Kronacher Kreistag: Autobahnanschluss erhitzt die Gemüter

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Ehe der Kreis Kronach ans Autobahnnetz angeschlossen ist, dürften noch an die zwei Jahrzehnte vergehen. Foto: Archiv/Anand Anders
Ehe der Kreis Kronach ans Autobahnnetz angeschlossen ist, dürften noch an die zwei Jahrzehnte vergehen. Foto: Archiv/Anand Anders

Vom Vortrag des Leiters Straßenbau des Staatlichen Bauamts war der Kreistag Kronach in seiner letzten Sitzung des Jahres enttäuscht.

Die letzte Kreistagssitzung des Jahres schloss Landrat Klaus Löffler (CSU) mit einem Zitat von Walt Disney: "Alle Träume können wahr werden, wenn wir den Mut haben, ihnen zu folgen." Es soll dem Gremium ein Ansporn für das kommende Jahr sein, visionär zu denken.

Geht es nach Löffler, dürfte es wohl heißen, weiter visionär zu denken. Denn: "Hinter uns liegen bewegende Zeiten, in denen wir viel bewegt haben", lobte er sein Gremium. Dieses sei sich der Verantwortung bewusst gewesen, Zukunftsweisendes fraktionsübergreifend zu ermöglichen. Sein Dank gelte daher den Fraktionsvorsitzenden aller Parteien, mit denen es eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gegeben habe.


"Hochaktuelle Themen"

Ohnehin war "Danke" das in der Sitzung am Montag meistbenutzte Wort. Keine Wortmeldung, ohne dass die Anerkennung für die vom Landrat oder dem Landratsamt geleistete Arbeit vorangestellt wurde. "Es ist unglaublich, welches Pensum erledigt worden ist", sagte Bernd Liebhardt (CSU). "Wir hatten viele dringende, hochaktuelle Themen, die alle zu unserer Zufriedenheit aufgearbeitet worden sind."

Alles harmonisch also, wenige Wochen vor dem Weihnachtsfest? Nicht ganz. Deutliche Kritik musste Uwe Zeuschel, Leiter Straßenbau des Staatlichen Bauamts Bamberg, hinnehmen. Er informierte zusammen mit seinem Kollegen Jens Laußmann (Leiter der Servicestelle Kronach) über jene Bauprojekte, die in diesem Jahr abgeschlossen wurden und über die, die im neuen Jahr auf den Landkreis warten werden. Zu letzterer Kategorie werden zum Beispiel die Erneuerung der Geh- und Radwege südlich von Nordhalben oder Kaltenbrunn zählen. Die Bauzeit dafür wird ebenso überschaubar sein wie für die Abbrüche von drei Gebäuden in Sattelgrund (Gemeinde Tettau), um eine Engstelle der Staatsstraße 2201 zu beseitigen.

Darin sahen die Kreistagsmitglieder keine Probleme. Anders sah das mit den Plänen für den Bau der geplanten Anbindung des Landkreises über die B 173 ans Autobahnnetz aus. Besonders, dass Zeuschel noch 20 Jahre ausrief, ehe die ersten Autos über den Asphalt düsen werden, stieß sauer auf. "Richtiger Optimismus für die geplanten vier Streifen kommt bei uns in der Fraktion nicht auf", sagte Ralf Völkl (SPD) und fasste den Zustand mit einer Metapher zusammen: Die Weichen seien zwar längst gestellt, ein Zug aber nicht in Sicht.

Dem CSU-Kreisvorsitzenden Jürgen Baumgärtner fehlte ebenfalls eine positivere Sicht auf den aktuellen Stand. "Wo standen wir denn vor zwei Jahren?", fragte er und lieferte die Antwort gleich nach. "Da war die B 173 noch nicht in Gänze im Bundesverkehrswegeplan."

Durch die große Koalition habe dieser eine völlig neue Qualität erhalten und sei mit den erforderlichen finanziellen Mitteln ausgestattet worden. "Jetzt können wir alles, was geplant ist, bezahlen."


Von Kritik überrascht

Ein Gespräch mit dem zuständigen Staatssekretär in der kommenden Woche werde hoffentlich zur Folge haben, dass Kronach früher als in 20 Jahren einen Autobahnanschluss erhält, so Baumgärtner, für den es nicht der einzige Disput der Sitzung blieb: Mit Edith Memmel (Grüne) stritt er sich wegen der Ausländerbehörde, deren Arbeit er verteidigte.

Von der Arbeit des Staatlichen Bauamts hingegen zeigte er sich "mehr als enttäuscht", Zeuschel wiederum von der heftigen Kritik überrascht. "Das hatte ich nicht erwartet", sagte er nach der Sitzung im Gespräch mit unserer Redaktion. Er vermutet, dass die genannten 20 Jahre "in den falschen Hals" gerieten. Auch den von Hans Rebhan (CSU) geäußerten Vorwurf, er stelle die geleistete Arbeit zu negativ dar, kann Zeuschel nicht nachvollziehen: "Was soll ich denn machen? Ich bin Ingenieur und kann nur objektiv beurteilen." Alleine die Bauzeit für den Bauabschnitt "Michelau-Zettlitz" betrage acht Jahre. Zudem würden mehrere Grundstücke noch beklagt, was die Sache erschwere. Insgesamt dauere es vielleicht keine 20 Jahre mehr , 15 seien aber realistisch.

Kämmerer ist zufrieden

Zwar endet am 31. Dezember das Jahr 2017, der finanzielle Jahresabschluss beschäftigt sich jedoch mit dem Jahr 2016. Im Kreistag informierte Kreiskämmerer Günther Daum nun darüber, dass der Haushaltsumfang dort 77 Millionen Euro betragen habe. Damit bewege sich der Landkreis weitestgehend im Bereich des Haushalts von 2015. Das Investitionsvolumen lag bei 12,13 Millionen Euro.

Der Schuldenstand hat sich gegenüber dem Vorjahr leicht auf 11,4 Millionen Euro erhöht. Zum Vergleich: 2015 waren es elf Millionen Euro. "Allerdings liegt der Kreis Kronach bei der Pro-Kopf-Verschuldung noch immer unter dem Landesdurchschnitt", betonte Daum. Es wäre wünschenswert, wenn es gelänge, diese positive Entwicklung auch in den nächsten Jahren fortzusetzen, lautete Daums Haushalts-Fazit.

Projekte sollen Chancen im Landkreis besser herausstellen

Die Zeit war begrenzt: Nur ein paar Minuten blieben den Mitarbeitern der Projekte und Arbeitsschwerpunkte der Landkreiseinrichtungen, um vorzustellen, womit sie und ihre Kollegen sich im Jahr 2017 beschäftigt haben. "Dieses Jahr wollen wir einen neuen Weg gehen und uns als Einheit präsentieren", erklärte Landrat Klaus Löffler (CSU) - und gab so den Startschuss für Wolfgang Puff von der Wirtschafts- und Strukturentwicklungsgesellschaft Landkreis Kronach (WSE).


Die größte Herausforderung

Bereits unter Altlandrat Oswald Marr habe der Kreistag ein Handlungskonzept entworfen, an dem sich die WSE noch immer orientieren könne, erklärte Puff. Im Mittelpunkt habe dieses Jahr neben der Breitbandförderung und dem Bundesverkehrswegeplan vor allem die Stromversorgung gestanden. "Wir brauchen Versorgungssicherheit, aber dafür reichen die vorhandenen Leitungen, weitere brauchen wir nicht", betonte Puff.

Da wegen der geringen Arbeitslosenzahlen kaum noch ein Gründer aus der Arbeitslosigkeit kommend unterstützt werden muss, habe sich die Wirtschaftsförderung etwas verlagert. "Wir setzen auf die Karte Campus für Innovationskultur und wollen Startups in die Region holen oder vorhandene unterstützen", sagte Puff.

Rund 2,8 Millionen Euro seien im zu Ende gehenden Jahr für Projekte ausgegeben worden, teilte Regionalmanager Willi Fehn dem Gremium mit. Als Beispiel nannte er etwa die Arnikastadt Teuschnitz, die sich inzwischen unter diesem Namen etabliert habe. Die größte Herausforderung werde die komplette Neugestaltung des Nahverkehrs (wir berichteten). "Da soll kein Stein auf dem anderen bleiben", so Fehn.


Newsletter für Stellenangebote

Gabriele Riedels Hauptaufgabe als Zukunftscoach ist es, zu überlegen, wie der Landkreis Arbeitgeber darin unterstützen kann, mehr Fachkräfte in die Region zu bekommen. Dazu wurde unter anderem eine Broschüre erstellt. Zu 1500 ehemaligen Schülern aus dem Landkreis halte sie über einen Newsletter Kontakt und informiere so über Stellenangebote im Landkreis. Da es sich dabei aber um ein freiwilliges Angebot handelt, erfahre sie nicht, wie es angenommen wird und wieviele Personen sich auch tatsächlich bewerben.


60 Prozent Rückmeldungen

Eine Befragung unter den Ärzten des Landkreises führte die "GesundheitsregionPlus" des Landratsamts durch. 60 Prozent der Befragten hätten geantwortet. "Wir wollen die ärztliche Versorgung wohnortnah sicherstellen", sagte Andrea Hahn. Wichtig sei daher, für junge Mediziner Perspektiven im Landkreis deutlich zu machen. "Dafür wird eine Datenbank aufgebaut, um Studierende, die aus dem Kreis Kronach kommen, zu erfassen", erklärte Hahn.

Ziemlich zufrieden mit dem Jahr 2017 war Markus Franz, Leiter von Frankenwald-Tourismus. Da der Frankenwald als Waldgebiet des Jahres ausgezeichnet wurde, habe man die bundesweite Medienpräsenz nutzen können. Stolz zeigte sich Franz zudem über die hohe Resonanz für den Frankenwald-Wandermarathon: "Innerhalb von zwei Minuten waren die 550 Tickets ausverkauft. Da können sich die Rolling Stones eine Scheibe von abschneiden."

Auch die Tickets für die Veranstaltungen des Kreiskulturrings seien äußerst gefragt gewesen, erzählte Kreiskulturreferentin Gisela Lang. Durchschnittlich zwei bis fünf Belegungen habe es pro Woche gegeben.

Die Renovierung des Kreiskulturrings habe sich zudem als hilfreich erwiesen, Künstler zu gewinnen, die sich sonst für einen anderen Auftrittsort entschieden hätten. "Wir sind kulturell auf jeden Fall keine Provinz", befand sie.

Die Mitglieder des Kreisausschusses zeigten sich angesichts der vielen umgesetzten Projekte fraktionsübergreifend dankbar. "Unsere Beschlüsse sind schnell gefasst, aber die müssen ja auch abgewickelt werden", sagte etwa Stefan Wicklein (FW). "Denn hinter jedem Stichpunkt steckt viel Arbeit."