Corona-Krise: Kronacher verzichten vermehrt auf Bargeld beim Einkauf

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In der Corona-Krise nimmt nicht nur die einfache Kartenzahlung zu, sondern auch das kontaktlose Bezahlen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
In der Corona-Krise nimmt nicht nur die einfache Kartenzahlung zu, sondern auch das kontaktlose Bezahlen.  Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Weg vom Bargeld - diesen Trend verstärkt die Corona-Krise. Das merken auch die Geschäfte im Kreis Kronach. Manche bitten darum, mit Karte zu zahlen. Aber auch ohne Hinweise wollen viele Kunden Scheine und Münzen vermeiden.

Bar oder mit Karte? Beim Einkaufen haben Kunden in den meisten Geschäften diese zwei Bezahloptionen. Die Deutschen neigen normalerweise dazu, eher Scheine und Münzen zu zücken als die Karte. Viele befürchten nun jedoch, sich über das Geld durch eine Schmierinfektion mit dem Coronavirus anzustecken.

Vieler Virologen zufolge sei dies jedoch unwahrscheinlich. Laut Christian Drosten, Chefvirologe an der Berliner Charité, spiele diese Art der Infektion beim Coronavirus eine verschwindend geringe Rolle. Bargeld hält er für unverdächtig, auch wenn es durch viele Hände wandert. Die Zahl der Viren auf Münzen und Scheinen sei verschwindend gering, wenn überhaupt vorhanden.

Der Vorstand der Deutschen Bundesbank gibt ebenfalls Entwarnung: "Die Wahrscheinlichkeit, sich mittels Bargeld anzustecken, ist geringer als bei vielen anderen Gebrauchsgegenständen des täglichen Lebens", wird Johannes Beermann auf der Internetseite der Bundesbank zitiert. "Von Banknoten und Münzen geht kein besonderes Infektionsrisiko für den Bürger aus."

Die Kartenzahlung hat jedoch den Vorteil, dass der Kontakt zum Kassierer verringert wird. Das Lesegerät wird zudem regelmäßig desinfiziert. Bei der kontaktlosen Zahlung muss der Kunde seine Karte nur an das Gerät halten, bis zu einer Summe von 25 Euro - künftig sogar 50 Euro - keinen PIN eingeben.

Die Zahlung mit der EC-Karte wurde in den vergangenen Jahren immer beliebter. Während der Corona-Krise bemerken viele Geschäfte eine größere Bereitschaft der Kunden, mit dem Plastikkärtchen zu zahlen. Das zeigt eine Umfrage im Landkreis Kronach.

Manche lokale Geschäfte bitten ihre Kunden auf Hinweisschildern darum, lieber mit Karte zu zahlen, um den Kontakt zu den Verkäufern zu vermeiden. Auch im Rewe-Markt in Steinberg hängen solche Hinweise. In den vergangenen Wochen hätten die Kunden vermehrt auf die Bargeldzahlung verzichtet, erklärt Inhaber Stefan Bauer. Hätten vor der Krise etwa nur ein Drittel aller Kunden mit Karte gezahlt, sei es mittlerweile die Hälfte. Das kontaktlose Zahlen habe ebenfalls zugenommen. "Ich denke, die Kartenzahlung hat jetzt einen Anschub bekommen. Wie viele dabei bleiben werden, muss man abwarten", sagt Bauer.

Kein Verständnis hat er dafür, dass manche Kunden den Pfandbon des Leergutautomaten in den Mund nehmen und später damit zur Kasse gehen. Auf freundliche Hinweise würden manche etwas ungehalten reagieren. "Auf der einen Seite sind alle vorsichtig, aber in diesem Bereich ist das wohl noch nicht so angekommen", bedauert Bauer.

Beim dm-Drogerie-Markt in Kronach wird seit Beginn der Krise die Kartenzahlung empfohlen, wie eine Mitarbeiterin mitteilt. Die Kunden würden aktuell auch hier vermehrt auf Bargeld verzichten. Sehr viele würden sogar fragen, ob Münzen und Scheine überhaupt noch angenommen werden.

Im Nordwaldmarkt in Nordhalben spürt man hingegen nur eine geringe Zunahme bei der digitalen Zahlung, obwohl diese seit der Corona-Krise auf dessen Webseite empfohlen wird. "Bei uns kaufen viele ältere Leute ein, die das Bargeld gewohnt sind und damit weiter bezahlen wollen", erklärt die stellvertretende Marktleiterin Tanja Müller-Ruf. Etwa die Hälfte der Kunden bezahle derzeit mit Karte.

PIN-Eingabe mit Holzstäbchen

Eine Empfehlung gibt es in der Kronacher Löwen-Apotheke nicht, vor allem aus Rücksicht auf die älteren Kunden, sagt Inhaberin Anne Spoerl: "Viele machen normalerweise keine Kartenzahlung und sind außerdem momentan schon verunsichert genug", erklärt sie. Dennoch bemerke auch sie eine Zunahme bei der Kartenzahlung um etwa ein Viertel, selbst bei kleinen Beträgen. "Für Kunden, denen die Kartenzahlung derzeit ganz unangenehm ist, haben wir zum Beispiel Einmal-Holzstäbchen, damit sie ihre PIN eingeben können."

Anders als in den meisten Läden läuft die Bezahlung in der Kronacher Metzgerei Höring ab. Seit Anfang des vergangenen Jahres gibt es dort einen Bezahlautomaten, erklärt der Inhaber Robert Bayerkuhnlein. Der Verkäufer scannt dabei den Kassenbon ein, der Kunde steckt das Geld in den Automaten und bekommt von diesem auch das Rückgeld. Der Automat nimmt natürlich auch die EC-Karte an. Damit hätten die Verkäufer gar keinen Kontakt mehr zum Bargeld. "Mir ist aufgefallen, dass die EC-Zahlungen massiv zunehmen", sagt Bayerkuhnlein. Fast ein Drittel der Kunden zahle in der Metzgerei momentan mit Karte.

Allerdings gibt es auch Geschäfte, in denen bargeldlose Zahlung noch nicht möglich ist. So zum Beispiel in der Bäckerei Möckel in Fischbach. "Die Nachfrage war bei uns bislang nicht so groß gewesen", begründet das Inhaberin Ursula Möckel. "Wir werden das aber in Zukunft umstellen", sagt sie, schließlich sei Kartenzahlung mittlerweile fast überall gang und gäbe. Im Zuge der Corona-Krise würden die Kunden zwar öfter danach fragen, "aber nicht auffällig viele". Zur Sicherheit hat die Bäckerei ihre Hygienemaßnahmen verstärkt. So desinfizieren die Verkäufer nach jedem Bezahlvorgang die Hände, erklärt Möckel.