Die Zahnärzte im Landkreis Kronach machen sich Sorgen. Für sie ist das Infektionsrisiko mit dem Coronavirus sehr hoch. Trotzdem behandeln sie weiter und haben ihre Praxen der schwierigen Situation angepasst.
Es ist ruhiger als sonst in der Praxis von Zahnarzt Oldrich Havelka in Steinwiesen. Am Nachmittag sitzen keine Patienten im Wartezimmer, kein Bohrer dröhnt in den Räumen, kein Behandlungsstuhl ist besetzt. An der Rezeption steht eine Sprühflasche mit Desinfektionsmittel, am Pult wurde eine Plexiglasscheibe aufgebaut, Spielecken sind abgedeckt und Zeitschriften entfernt. Die Corona-Krise hat auch die Abläufe in den Kronacher Zahnarztpraxen stark verändert. Vieles musste angepasst werden, um alle Regeln und Auflagen zu erfüllen.
"Viele Patienten sind verunsichert und fragen sich, ob ein Zahnarztbesuch zurzeit möglich beziehungsweise sinnvoll ist. Diese Tatsache ist für viele Kronacher Zahnmediziner zurzeit die größte Herausforderung", sagt Havelka. Die Angst vor einer Infektion durch einen Zahnarztbesuch hält er jedoch für sehr gering, denn die Hygieneketten waren und sind in Zahnarztpraxen sehr hoch, versichert der Zahnärztliche Obmann des Landkreises Kronach.
Zwei Wochen Kurzarbeit
"In den ersten zwei Wochen war die Angst bei meinen Mitarbeiterinnen schon zu spüren. Deshalb habe ich beschlossen, für zwei Wochen Kurzarbeit anzumelden. Ich habe die Behandlungen während dieser Zeit alleine durchgeführt, was ohne Assistenz natürlich länger dauert. Mittlerweile hat sich aber etwas Normalität eingeschlichen", sagt der 57-Jährige.
Ein großes Problem zu Beginn der Krise war die Versorgung mit Schutzmasken. Der herkömmliche Mund-Nasen-Schutz schützt lediglich den Patienten. Nur die FFP2-Masken schützen auch den Arzt. Da sie aber nur begrenzt verfügbar sind, hat das Robert-Koch Institut angewiesen, diese mehrfach zu gebrauchen, erklärt Havelka. Zu Beginn der Krise waren diese jedoch nicht vorhanden. Langsam entspanne sich die Lage aber. Der Kronacher Katastrophenschutz verteilt regelmäßig die Masken an die Zahnärzte. "Das funktioniert mittlerweile gut", sagt Havelka. Momentan sei die Versorgungslage im Landkreis zumindest für den derzeit reduzierten Betrieb ausreichend. "Uns wurde relativ schnell und unbürokratisch geholfen", sagt er. Dennoch bemühe man sich, auch bei privaten Anbietern weitere Masken zu erhalten.
"Wir waren anfangs nicht in der ersten Reihe", sagt Hans-Joachim Barnickel. Der Kronacher Zahnarzt spricht damit das Corona-Gesetzespaket der Bundesregierung an. Bei der Belieferung mit Schutzausrüstung gelten Zahnmediziner darin als "nachrangig". Zwar sei die Versorgung noch ausbaufähig, "mittlerweile sind wir aber so weit versorgt, dass wir arbeiten können. Aber wir müssen uns die Masken gut einteilen, sie sind ein hohes Gut."
Hygienemaßnahmen sind hoch
Wichtig ist auch die Hygiene in den Praxen. Türklinken, Wartezimmer- und Behandlungsstühle werden regelmäßig desinfiziert, Räume oft gelüftet und man achtet darauf, mit den Handschuhen möglichst wenig anzufassen, erzählt Barnickel.
Besonders der Umgang mit den Patienten ist nun anders: "Wir versuchen, die Kontakte der Patienten zu reduzieren und achten auf das Einhalten der Mindestabstände. Sie kommen nur noch zur Behandlung." Mittlerweile verzichte er sogar auf den sonst üblichen Plausch. Notfalls müssten Patienten auch mal draußen vor der Tür warten. Dazu lasse er Fieber messen und führe eine genaue Anamnese durch mit Fragen zur Krankheitsgeschichte, zu Urlaubsaufenthalten und Kontakten zu Infizierten. "Die Patienten akzeptieren das", sagt Barnickel.