Das Familienunternehmen hat Grund zum Feiern. Der Automobilzulieferer hat in Großvichtach-Marktrodach eine neue Lager- und Produktionshalle eingeweiht.
Die neue Lagerhalle macht den Standort der Unternehmensgruppe Delfingen in
Marktrodach zukunftsfähig. Denn endlich muss nicht mehr in beengten Verhältnissen - auf drei Stockwerken - produziert werden. 1500 Kubikmeter neuer Raum ist durch den Neubau der Halle geschaffen worden - genug, um die Produktion und die Lagerung neu zu strukturieren, neu zu organisieren.
Während Firmenchef Bérnard Streit vor hunderten von geladenen Gästen in französischer Sprache seine Unternehmensgruppe präsentierte, tanzten in den Produktionshallen die Garnspulen. Sei drehen sich, tauschen die Plätze - ähnlich wie beim traditionellen Maitanz. Nur schneller. Unaufhörlich werden in den Räumen aus Fäden, die gerade einmal 0,25 Millimeter dick sind, Gewebeschläuche hergestellt. Solche Schläuche werden zur Ummantelung von Kabeln, Leitungen und Fluidsystemen im Auto verwendet. Millionen Meter Schläuche werden produziert.
Der Jahresausstoß ist so gewaltig, dass die Delfingen-Schläuche dreißig Mal um den gesamten Erdball gelegt werden könnten. In Deutschland unterhält Delfingen Niederlassungen in Marktrodach und in Münchberg (Produktion von Gurtsystemen), doch die Gruppe ist in 18 Ländern und in vier Kontinenten vertreten.
Seit 1996 ist das Unternehmen an der Börse, trotzdem steckt kein Konzern dahinter. Die Familie Streit ist Gründer der Delfingen Group und bis heute Hauptaktionär. Auch im Aufsichtsrat gehören von zehn Mitgliedern vier der Familie Streit an. Trotz der immensen Mitarbeiterzahl geht es bis heute familiär und sehr persönlich im Unternehmen zu.
Bei der Einweihung der neuen Halle sprach Streit aber auch die Philosophie, die hinter dem Unternehmen steckt, an. Denn in der Delfingen Gruppe gibt es eine strenge Charta - für menschenwürdige Arbeit, für Sicherheit und Umweltschutz. Das Unternehmen engagiert sich bei Impfaktionen, stellt keine Jugendlichen unter 16 Jahren ein, fördert Alphabetisierung und menschenwürdige Gehälter.
Aus diesem Grund wurde 2007 die Delfingen-Stiftung gegründet. Die Stiftung tritt für Impfaktionen zur Eindämmung von Pandemien ein, stellt den Menschen in Afrika Schulmaterial zur Verfügung, gewährt Stipendien oder Mikrokredite. Und sie hilft bei Naturkatastrophen, persönlichen Schicksalsschlägen. Seit 2013 läuft ein Programm zum Wiederaufbau auf den Philippinen. Und in diesem Jahr sollen auch Menschen mit Behinderungen in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken. Um den Spenderkreis zu erweitern gibt es sogar den Delfingen Fonds, erklärte Streit.
Zur Einweihung der neuen Halle ist Politprominenz aus nah und fern gekommen. Pater Gottfried Hofer und Pfarrer Matthias Rückert nahmen die offizielle Segnung vor. Und dann schnitt Françoise Streit, die Mutter von Gérald Streit, das rote Band vor der neuen Lagerhalle durch. Die neue Halle solle ein Zeichen der hervorragenden deutsch-französischen Beziehungen sein, wünschte sich die Familie Streit. "Wir brauchen Mut und keine Angst vor der Zukunft", sagte Bernard Streit in seiner Festansprache und hofft, dass dieses "große Zeichen" auch in Zukunft Früchte tragen werde.
Delfingen in Zahlen
1800 Mitarbeiter
33 Standorte in 18 Ländern,
180 Millionen Euro Umsatz pro Jahr. Die Familie Streit ist Gründer der Delfingen Group und kontrolliert als Aktionär mehr als zwei Drittel der Stimmrechte. Das Leitungsteam besteht aus einem kleinen Team um Generaldirektor Gérald Streit: Damien Personeni, Emmanuel Klinklin, Christophe Clerc und Marc Lemke
1950 Der aus Radelfingen in der Schweiz stammende Unternehmer Emile Streit gründete Sofanou (Société de Fabrication Nouvelle) - ein Unternehmen, das auf die Herstellung von Kunststoffrohren und Tüten spezialisiert war, in Anteuil.
1970 Bernard Streit, Sohn von Emile Streit, tritt in die Firma ein, übernimmt 1984 die Leitung des Unternehmens
1985 Die Produktion von Plastiktüten wird eingestellt. Das Unternehmen spezialisiert sich auf die Herstellung von Schläuchen zum Schutz von Kabeln in Fahrzeugen
1990 Beginn der Internationalisierung
1996 Börsengang am Second Marché
1998 Unternehmenskäufe in den USA
2000 bis 2006 neue Standorte in Nordafrika, Osteuropa, Südamerika und Asien
2007 Aus Sofanou wird Delfingen - zur Erinnerungen an die schweizerische Herkunft des Gründungsvaters
2008 bis 2010 Expansion in den USA
2013 neue Standorte in China und Indien
2014 Delfingen übernimmt das Werk in Marktrodach und eröffnet ein Werk in Thailand
2015 Gérald Streit (seit 2011 in der Firma) wird Generaldirektor
so