Der Heimat- und Trachtenverein Haig gilt als Aushängeschild der oberfränkischen Trachtenbewegung. Das Jubiläum soll nun gebührend gefeiert werden.
Seit 1976 pflegen die "Haache Stöckraache" im Heimat- und Trachtenverein Haig mit großem Erfolg fränkisches Liedgut und Heimatkultur. Seit dieser Zeit haben gestandene Mannsbilder in ihrer schmucken Tracht in über 700 Veranstaltungen Tausende von Menschen mit fröhlichem Gesang und humorvollen Einlagen, aber auch mit nachdenklichen Kirchenliedern begeistert. Bekannt in ganz Bayern, sind sie zu Botschaftern des Frankenwaldes geworden.
Weit gespannt ist die Palette ihrer Auftritte. Neben Rundfunk- und Fernsehaufnahmen hat die Haiger Singgruppe neben unterschiedlichsten weltlichen Veranstaltungen vor allem auch im kirchlichen Bereich Akzente gesetzt und so manchen Gottesdienst bereichert. Mit ihrer Singweise bringen sie die raue und zugleich herzliche Lebensart der Frankenwäldler zum Ausdruck.
Insbesondere erinnern die "Haache Stöckraache" an die armseligen Zeiten ihrer Vorfahren, in der sie sich so recht und schlecht "über Wasser hielten". Und trotzdem: der Humor, gepaart mit Lebensweisheiten, kommt dabei nicht zu kurz.
Die originelle Namensgebung ergibt sich aus einer historischen Begebenheit des 500 Einwohner zählenden Frankenwalddörfchens Haig. In dieser Ortschaft, 1975 in die Großgemeinde Stockheim integriert, gab es früher mehrere Bauern, die ihre eigenen Räucherkammern im Haus hatten. Obwohl es schon damals nur "brave Buben" gegeben haben soll, waren doch einige dabei, die stets zu besonderen Scherzen aufgelegt waren. Zur Zielscheibe wurde ein grantiger Bauer. Und das hatte Folgen.
Die Burschen angelten mit einer langen Rute, an der ein stabiler Haken befestigt war, das "Geräucherte" aus der Räucherkammer und hängten dafür gespaltene Reste von Baumstümpfen, so genannte "Stöck" an die Fleischerhaken. Der Landwirt räucherte ahnungslos weiter und merkte den Schwindel erst beim Anschneiden des "geräucherten Stockes". Und schon hatten die Haiger ihren Spitznamen weg und der Ausdruck "Haache Stöckraache" war geboren.
Das Jahr 1976 erwies sich für den 1969 ins Leben gerufenen Heimat- und Trachtenverein Haig im Frankenwald als richtungsweisend, denn neben der Bildung einer Erwachsenenvolkstanzgruppe kam es im April zur Gründung der "Haache Stöckraache" und der "Haache Stubenmusik". Beide Gruppierungen haben jahrzehntelang insbesondere bei größeren Auftritten hervorragend zusammengearbeitet und die Herzen der Mitmenschen erobert.
Der große Durchbruch gelang 1976 mit dem ersten
Heimatabend. Zu den Männern "der ersten Stunde" zählten Manfred Däumer, Gerhard Deininger - sie waren die Initiatoren - Hilko Deininger, Georg Detsch senior sowie Baptist Detsch, der mit seiner legendären "Quetschen" (Akkordeon) die musikalische Leitung bis zum Jahre 2005 übernahm. In den Anfängen stellte sich auch einige Male Helmut Detsch, später dann Andreas Däumer, zur Verfügung. Die Textbeiträge lieferten Willi Schreiber, Hans Kremer (beide Kronach), Edmund Weber (Burggrub) sowie Baptist Detsch. Detsch hat über 100 ausschließlich fränkische Gesangs- und Musikstücke vierstimmig zu Papier gebracht.
Mit dem ersten Heimatabend starteten die Haiger Trachtler eine bemerkenswerte Erfolgsserie. Die ersten Liedbeiträge "Dä Häusla-Mo" sowie "Ich fühl mich gän ledich" waren durchschlagende Erfolge. Bereits am 9.
Juli 1976 kam es bei der Landesverbandstagung der bayerischen Dachdecker in Kronach zum ersten größeren Auftritt. Im Januar 1977 sorgten die Sänger mit dem Fremdenverkehrsverband Kronach in Wattenscheid und Bochum ebenfalls für großes Aufsehen. Und schon im Mai 1977 konnten sich die Haiger beim Sänger- und Musikantentreffen des bayerischen Rundfunks in Wilhelmsthal profilieren. Eine zweite Rundfunkaufnahme folgte am 11. November 1977 im Studio Nürnberg mit "Die Lump´n", "A Räuschla", "A Pfund schwaz Flaasch" und "Des Frankenwälders Erntedank".
Der große Durchbruch gelang dann am 6. August 1978 mit dem Zweiten Deutschen Fernsehen. Und das hatte Folgen, denn die Einladungen nahmen stetig zu. Die Mitwirkung beim Altstadtfest in Nürnberg einen Monat später bestätigte den Erfolgstrend.
Gerne erinnern sich die "Männer der ersten Stunde" auch an den Live-Auftritt mit Rias Berlin am 2.
März 1979 auf der Touristikmesse in Berlin. Aufnahmen mit dem holländischen Rundfunk folgten. Beiträge zum ersten Adventssingen 1980 in der Haiger St. Anna-Kirche begeisterten Jung und Alt. Und in der Klosterkirche Kronach wurden die Lieder "Der englische Gruß" sowie "Du liebe Gott a su a Kält" (mit der Stubenmusik) zu Gehör gebracht. Bei den vorweihnachtlichen Auftritten 1985 in der St. Anna-Kirche in Haig, in der Klosterkirche Kronach sowie im Pfarrheim Theisenort stand insbesondere der Liedbeitrag "Gegrüßet seis Du Maria" im Blickpunkt. Auf Initiative des seinerzeitigen Landrats Dr. Werner Schnappauf war man 1992 in Schottland und ein Jahr später in Südafrika.
Zum 25-jährigen Bestehen im Jahre 2001 setzten Manfred Däumer, Dieter Altmann, Gerhard Deininger, Georg Detsch senior, Walter Schmidt, Georg Buckreus, Norbert Kreul sowie Baptist Detsch kulturelle Akzente. Groß gefeiert wurde auch der 30.
Geburtstag im Jahre 2006. Eine besondere Anerkennung galt an diesem Abend Ehrenmitglied Baptist Detsch, den Vorsitzender Manfred Däumer als die treibende Kraft in der Heimat- und Brauchtumspflege bezeichnete. Däumer: "Der langjährige musikalische Leiter hat durch seinen Einfallsreichtum, durch sein Können und durch seine Heimatliebe die "Haache Stöckraache" geprägt und geformt." Die musikalische Leitung übernahm dann ab 2005 Gerhard Deininger, ein "Trachtler der ersten Stunde". Unterstützt wurde er durch Jürgen Detsch.
Zum Lobe Gottes präsentierten die Haiger 2010 einen neuen Tonträger mit der einfühlsamen Waldlermesse. Als musikalischer Leiter zeichnete Gerhard Deininger verantwortlich.
Nicht von ungefähr sind die Haiger 1991 bei den Banzer Volksmusiktagen mit dem Förderpreis der bayerischen Volksmusik durch die Hanns-Seidel-Stiftung ausgezeichnet worden.
Das Jahr 2012 ist ein interessantes Beispiel dafür, wie sehr die Haiger gefragt sind. Unter anderem bereicherten sie das Fränkische Mariensingen in Vierzehnheiligen, den Heimatabend des Deutschen Flößertags in Wallenfels sowie die 50-Jahrfeier des Arbeitskreises Heimatpflege im Landkreis Kronach. Der absolute Höhepunkt 2012 war jedoch die Auszeichnung mit dem "Arzberger Bergkristall", verliehen durch den Fichtelgebirgsverein Arzberg und durch die Stadt Arzberg."
Anlässlich des 40-jährigen Bestehens der in Oberfranken weithin bekannten "Haache Stöckraache" veranstaltet der Heimat- und Trachtenverein Haig einen Festabend am Samstag, 16. April, um 19 Uhr im Saal des Landgasthofes Detsch. Sechs Gruppierungen werden neben den "Haache Stöckraachern" die Geburtstagsfeier bereichern.
Die "Haache Volksmusikanten" unter der Stabführung von Thomas Rauh eröffnen den musikalisch-gesanglichen Reigen mit dem "Landsturm-Marsch". Weiter wirken mit die Neuhäuser Blechmusik, die Rothenkirchener Stubenmusik, die "D´Fichtelseer" aus Neubau, die Kroniche Maala, die Gesangsgruppe der Zechgemeinschaft Neukenroth. Durch das Programm führt der Ehrenvorsitzende des Volkstrachtenvereins "Zechgemeinschaft" Neukenroth, Edmund Sprenger, und die Laudatio spricht Stockheims Bürgermeister Rainer Detsch. Vor dem Festabend findet um 17 Uhr ein Dankgottesdienst im Gotteshaus St. Anna zusammen mit den Neukenrother Sängern statt.