Schritt für Schritt sollen die negativen Auswirkungen des demografischen Wandels in der Marktgemeinde Nordhalben eingedämmt werden.
Alfred Schwarzien kniet auf dem Boden. Strich für Strich entsteht eine künstlerische Teilansicht der Marktgemeinde. Dass Nordhalben infrastrukturell seit Jahren gebeutelt ist, lassen die Bilder nicht vermuten. Schwarziens Blick bleibt nicht am Offensichtlichen hängen, sondern der Essener Künstler dringt zur Schönheit des Ortes abseits der Probleme durch. Wenn es nach Bürgermeister Michael Pöhnlein (FW) geht, soll Nordhalben allerdings nicht nur auf dem Malgrund gefallen, sondern für Einwohner und Interessierte wirklich wieder attraktiver werden.
Drei Infrastruktur-Maßnahmen könnten einen wesentlichen Anschub dafür geben. Bei einem Rundgang mit unserem Reporter erläuterte Pöhnlein, was es damit auf sich hat.
Maxhaus: Das Maxhaus, also das neue Künstlerhaus, wird bereits genutzt. Auf 220 Quadratmetern Atelier- und Wohnfläche können sich dort Künstler wochenweise einquartieren. Die Nachfrage ist groß. Das Besondere: Die Nordhalbener können ihren Gästen bei der Arbeit über die Schulter schauen. "Die Tür steht offen - und sie geht auch fast nicht mehr zu", freut sich Schwarzien. Er ist bei Weitem nicht der einzige Künstler, der das Angebot angenommen hat. "Ich bin überrascht, was hier alles passiert ist", bestätigt sein Kollege Viktor Cleve, dass eine Aufbruchstimmung im Ort zu spüren ist.
Dass dieses Haus nur ein Mosaiksteinchen in einem Gesamtkonzept gegen Einwohnerverluste und Leerstände sein kann, ist Pöhnlein klar. Durch die Partnerschaft mit einer Essener Künstlergruppe und dem damit zusammenhängenden Netzwerk sorgt es jedoch dafür, dass Nordhalben überregional bekannter wird. "Das spricht sich schon rum in Künstler-Deutschland. Wir bieten Künstlern eine Chance, von der Stadt aufs Land zu gehen, und bringen gleichzeitig Leben in den Ort", erklärt der Bürgermeister.
Natürlich könne man so etwas nicht mit jedem Leerstand im Ort machen, aber der eine oder andere denke dadurch über ein eigenes Haus in Nordhalben nach. Einen Dank richtet Pöhnlein an das Team von NohA (Nordhalben Aktiv), das nicht nur bei diesem Vorhaben viel bewegt habe. "NohA hat schon über 40 Projekte realisiert, und das Künstlerhaus ist darunter der nächste dicke Brummer."
Außenstelle: Eine Folge der Diskussion um einen Nationalpark ist die Idee, eine Außenstelle der Hochschule Weihenstephan in der Region anzusiedeln. Nordhalben ist aus Pöhnleins Sicht ein prädestinierter Standort. Ein Haus dafür hat er auch schon im Visier: das Amtsgerichtsgebäude (ehemalige Polizei). Das wäre aus seiner Sicht ideal, da die Staatsforsten gleich gegenüber einquartiert sind. Praxis und Forschung würden so unmittelbar zusammentreffen.
Nordhalben Village: Ohne die Wirtschaft wird Nordhalben den demografischen Wandel nicht abfedern können. Deshalb wurde ein Projekt in die Wege geleitet, das kreative Köpfe und Existenzgründer an die Gemeinde binden soll. Auch für die Phase einer Projektentwicklung können dort Räumlichkeiten angemietet werden. Wohnen und arbeiten unter einem Dach soll das Nordhalben Village ermöglichen, das im Schulgebäude eingerichtet wird. Auf mehreren Ebenen soll es im glasfaservernetzten Gebäude Wohnbereiche, Arbeitsmöglichkeiten und Besprechungsräume geben. Fördermittel sind bereits zugesagt. Die Ausschreibungen für den Umbau laufen, die Pläne müssen jetzt noch verfeinert werden. Es geht also voran. "Wir stehen in den Startlöchern", versichert der Bürgermeister.