

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Niclas behält die Übersicht am Ball.
Niclas behält die Übersicht am Ball.
Niclas Wich kann ohne Fußball nicht leben. Seit September geht er in ein Fußball-Internat in Bad Aibling.
Niclas Wich kann ohne Fußball nicht leben.   Seit September geht er in ein Fußball-Internat in Bad Aibling.
 

Der Steinwiesener Niclas Wich besucht seit September ein Internat in Bad Aibling. Dort steht der Fußball im Mittelpunkt.

Niclas Wich sitzt am Tisch und erzählt von seiner Zeit im Deutschen Fußball-Internat in Bad Aibling. Währenddessen schiebt er sich unter dem Tisch einen Ball vom rechten zum linken Fuß und wieder zurück. Niclas kann kaum eine Minute ohne Fußball leben. "Er schläft sogar mit Ball im Bett", unterstreicht seine Mutter.

Seine Liebe zu dieser Sportart ist es auch, die ihn dazu bewogen, von zu Hause wegzugehen und in Bad Aibling sein sportliches Glück zu suchen - trotz seiner erst 13 Jahre. Bis dahin war der Steinwiesener für die SpVgg Bayreuth in der Bezirksoberliga aktiv. Doch jetzt wollte er den nächsten Schritt machen. Zudem war die zeitliche Belastung zu groß. "Insgesamt fünfmal pro Woche mussten wir ihn nach Bayreuth fahren. Teilweise musste er sogar seine Hausaufgaben im Auto erledigen", betont seine Mutter. Es war deshalb nicht immer leicht, den Spagat zwischen Schule und Sport zu schaffen.

Lösung im Internet gefunden


Der 13-Jährige hat deshalb nach einer Lösung gesucht und ist im Internet fündig geworden. Dort ist er nämlich auf das Deutsche Fußball-Internat in Bad Aibling in der Nähe von Rosenheim gestoßen. "Ich hatte gleich das Gefühl, dass es genau das ist, was ich will." Nach einer Woche Probewohnen in den Osterferien fiel dann der Entschluss recht schnell. "Wir haben gesagt, ihn zu unterstützen, wenn er ins Internat will. Bei der Entscheidung haben wir uns aber rausgehalten", betont seine Mutter.

Ideale Bedingungen

In Bad Aibling hat der 13-Jährige ideale Bedingungen vorgefunden. Auf dem Gelände einer ehemaligen US-Kaserne steht nicht nur das Schulgebäude, sondern es sind dort auch die Fußballplätze zu finden - darunter ein Indoor-Kunstrasenplatz in einer ausgedienten Fliegerhalle. Niclas findet nur positive Worte, sowohl für die sportliche als auch die pädagogische Betreuung. "Unsere Lehrer sind spitze. Das sind fast alles junge Leute bis 30", erklärt der 13-Jährige, der im Internat den Realschulabschluss oder sogar das Abitur machen möchte. "Die Lehrer fragen uns immer, wie es uns geht und ob sie uns helfen können. Die Betreuung ist wirklich gut."
Gleiches gilt für das Fußballtraining, das nicht nur in der Mannschaft, sondern auch individuell stattfindet. Dafür sorgen die zahlreich vorhandenen Trainer. "Es wird gezielt an den Schwächen gearbeitet." Bei ihm sind es der linke Fuß und teils mangelnde Stabilität in der Hüfte.

Niclas Stärken überwiegen

Seine Stärken überwiegen jedoch. Eine gute Spielübersicht, hohe Laufbereitschaft und gute Motivationskraft, zählt Niclas auf. Diese Attribute waren es, die ihn in der U15-Mannschaft des Internats bereits zum Spielführer haben werden lassen - obwohl er noch nicht einmal zwei Monate dabei ist. Viele seiner Mitschüler, die schon seit längerem im Internat sind, haben bereits den Sprung zum namhaften Vereinen wie den TSV 1860 Rosenheim, die SpVgg Unterhaching oder auch Bayern München geschafft. "Das Internat hat bei den Vereinen einen sehr guten Ruf", sieht der 13-Jährige die Einrichtung als eine Art Sprungbrett.

Das Ziel ist FC Bayern München

Die ersten Erfolge scheinen sich bereits einzustellen. So hat er von seinen Trainern bereits Signale erhalten, im Winter ein Probetraining bei der SpVgg Unterhaching machen zu können. Sollte dies klappen, würde er die Chance wohl auch nutzen. Als Endziel bezeichnet er dies allerdings nicht. "Es wäre schön, wenn ich es mal zu den Bayern schaffen würde." Da der deutsche Rekordmeister und die SpVgg Unterhaching eine Partnerschaft unterhalten, ist dieser Gedanke gar nicht so abwegig. "Man muss einfach immer aus einer Mannschaft rausstechen, um die Chance zu bekommen, von so einem Verein gesichtet zu werden." Und das ist für den defensiven Mittelfeldspieler das wichtigste Ziel. Dafür investiert er viel Zeit und nimmt jede Gelegenheit wahr, um zu trainieren.

Die Nachwuchsspieler werden im Internat auch geschult, sich konkrete Ziele zu setzen. Um diese tatsächlich erreichen zu können, werden sie nicht nur auf dem Fußballplatz gefördert, sondern erhalten auch mentales Training. "Es geht darum, selbstbewusster aufzutreten und positiv an Dinge heranzugehen." Das gefällt dem 13-Jährigen.

Generell zeichnet sich Niclas durch sehr großen Ehrgeiz aus. "Er kann überhaupt nicht verlieren", erklärt seine Mutter und erfährt dabei von ihrem Sohn durch ein kurzes Nicken Zustimmung. "Immer wenn ich ein Ziel vor Augen habe und etwas ganz sehr will, dann ziehe ich das durch." Wohl auch deshalb hält sich sein Heimweh bislang in Grenzen.

Ein Tag im Fußball-Internat

7 Uhr
Aufstehen und frühstücken

7.55 bis 9.25 Uhr
Training in kleinen Gruppen

9.45 bis 12.45
Schule

bis 13.30 Uhr
Mittagspause

13.30 bis 15 Uhr
Schule

15 bis 15.55 Uhr
Hausaufgabenbetreuung

bis 16.30 Uhr
Freizeit

16.30 bis 18.30 Uhr
Training mit der Mannschaft;
im Anschluss daran Abendessen
und Freizeit

21.30 Uhr
Bettruhe