Schnelles Internet ist mittlerweile ein wichtiger Standortfaktor. Welche Kommunen des Kreises wie weit sind, zeigen wir in einem vierteiligen Überblick.
Neben der Verkehrsinfrastruktur, Kultur-, Sport- und Schulangeboten oder Einkaufsmöglichkeiten gehört ein schneller Internetanschluss zu den wichtigen Standortfaktoren jeder Kommune. Deshalb fördert der Freistaat Bayern seit 2014 den Breitbandausbau in großem Stil. Das Ziel: Bis Ende 2018 soll fast überall mindestens eine Downloadmenge von 30 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) möglich sein.
Im Landkreis Kronach sind formell alle 18 Kommunen Teil des Förderverfahrens, in 15 findet ein geförderter Ausbau statt. Dieser wird mit 80 (bei wirtschaftlich stärkeren) oder 90 Prozent der Baukosten bezuschusst, den Rest stemmen die Kommunen. Zusätzlich gibt es noch Bereiche, die für Netzbetreiber so lukrativ sind, dass sie sie auf eigene Kosten ausbauen.
In einer vierteiligen Serie stellen wir den aktuellen Breitband-Stand vor. Diesmal: Haßlachtal und Rennsteig-Region.
Ludwigsstadt — Die nördlichste Kommune geht in Sachen Netzbetrieb eigene Wege. Sie hat sich als Förderpartner einen lokalen Anbieter gesucht: KabelDSL-Ludwigsstadt. Dahinter steckt Michael Korn, der in der Stadt und den Stadtteilen (Ausnahme Lauenhain) auch ein privates Kabel-TV-Netz betreibt.
Dieses wurde schon 2010 rückkanalfähig für Internetanschlüsse gemacht, wobei Michael Korn mit der Thüga Metering Service zusammenarbeitet. Aktuell erfolgt der Netzausbau auf 100 MBit/s für fast alle Anschlüsse der Kommune. "Wo es noch kein passendes Kabel gibt, sollen Glasfasern bis ins Haus verlegt werden", sagt Frank Ziener, Geschäftsstellenleiter der Stadtverwaltung. Die volle Geschwindigkeit wird es ab Ende 2016 bzw. in den Glasfaserbereichen ab 2017 oder 2018 (Springelhof und Berliner Ring Lauenstein) geben.
Ausgenommen vom Ausbau sind der Kern von Ludwigsstadt, der bereits von der Telekom mit über 30 Mbit/s versorgt wird und damit nicht förderfähig ist, und Lauenhain. Dort hatte die Telekom einen eigenwirtschaftlichen Ausbau angekündigt, wodurch es im Stadtgebiet von "Ludscht" praktisch keine "weißen Flecken" mehr geben würde. Mittlerweile stellt das Unternehmen laut Stadt die Investition aber wieder in Frage.
Pressig — In der Marktgemeinde schlägt die Topographie des Mittelgebirges Frankenwald voll durch. Zehn teilweise weit voneinander entfernte Orte warten darauf, an das schnelle Internet angeschlossen zu werden.
Um dies zu realisieren, hat die Kommune bereits im Zuge eines früheren bayerischen Förderverfahrens in Kooperation mit der Telekom größere Gebiete ausgebaut.
So ergab die Markterkundung, dass es schon vor dem aktuellen Verfahren in großen Teilen von Pressig, dem Südosten von Rothenkirchen sowie Posseck-West, Brauersdorf und Eila mehr als 30 Mbit/s gab. Zudem betreibt Kabel Deutschland im Pressiger Wohngebiet Anger sowie in Welitsch und Marienroth ein schnelles Netz.
Im August 2016 hat Pressig nun auch einen Kooperationsvertrag für das aktuelle Förderverfahren unterzeichnet. Partner ist wie 2011 die Telekom, der Förderbescheid wurde am 20. September übergeben.
Die sechs Erschließungsgebiete beinhalten 1264 Gebäude in Förtschendorf, Friedersdorf, Rothenkirchen (Norden und Westen), Pressig (Lückenschlüsse), Welitsch (Randbereiche) und Grössau. Der Starttermin des Ausbaus ist noch nicht fixiert und wird stark wetterabhängig sein. Geplanter Abschluss ist im August 2017.
Steinbach am Wald —Die Kommune ist traditionell sehr früh dran, wenn es darum geht, in das Breitbandnetz zu investieren. So wurden schon 2008, also noch vor dem ersten bayerischen Förderprogramm, auf eigene Kosten mit der Telekom alle Gemeindeteile auf Bandbreiten von zwei bis sechs Mbit/s ausgebaut. Eine Grundversorgung, die aktuell an verschiedenen Orten der Gemeinde parallel mit und ohne Förderung erweitert wird.
Im September 2015 hat die Kommune - die einzige im Kreis neben Stockheim, die aufgrund verschiedener Parameter wie Haushaltsverschuldung und Wirtschaftskraft "nur" 80 Prozent Förderung erhält (sonst 90 Prozent) - einen Kooperationsvertrag mit der Telekom geschlossen. Dieser hat einen Umfang von etwa 1000 Anschlüssen und ist aufgeteilt in drei Gebiete: den Süden und Osten von Steinbach, Windheim und das nördliche Hirschfeld sowie Buchbach und Kehlbach. Die Fertigstellung könnte noch dieses Jahr erfolgen.
Doch das ist noch nicht alles: Einige Gebiete in Hirschfeld sowie Steinbach/Bahnhof waren für die Telekom so lukrativ, dass sie diese 2016 eigenwirtschaftlich ausgebaut hat. Die erhöhten Downloadmengen werden dort bereits angeboten.
Stockheim — 17 Kilometer Glasfaserkabel wurden verlegt, dazu viele Verteilersysteme installiert, von denen aus die Kupferkabel in die Haushalte gehen.
Das sind die Daten der derzeit geförderten Breitbandbaustellen der Telekom in Burggrub (mit Mostholz), Neukenroth, Haig (Ausbau jeweils auf 30 bis 50 Mbit/s) sowie im Industriegebiet Stockheim (bis 200 Mbit/s).
Parallel dazu baut die Telekom Haßlach und Reitsch auf eigene Kosten aus. Rainer Förtsch: "Die Kabel sind fast fertig verlegt, jetzt geht es an die Kabelverzweiger." Der Geschäftsleiter der Bergwerkskommune zieht ein positives Zwischenfazit über die im Juni begonnenen Arbeiten: "Es verläuft alles relativ zügig. Größere Schwierigkeiten sind der Gemeinde nicht bekannt." Laut Vertrag soll das schnelle Internet am 1. Dezember 2016 in Betrieb gehen. "Bis auf die Büttnerzeche haben wir dann Vollausbau mit Minimum 30 Megabit im Gemeindegebiet", sagt Rainer Förtsch.
Tettau — In der Glasmacher-Kommune hat Kabel Deutschland bereits in den 1980er Jahren ein recht umfangreiches Netz erschlossen, durch das laut Betreiber Kabel Deutschland alle Haushalte mit mindestens 30 Mbit/s versorgt werden sollen. Tettau galt deshalb für das bayerische Förderprogramm zunächst als nicht förderfähig.
Ein Zustand, den Bürgermeister Peter Ebertsch (Bündnis für Tettau) jedoch nicht akzeptieren wollte. Er forderte Einzelfallprüfungen, die ergaben, dass einzelne, über das gesamte Gemeindegebiet verstreute Häuser doch nicht die versprochene Bandbreite erhalten.
Was momentan schlecht für die Betroffenen ist, könnte sich für die Kommune in der Zukunft als positiv erweisen. Denn mittlerweile gibt es eine offizielle Förderzusage für die schlecht erschlossenen Häuser. Der Vorteil: Durch die notwendige Verlegung der neuen Glasfaserkabel im Fördergebiet könnten auch angrenzende Haushalte profitieren. Der Nachteil: Durch die genauen Prüfungen stockt das Förderverfahren seit über einem Jahr, ein Kooperationsvertrag ist noch nicht geschlossen.
An anderen Stellen des Marktgebietes wurde und wird freilich gebaut. Kleintettau ist schon seit 2011 weitgehend erschlossen, wobei sich die Firma Heinz-Glas an den Kosten beteiligte. Und in Langenau und Schauberg wurden die Tiefbauarbeiten vor Kurzem abgeschlossen. Hier erschließt die Telekom eigenverantwortlich, da sie für den Ausbau der Nachbarorte Buchbach und Kehlbach (Gemeinde Steinbach) sowieso durch Tettauer Gebiet musste.
Schwachstelle ist vor allem das Zentrum Tettaus, wo man rund um Sparkasse oder Gemeindeverwaltung darauf wartet, dass das eigentlich schon abgelehnte Förderverfahren dank der Hartnäckigkeit des Bürgermeisters doch noch Fahrt aufnimmt.
Breitbandausbau im Haßlachtal und am Rennsteig
Ludwigsstadt Einwohner: 3450; Fläche: 57 km 2 ; Stadtteile: 6; Förderung: 859 000 Euro (90%); Eigenanteil: 95 000 Euro; Ausbaustand: Abschluss Ende 2016 bzw. 2017/18 (Glasfaser); Netzbetreiber: KabelDSL-Ludwigsstadt (Förderpartner), Telekom; Breitbandpate: Frank Ziener
Pressig Einwohner: 4100; Fläche: 53 km 2 ; Ortsteile: 10; Förderung: 638 000 Euro (90%); Eigenanteil: 71 000 Euro; Ausbaustand: Förderbescheid ist übergeben, Ausbauende August 2017; Netzbetreiber: Telekom (Förderung); Kabel Deutschland; Breitbandpate: Stefan Heinlein
Steinbach am Wald Einwohner: 3200; Fläche: 36 km 2 , Gemeindeteile: 5; Förderung: 280 000 Euro (80%); Eigenanteil: 70 000 Euro; Ausbaustand: Freigabe schnelles Internet wahrscheinlich noch heuer, eigenwirtschaftlicher Ausbau beendet; Netzbetreiber: Telekom (auch Förderpartner); Breitbandpate: Helmut Hirth
Stockheim Einwohner: 5000; Fläche: 25 km 2 ; Ortsteile: 7; Förderung: 418 000 Euro (80%); Eigenanteil: 105 000 Euro; Ausbaustand: Abschluss Anfang Dezember 2016; Netzbetreiber: Telekom (Förderpartner), Kabel Deutschland; Breitbandpate: Rainer Förtsch
Tettau Einwohner: 2100; Fläche: 24 km 2 ; Ortsteile: 6; Förderung: noch unklar; Ausbaustand: Kooperationsvertrag noch nicht unterzeichnet, eigenwirtschaftlicher Ausbau in Langenau und Schauberg läuft; Netzbetreiber: Kabel Deutschland, Telekom; Breitbandpate: Peter Ebertsch