Ein lebendiges Stück Stadtgeschichte ist die Schwedenprozession am Sonntag nach Fronleichnam. Auch gestern wieder stand die Lucas-Cranach-Stadt ganz im Zeichen des einzigartigen Brauchtums.
Noch vor dem Allerheiligsten schreiten die Frauen: Vor 384 Jahren erstmals begangen, bietet die Schwedenprozession in Kronach noch immer diesen außergewöhnlichen Anblick. Mit der Prozession erinnern die Kronacher an ihren Sieg im Jahre 1634. Die Schwedenprozession ist aber nicht nur Dank für die Verschonung, sondern auch Bitte für ein friedliches Miteinander der Menschen in der Stadt - und ein Dank an die tapferen Frauen, die im Dreißigjährigen Krieg eine entscheidende Rolle spielten.
Als nördlichstes Bollwerk des Bistums Bamberg war Kronach häufig feindlichen Übergriffen ausgesetzt, doch die Bürger trotzten erfolgreich allen Eroberungsversuchen. 1634 standen sie jedoch einer Übermacht an Angreifern gegenüber. Als die Männer vom Kampf ermüdet aufgeben wollten, schlug die Stunde der tatkräftigen Frauen. Bewaffnet mit Pflastersteinen und kochendem Wasser schlugen sie die Gegner in die Flucht.
Versprechen eingelöst
Jahr für Jahr lösen die Kronacher ihr damals gegebenes Versprechen ein und machen den Sonntag nach Fronleichnam zum Schwedensonntag. In den Texten und Gebeten entlang des Prozessionsweges werden aktuelle Anliegen in den Fokus gestellt. Zahlreiche Besucher säumten den Weg der Friedens- und Dankesprozession von der Stadtkirche zur Festung Rosenberg. Besonderen Glanz erhielt das Zeugnis tiefer Frömmigkeit heuer durch die Teilnahme von Weihbischof Herwig Gössl aus Bamberg, der mit Stadtpfarrer Thomas Teuchgräber und Kaplan Andreas Stahl den morgendlichen Gottesdienst hielt.
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Der Weihbischof ging auf das zuvor gehörte Evangelium ein, in dem Jesus seine Jünger fragt: "Für wen halten mich die Leute?" Geschaut werde vor allem auf solche Menschen, die auffielen, weil sie besondere Fähigkeiten hätten, schön seien oder auch große Macht hätten. "Wenn wir Jesus betrachten, sehen wir keinen strahlenden Sieger, sondern einen gedemütigten, gescheiterten Menschen", verdeutlichte er, dass der Anblick von Jesus - oberflächlich betrachtet - für uns alles andere als " attraktiv" sei. Genauso wie es Jesu nicht um Äußerlichkeiten gehe, sondern um eine innige Beziehung zu ihm, um ein Nachfolgen in seinem Sinne, verhalte es sich auch mit der Prozession.
Blumenschmuck und Kerzen