Umweltaktivisten zeigen bundesweit die Problematik intensiver Tierhaltung auf. Stationen waren auch Kronach und der Main bei Schwürbitz.
Es war ein kurzer Stopp auf der schon drei Wochen andauernden, deutschlandweiten Tour von Greenpeace. Um 10 Uhr parkte der weiße Bus mit Hamburger Kennzeichen am Rudufersee. Zum Team aus der Zentrale kamen Engagierte der Kronacher Ortsgruppe hinzu.
Die gibt es übrigens schon seit den 1980er-Jahren, und weil der Landkreis Lichtenfels keine eigene hat, ist sie für diesen mit zuständig. Zwischen drei und 30 Jahren machen Helmut Wesolek, Markus Geiger und Carsten Walther bei der Umweltschutz-Organisation schon mit. An diesem regnerischen Vormittag ging es darum, zu erkunden, wie es um unser Wasser bestellt ist.
Für sein Trinkwasser bekommt Deutschland im Allgemeinen gute Noten. Es wird kontinuierlich überwacht, Grenzwerte - etwa für Nitrat - müssen eingehalten werden. Gegebenenfalls wird aufbereitet, gemischt oder ein stark belasteter Brunnen außer Betrieb genommen. Vor diesem Hintergrund sind die Trinkwasseruntersuchungen also nur bedingt aussagekräftig. Etwa ein Drittel des Grundwassers in Deutschland weist viel zu hohe Nitratwerte auf.
Die nördlichen Regierungsbezirke in Bayern sind stärker betroffen als der Süden. In rund 30 Prozent des fränkischen Rohwassers konnten laut Landesamt für Umwelt auch Pflanzenschutzmittel wie Bentazon und Glyphosat nachgewiesen werden. Es ist also nicht alles bestens. Ganz abgesehen davon, dass höherer Aufwand für eine Reinhaltung des Wassers auch mit steigenden Kosten einhergeht - für die letztlich alle zahlen müssen.
Nitrat aus Massentierhaltung
Nitrat kann aus organischem und Kunstdünger ins Wasser gelangen. Vor allem durch Massentierhaltung mit einem Überschuss an Mist und Gülle entstehen Probleme. Deshalb plädieren Umweltschützer für kleinteilige Strukturen in der Landwirtschaft und vor allem ein Verbot des Gülle-Tourismus aus den Niederlanden und Dänemark.
Am idyllischen Rudufersee wähnt man sich von derlei Sorgen weit entfernt. Entnahmestelle war allerdings nicht der See, sondern der dahinter vorbeifließende Main. Mehrere Becher schöpften die Männer heraus und beschrifteten sie. Nitrat- und Phosphatgehalt konnten gleich bestimmt werden. Für die Suche nach multiresistenten Keimen wird ein Hamburger Labor eingeschaltet.
Die Auswertung wird laut Markus Wichmann von Greenpeace in frühestens 14 Tagen vorliegen. Mit dem am Montag gemessenen Nitrat-Stickstoff-Gehalt von 3,25 Milligramm pro Liter falle der Main jedoch bereits in die Kategorie schlechte Gewässerqualität. Man kann sich Gedanken machen, ob die Werte sonst noch schlechter wären, denn eigentlich begünstigt lange Trockenheit das Ergebnis, da weniger Eintrag aus dem Boden ausgewaschen wird. Wichmann spekulierte nicht: "Es ist immer eine Momentaufnahme."