Von der Loewe-Pleite sind nicht nur Mitarbeiter des TV-Herstellers selbst betroffen. Auch für den Service- und Logistikpartner Schulz Electronic bleibt die Zukunft ungewiss. Trotz erster Entlassungen will man positiv bleiben.
Optimismus ist derzeit in der Industriestraße ein rares Gut. Für Dirk und Dietmar Schulz ist eine positive Einstellung dennoch unerlässlich - nicht zuletzt für ihre Mitarbeiter. Doch aller Optimismus kann nicht über die Tatsache hinwegtrösten, dass im Zuge der Loewe-Insolvenz erste Kündigungen bei Schulz Electronic ausgesprochen wurden. Mindestens acht Mitarbeiter müssen gehen.
Eng verbunden
Als Dienstleister für Logistik und Elektronik ist das Unternehmen seit der Gründung 1990 eng mit dem TV-Hersteller verbunden. "Wir waren damals zur richtigen Zeit am richtigen Ort", erinnert sich Senior-Chef Dietmar Schulz an die Anfänge. In den letzten 29 Jahren ist nicht nur das Team von anfangs zwei auf zwischenzeitlich 26 Mitarbeiter gewachsen, auch das Leistungsspektrum hat sich stetig angepasst.
Zunächst übernahm man als technischer Kundendienst Reparaturarbeiten für Loewe. Nach und nach kamen Retouren- und Reparaturabwicklung, Lagerhaltung und weitere Servicebereiche dazu.
Zuletzt hat das Kronacher Unternehmen den europaweiten Ersatzteilservice und die VIP-Kundenbetreuung übernommen. "Wir sind hier im Grunde die Eingangsschleuse für alles, was aus ganz Europa zurückkommt", erklärt Dirk Schulz. Er spricht nicht in der Vergangenheit - denn im Gegensatz zu den verwaisten Werkshallen rund einen Kilometer die Straße runter wird bei Schulz weiter gearbeitet. "Es läuft auf sehr kleiner Flamme weiter, quasi im Notbetrieb." Trotz der Betriebseinstellung bei Loewe zum 1. Juli zeichnet sich für den Dienstleister kein kompletter Einbruch von heute auf Morgen ab. "Der Kunde muss immer noch bedient werden, das Servicegeschäft muss weitergehen", sagt Dietmar Schulz.
Blick in die Glaskugel
Wie und wie lange das weiter geht - für die beiden ebenso ein Blick in die Glaskugel wie für den Rest der Öffentlichkeit. Von der Insolvenz erfahren habe man auch erst aus den Medien. "Bei einem so langen partnerschaftlichen Verhältnis hätte man da vielleicht mehr erwartet", sagt Schulz Junior. Stattdessen: "Totstellen."
Nachdem die Insolvenz im Mai bekannt wurde, habe man sich einen Rechtsbeistand gesucht. Bis auf ein kurzes Gespräch im Beisein der Anwälte gab es keine weitere Kommunikation mit der Insolvenzverwaltung. Um zumindest für die nächsten drei Monate etwas Sicherheit zu haben, sei man mittlerweile in ersten Vertragsverhandlungen mit den Ansprechpartnern bei Loewe vor Ort.
Eines ist für Dietmar Schulz klar: "Wir können und werden unseren Verpflichtungen nachgehen." Über Jahrzehnte habe man das Know-how gesammelt, das sonst kaum jemand bieten könne - und sonst auch verloren gehen würde. "Wir hoffen auf einen Investor - und darauf, dass wir dann auch weiterhin mit im Boot sind." Dass man sich so langfristig nicht über Wasser halten könne, ist den beiden wohl bewusst.