Auch wenn die Laufkundschaft deutlich abgenommen habe: Am Kaufverhalten hat sich kaum etwas geändert. "Nur das Klopapier ist momentan aus", berichtet Ingrid Nadler und muss Schmunzeln. "Das kapiere ich nicht. Was wollen die Leute nur mit all dem Klopapier?"
Auch die Bäckerei Oesterlein nebenan bekommt die Auswirkungen des Virus zu spüren. "Der Umsatz ist um die Hälfte zurückgegangen", erzählt Elke Kremer, die ihre Kunden nun hinter einer Glaswand bedient. "Darum haben wir das Sortiment ein wenig heruntergefahren."
Manche Backwaren, wie Kümmelbrötchen, Mohnzöpfe oder manche Kuchensorten, würde es nun nur noch alle zwei Tage geben und auch die Öffnungszeiten der anderen Filialen haben sich verändert. "In Mitwitz schließen wir bereits um 12 Uhr und in der Andreas-Limmer-Straße um 15 Uhr." Doch die Stammkunden bleiben ihrer Bäckerei treu. "Dafür sind wir auch ehrlich dankbar."
Frühstück dürfen die Verkäuferinnen derzeit nicht mehr anbieten. "Das haben unsere Kunden aber alle verstanden und auch, dass sie vor dem Laden warten müssen, wenn schon zwei Leute hier drin sind." Dadurch hat sich der Alltag in der Bäckerei verändert, viele launige Schwätzchen gibt es in gewohnter Form momentan nicht mehr. "Wir merken schon, dass die Stimmung bei manchen im Keller ist. Aber wir haben auch Stammkunden, die jeden Morgen freudestrahlend den Laden betreten - das ist für uns wie die aufgehende Sonne am Morgen."
Denn natürlich hätten auch die Verkäuferinnen Ängste und Sorgen. "Ich bin nicht so ängstlich, aber meine Kollegin hat schon ein wenig Bammel, sich anzustecken." Kremer sorgt sich vor allem um ihre Töchter. "Sie arbeiten im Gesundheitswesen. Wir haben uns seit drei Wochen nicht gesehen, aber am Telefon sage ich ihnen immer: ,Mädels, passt auf euch auf.‘"
Trotz all der Entbehrungen und Sorgen denkt die 49-Jährige weiter positiv und sieht sogar den ein oder anderen positiven Nebeneffekt: "Ich bekomme momentan sehr viel Kleingeld, weil die Kunden häufig passend bezahlen. Sonst musste ich immer um Kleingeld betteln."
Nächste Woche Kurzarbeit
Probleme mit Bargeld hat die Fleischerei Höring nicht. Dort gibt es schon seit über einem Jahr einen Bezahlautomaten, der das Wechselgeld automatisch ausspuckt. "Das ist natürlich ein großer Vorteil. Aber wir waschen uns trotzdem nach jedem Kunden die Hände", berichtet Gabriele Fenner. Ab nächster Woche heißt es für sie und ihre Kolleginnen vorerst Kurzarbeit, denn der Publikumsverkehr habe vor allem am Nachmittag, deutlich nachgelassen. "Dann haben wir nur noch bis 14 Uhr geöffnet, der Bratwurst-Stand noch bis 15 Uhr."
Das Angebot bleibe jedoch gleich. "Unser Chef macht alles selbst und produziert weiter wie immer", erzählt Annegret Hoffmann. Vor allem die Lebensmittel in Gläsern - Bolognese-Soße, Rinderrouladen, Gulasch oder Bierschinken, die auch ohne Kühlung ein Jahr haltbar sind, seien derzeit sehr gefragt. "Manche Kunden kommen nicht mehr so häufig, kaufen dafür dann aber mehr ein."
Insgesamt habe die Vorsicht zugenommen. "Die Leute achten auch hier im Geschäft auf den Sicherheitsabstand und weisen sich gegenseitig darauf hin, wenn ihnen jemand zu nahe kommt."
Die Gefahr einer Ansteckung, sie begleitet auch die Fleischereifachverkäuferinnen. "Natürlich sind wir uns dessen bewusst. Aber sich verrückt zu machen, bringt auch nichts", findet Fenner. "Und die Leute müssen schließlich auch etwas essen."