Während die großen Hinterräder des Rollstuhls locker über die "Hügellandschaft" laufen, wollen sich die kleinen Vorderräder immer wieder in den kleinen "Tälern" festkeilen. Rollstuhl-Schieber Leonhard Valier muss daher schon ordentlich Schwung nehmen und seine ganze Kraft einbringen, damit es vorwärts geht. "Es gibt auch Menschen, die circa 150 Kilogramm wiegen und auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Da kann man sich vorstellen, wie schwierig das ist", erzählt Spichal.
Das nächste Hindernis erweist sich nicht nur als schwierig, sondern als schier unüberwindbar - die Treppen "Am Plan", die insbesondere als Abkürzung für die Schulkinder dienen. Um als Rollstuhlfahrer eine Treppe zu überwinden, braucht es entweder einen sehr aktiven Fahrer mit viel Übung oder mindestens zwei Helfer. Dennoch sind die Treppen so schmal, dass man hier einen Erwachsenen unmöglich von oben sicher nach unten bringen könnte. Im unteren Dorf geht es auf dem "Radweg" beziehungsweise auf die Straße "Am Rathaus", zurück; dieses Mal jedoch auf der anderen Seite. Auch die Apotheke, zu der man einen kurzen Abstecher unternimmt, hat bereits Vorkehrungen für Barrierefreiheit getroffen.
Nur bis zur Fahrbahnmitte
An der großen Kreuzung geht es an der Fußgängerampel auf die andere Straßenseite. Während hier die Grün-Phase ausreichend ist, versucht Rebhan im Anschluss im Rollstuhl möglichst schnell die vielbefahrene Bundesstraße zu überqueren. Mit den Händen bewegt er das Gefährt voran. Er setzt seine Arme so weit wie möglich nach hinten an, umfasst die Greifräder und schiebt diese mit einer flüssigen Bewegung nach vorne. Doch so sehr er sich auch abmüht: Als die Ampel wieder "Rot" zeigt, hat er gerade einmal die Fahrbahnmitte erreicht.
"Eventuell müsste man hier die Grün-Phase verlängern", überlegt er. Da es sich jedoch um eine Bundesstraße handelt, obliegt diese Entscheidung nicht der Marktgemeinde. Eine sinnvolle Hilfestellung seien, so Spichal, akustisch und taktil ausgestattete Ampelanlagen, die blinden und sehbehinderten Fußgängern eine Unterstützung für die sichere Überquerung bieten. Man unterscheidet zwischen einem Auffinde- und einem Freigabesignal. Das Auffindesignal signalisiert: Hier in der Nähe ist eine Ampel! Dieses Signal ist bei eingeschalteter Ampel dauerhaft in Betrieb und wird geräuschabhängig gesteuert. Fährt ein Lastwagen vorbei, wird das Tackern sofort lauter. Das Freigabesignal bedeutet: Jetzt ist es Grün!
"Es besteht reichlich Handlungsbedarf", ist sich Rebhan sicher. Der Selbsttest sei für ihn, wie er einräumt, eine wichtige Erfahrung gewesen, um Schwachstellen und Stolperfallen zu erkennen. Barrierefreiheit sei nicht "nur" für Menschen mit Handicap wichtig, sondern auch für Senioren, die auf einen Rollator angewiesen sind, oder auch junge Eltern mit Kinderwagen. Bei jeder Sanierung, jedem Umbau und Neubau werde in der Marktgemeinde verstärkt darauf geachtet.
Lösungen für den Verkehr
Dringend bedürfe es Lösungsmöglichkeiten für die Verkehrssituation, die den Küpsern sehr zu schaffen mache. "Wir wollen dieses Problem angehen und damit auch die Wohnqualität verbessern", betont er. Große Hoffnungen setzt er in das Küpser Entwicklungskonzept KEK³. Dieses beinhaltet das Städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK), die vorbereitenden Untersuchungen (VU) und das Gemeindeentwicklungskonzept (GEK). Es geht dabei um die Weiterentwicklung der Kerngemeinde, der Ortsteile und um Sanierungen von historischen Gebäuden. "Das KEK³ ist einmalig in Oberfranken", würdigt Rebhan diese drei parallel zueinander laufenden und gemeinsam erstellten Konzepte. Mit ihnen sollen neben einer Analyse der Stärken und Schwächen der Kommune künftige städtebauliche Leitvorstellungen und Ziele für Maßnahmen und Projekte zusammengefasst werden.
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Es gibt Hindernisse in der Gesellschaft.
Das heißt: Wir denken, man kann Dinge nicht ändern.
Oder wir sehen sie nicht.
Das sind dann Barrieren im Kopf.
Deswegen gibt es die Barrierefreie Woche in Kronach vom 7. Oktober bis 12. Oktober.
In Küps gibt es viele Barrieren.
Das spricht man so: Bar-jä-re.
Eine Barriere ist ein Hindernis.
Es gibt verschiedene Hindernisse.
Für Menschen im Rollstuhl sind oft Gehwege oder Treppen-Stufen eine Barriere.
Der Bürgermeister Bernd Rebhan von Küps sagt:
Wir wollen dieses Problem angehen
und damit auch die Wohnqualität verbessern.
Das heißt: In Küps soll es in der Zukunft weniger Barrieren geben.
So kann man dort dann noch besser und leichter wohnen.
Der Bürgermeister machte einen Selbst-Test in Küps mit einem Rollstuhl.
Dabei fährt er mit dem Rollstuhl viel benutzte Wege in Küps.
Und auch als Begleitung von einem Rollstuhl-Fahrer testet er die Wege.
Er möchte wissen:
Wie gut kann man in Küps mit dem Rollstuhl fahren?
Den Bürgermeister Rebhan begleiteten dabei vier Personen:
• Sebastian Spichal, der Leiter von den Offenen Hilfen
von der Lebenshilfe Kronach
• Leonhard Valier vom Büro für Städte-Bau und Bauleit-Planung in Bamberg
• Carmen Sommer und
• Tobias Preising, beide vom Büro Planwerk in Nürnberg
Alle 4 Personen können sich bei dem Abbau von Barrieren
in Küps Gedanken machen.
Beim Laufen oder Fahren über die Bundes-Straße stellt die Gruppe fest:
• Die Ampel schaltet zu schnell um.
• Es fehlen Signale für Menschen mit einer Sehbehinderung.
Die Barrieren betreffen alle Alters-Gruppen.
Es gibt Hindernisse beim Gehen.
Das spüren Menschen mit einem Rollator.
Für Eltern mit Kinderwägen sind die Wege oft schwer zu fahren.
Das soll zum Beispiel anders werden.
Bürgermeister Rebhan kann sich für die Straßen
und die Verkehrs-Ampeln in Küps einsetzen.
Für manche Änderungen ist der Staat zuständig.
Das ist die Regierung in Deutschland.
Dann kann er nichts allein ändern. Der Text in Leichter Sprache wurde erstellt und geprüft vom Büro für Leichte Sprache der Regens Wagner Offenen Hilfen im Landkreis Lichtenfels.