8000 Arbeitsplätze in Gefahr: Oberfränkische Unternehmen melden "Alarmstufe Rot"

- Landkreis Kronach: Glasindustrie und Handelskammer schlagen "Alarmstufe Rot"
- "Explosiv gestiegene Energiepreise": Unternehmen sehen sich in Existenz bedroht
- "8000 Arbeitsplätze bedroht": IHK-Vizepräsident mit düsterer Prognose
- "Brauchen sie jetzt": Konkrete Forderungen an Politik gestellt
Mehrere Unternehmen der Glasindustrie im Landkreis Kronach sowie Vertreter von Kreis, Gewerkschaft und Industrie- und Handelskammer (IHK) haben in einem dramatischen Aufruf an die Politik auf die "prekäre Lage" ihrer Branche aufmerksam gemacht. "Explosiv gestiegene Energiepreise" würden die gesamte Region bedrohen, heißt es in einem gemeinsamen Video in den sozialen Netzwerken unter dem Hashtag "#alarmstuferot". Die Unternehmen stellen konkrete Forderungen an die Politik, ansonsten werde man "nicht weiter existieren", so einer der Geschäftsführer.
Energiepreise "nicht mehr tragbar": Unternehmen aus Kreis Kronach schildern kritisieren krasses Marktversagen
"Es liegt derzeit ein krasses Marktversagen vor", so Hans Rebhan, Vizepräsident der IHK für Oberfranken in Bayreuth. Insgesamt 8000 Arbeitsplätze seien bedroht. Die Energiepreise seien "nicht mehr tragbar", man könne "so nicht mehr wirtschaftlich produzieren", äußert auch die Geschäftsführerin von Heinz-Glas, Carletta Heinz, in dem mit trauriger Musik unterlegten Video. Der Chef des Veredelungsunternehmens Roeser in Kleintettau, Frank Hammerschmidt, geht noch einen Schritt weiter: "Wenn wir das nicht auf einem vernünftigen Niveau hinbekommen, dann werden wir nicht weiter existieren", so seine Prognose.
Dies habe auch direkte Auswirkungen auf die Verfügbarkeit bei der Endkundschaft, wie Nikolaus Wiegand, Geschäftsführer bei Wiegand-Glas, in dem Film erklärt. "Wenn wir ausfallen würden, würde natürlich mit einer gewissen Zeitverzögerung der ein oder andere auch sein Bier nicht mehr bekommen oder Mineralwasser nicht mehr gekauft werden können, in Glas", so Wiegand. In dem Film ist die Rede von "Angst" bei der Belegschaft, "gesamte Wirtschaftszweige" würden wegbrechen. Bei den Energiepreisen habe es eine Steigerung von 500 Prozent in den vergangenen Monaten gegeben.
Gleichzeitig stehe "die Glasindustrie am Rennsteig hier bei uns im Landkreis Kronach wie kein zweiter Zweig für Tradition und Moderne", so Landrat Klaus Löffler (CSU) in dem gemeinsamen Statement. Es handle sich bei ihnen um "erfolgreiche Familienunternehmen", betonen die Firmen, die über Generationen hinweg an dem Standort in Oberfranken produzierten. So beschäftige alleine Heinz-Glas 1500 Menschen in seinem Werk. Wenn die Industrie "hier nicht mehr produzieren könne", werde in anderen Ländern unter "schlechteren und weniger nachhaltigen Bedingungen gefertigt", warnt Geschäftsführerin Heinz im Video. Man habe wegen der Energiepreise auch eine "große Investition" stoppen müssen.
Glasindustrie in Oberfranken hat konkrete Forderung an Politik - "sofort handeln"
Der Wiegand-Glas-Geschäftsführer fordert von der Politik "außergewöhnliche Maßnahmen". Die Glasindustrie befinde sich "auf dem Weg in die Transformation", so IHK-Vize Rebhan. Konkret soll es nach dem Wunsch der Unternehmen und der IHK "international wettbewerbsfähige Gas- und Strompreise" geben.
Davon sei man "meilenweit entfernt". Carletta Heinz äußert, es brauche nun "Unterstützung vom Staat". Die Preise müssten sogar bereits jetzt eine "Reduzierung" erfahren. Die Transformationsallianz, die im Koalitionsvertrag verankert sei, müsse "aus dem Kanzleramt zur Chefsache gemacht" werden, erklärt Holger Kempf, Bezirksleiter der Gewerkschaft IGBCE Mainfranken.
"Zügig" erwarte man den "Ausbau hin zu einer nachhaltigen, ökologischen Glasindustrie", so Kempf. Der Übergang müsse laut Rebhan aber "verträglich gestaltet werden". Der Aufruf aus dem Kreis Kronach endet mit dem Appell "für unsere Industrie" einzustehen und "sofort" zu handeln.
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