Fund ermöglichte Renovierung

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Zusammen mit einem Arbeiter vom Stadtbauamt Kronach stellte der damalige Kreisheimatpfleger Roland Graf (links) den renovierten Marter wieder auf. Foto: privat
Zusammen mit einem Arbeiter vom Stadtbauamt Kronach stellte der damalige Kreisheimatpfleger Roland Graf (links) den renovierten Marter wieder auf.  Foto: privat
Die renovierte Marter wurde wieder aufgestellt. Foto: privat
Die renovierte Marter wurde wieder aufgestellt.  Foto: privat
 
Notdürftig befestigt stehen Sockel und Aufsatz der Elmersmarter 1973 am Feldrain. Foto: privat
Notdürftig befestigt stehen Sockel und Aufsatz der Elmersmarter 1973 am Feldrain. Foto: privat
 

"Entlang der Marter": Auf dem Teilstück von Kronach bis Glosberg befinden sich heute wieder acht religionsgeschichtliche Flurdenkmäler.

Im Oktober 2015 übergab der Frankenwaldverein, Ortsgruppe Kronach, einen neu ausgeschilderten Wanderweg der Öffentlichkeit, das sogenannte Frankenwaldsteigla mit der Bezeichnung "Entlang der Marter". Es verläuft im Haßlachtal von Kronach nach Glosberg, dann den Rauschberg hinauf nach Gries, um über den Letzenberg und den Kammberg zurück nach Kronach zu führen. Die Bezeichnung "Entlang der Marter" verweist darauf, dass man auf der etwa 15 Kilometer langen Rundwanderung an etlichen Martern und Kapellen vorüberkommt. Allein auf dem Teilstück von Kronach bis Glosberg befinden sich heute wieder acht religionsgeschichtliche Flurdenkmäler, jedes mit einer eigenen Geschichte.
Dieses Teilstück trägt auch den Namen Franziskanerweg, der an die Klosterbrüder erinnert, die von circa 1730 bis 1746 täglich diesen Weg gehen mussten, um die vielen Wallfahrer in Maria Glosberg zu betreuen.
Am Ortsrand von Glosberg, gegenüber dem Friedhof, präsentiert sich dem Wanderer heute eindrucksvoll die achte Marter, deren Erscheinungsbild darüber hinwegtäuscht, dass es nicht immer so gut um sie bestellt war.


1968 am Sockel

Bei meiner Inventarisation im Jahre 1973 fand ich von dieser barocken Sandsteinmarter nur noch die Überreste, die zusammengestellt am Fuhrweg, unweit des heutigen Standortes, am Feldrain standen. Die Marter war, aus welchem Grund auch immer, zusammengestürzt und dabei schwer beschädigt. Um die wichtigsten Teile zu sichern, hat man den Aufsatz mit seinen Heiligenbildern auf den beschrifteten Sockel gestellt und mit Zementmörtel befestigt. An diese Aktion erinnert vermutlich auch die Jahreszahl 1968, die am Sockel zu finden ist. Verloren gegangen war der Schaft als meterhohes Verbindungsstück zwischen Sockel und Aufsatz. Auf der Suche nach den Überresten des Schaftes wurde ich im nahen Hohlweg fündig. Hier lagen sie in einer Schutthalde zwischen verrosteten Eimern und Hausmüll aller Art. Als größtes Stück konnte ich das obere Endstück bergen, eine mit Weinranken und Trauben verzierte Säule mit jonischem Kapitell. Durch diesen Fund war es möglich geworden, eine originale Nachbildung des Schaftes anfertigen zu lassen.
Was allerdings noch fehlte war die Finanzierung. Auf Nachfrage bei der Flurbereinigungsdirektion Bamberg erklärte sich dankenswerterweise die Teilnehmergemeinschaft Glosberg bereit, die Kosten für die Wiederherstellung zu übernehmen.
Am 28. Juni 1979 war es schließlich soweit, dass die von Bildhauer Heinrich Schreiber restaurierte Marter an ihrem heutigen Standort unter Mithilfe des Stadtbauamtes Kronach, Georg Kestel aus Glosberg und dem Kreisheimatpfleger errichtet werden konnte.
Als Besonderheit dieser Marter ist hier die gesamte Familie des "Hanns Elmer anno 1733" von Glosberg, mit den Eltern, den sieben Knaben und drei Mädchen dargestellt. Über der Familie, auf Wolken schwebend, ist das Gnadenbild der Glosberger Muttergottes zu sehen, jene himmlische Macht, die man um Hilfe in einer Notlage angerufen hat. Dieses "sprechende" Bild erzählt dem aufmerksamen Betrachter die Leidensgeschichte der Familie Elmer aus Glosberg. Denn über den Köpfen einiger Kinder sind kleine Kreuze eingemeißelt, was sie zum Zeitpunkt der Marternstiftung als bereits verstorben kennzeichnet.
In welcher verzweifelten Lage sich die Familie Elmer im Jahre 1733 befunden hatte, davon berichten die Matrikelbücher von Glosberg. Hier ist verzeichnet, dass ein Kind nach dem andern ohne ersichtlichen Grund verstarb. Mit der Stiftung des Bildstockes hörte nachweislich die Kindersterblichkeit in der Familie auf.