Wie könnte eine Hochschulregion Kronach aussehen? Mit wem könnte sie kooperieren? Die Nachbarn sind nicht abgeneigt, haben aber Forderungen.
"Wenn, dann muss sich ein echter Standort entwickeln mit einer neuen Idee. Es darf keine Dopplung oder Verschiebung geben". Jürgen Lehmann, der Präsident der Hochschule Hof, weilte am Mittwoch in Indien. Unser Anruf aus
Kronach überraschte ihn dennoch nicht. "Wir werden zur Gesamtentwicklung etwas beitragen und haben intern auch auch schon überlegt, was wir machen können."
Denn die am Dienstag getroffene Grundsatzentscheidung der bayerischen Staatsregierung,
die Hochschullandschaft im Landkreis Kronach zu erweitern und weitere Kooperationen zu prüfen, legt den Gedankengang nahe, an die Nachbarstädte heranzutreten. Zumal die Hochschulen Coburg und Hof auch bereits Kooperationen in Kronach betreiben.
"Wir schotten uns nicht ab"
Im Falle von Hof ist dies die Forschungsstelle "Car Infotainment und Man Machine Interface" (siehe unterer Artikel). Ob demnächst mehr dazu kommt? Präsident Jürgen Lehmann: "Noch gibt es keine konkreten Absprachen, aber wir schotten uns nicht ab. Die Frage ist, was die Regierung an Finanzmitteln aufbringen will. Es darf auf jeden Fall keine Verlegenheitslösung geben."
Noch ohne dies mit der Kronacher Politik und der Coburger Hochschule abgestimmt zu haben, könnte sich Lehmann für Kronach Möglichkeiten im sozialen und/oder Pflegebereich vorstellen.
"Beispielsweise Pflegerobotik. Zwar braucht das viel technisches Know-how, würde aber auch ein gewisses Potential an Studenten mit sich bringen", sagt Lehmann, dessen Hochschule neben der Zentrale in Hof bereits einen weiteren Campus in Münchberg hat. Denn um eine erfolgreiche Außenstelle zu sein, so Lehmann, dürfe die Gruppe an Menschen, die durch den Studiengang angesprochen werde, auch nicht zu klein sein.
Infrastruktur muss besser werden
Eines ist Lehmann, der ein Freund interdisziplinärer Ausbildung ist, wichtig: die schnelle Erreichbarkeit der Zentrale in Hof. "Gemeinsame Veranstaltungen dort sind wichtig." Deshalb müsse die Infrastruktur verbessert werden. "Die Bus- und Bahnverbindungen zwischen Kronach und Hof sind schlecht", bemängelt Lehmann.
Der Präsident der Hochschule Hof macht sich also durchaus Gedanken, was eine verstärkte Kooperation mit Kronach nach sich ziehen würde. Er macht aber auch klar, dass die Neuerungen nicht zu Lasten des Standortes Hof gehen dürften. "Für einen Studiengang braucht es immer Stellen. Über den Wechsel einzelner Personen, die fachlich dazupassen, könne man nachdenken. "Wenn die Regierung etwas Neues machen möchte, sind wir gerne dabei. Aber es wird keine Verlagerung von Stellen geben", zieht Lehmann eine rote Linie, die es auch an der Hochschule Coburg gibt.
"Eine Verlagerung von Stellen oder Fakultäten kommt für mich nicht in Frage", sagt Präsidentin Christiane Fritze. "Wir setzen ganz wesentlich auf Interdisziplinarität - in der Lehre, aber auch in der Forschung. Hierzu müssen verschiedene Disziplinen aber auch die Möglichkeit haben, miteinander zu agieren. Wenn nun einzelne Fakultäten verlagert würden, wäre dies nicht mehr möglich."
Daher müsse man sehr genau überlegen, welche weiteren Kooperationen neben dem Studiengang Zukunftsdesign in Frage kämen. "Ich bin grundsätzlich dafür, bestehende Standorte auszubauen und zu stärken. " Ein besonderes Anliegen sei es ihr, die Präsenz in Kronach durch Forschungsaktivitäten zu stärken, die sich mit den schon bestehenden Lehraktivitäten im Masterstudiengang integrieren lassen.
Diese wissenschaftlichen Einrichtungen gibt es im Kreis Kronach schon
Allerdings schließt Fritze weitere Kooperationen nicht aus. "Die Hochschule Coburg sieht in der politischen Entscheidung eine große Chance für die Entwicklung der gesamten Region. Eine Chance, über die man in Ruhe nachdenken und über künftige Pläne und Entwicklungschancen sprechen muss." Mit dem Präsidenten der Hochschule Hof stehe Fritze bereits im Kontakt.
Außerdem werde es Gespräche mit den Vertretern der Politik und der Wirtschaft in Kronach sowie mit den entsprechenden Ministerien geben.