Trotz bevorstehender Herausforderungen, zeigt sich die Frankenwald-CSU optimistisch. Und die Europaabgeordnete bekommt ihre Ausrüstung, um für die Region kämpfen zu können, gleich mit.
Die Region steht vor großen Herausforderungen. Das sagt Jürgen Baumgärtner. Doch die CSU fürchtet sich davor scheinbar nicht. Zumindest entstand dieser Eindruck beim Neujahrsempfang der Frankenwald-CSU am Freitagabend in der Alten Markthalle in Kronach. Jazz-Klänge, Wein, Sekt, Häppchen, Stehtische und Smalltalk sorgten vielmehr für eine lockere Atmosphäre. Und trotzdem wurden am Ende die Boxhandschuhe angezogen.
Doch von Anfang an: Kreisvorsitzender und Landtagsabgeordneter Jürgen Baumgärtner erklärt, warum die Region vor großen Herausforderungen steht. "Es ist kein Wachstum zu erwarten, es geht darum zu stabilisieren und konsolidieren." Er geht auf das Thema Beihilfeverordnungen ein. Wegen des Europarechts sei man von Seiten des Staates nicht in der Lage, Unternehmen zu helfen.
"In unserer Region wird es bald nichts mehr zu helfen geben", zeigt er sich verärgert und schlägt vor, dass sie Modellregion in Europa diesbezüglich werden könne.
Außerdem geht er auf das Thema Bildung ein. Die Schullandschaft müsse so organisiert werden, dass den Kindern ein gutes Lernwerkzeug mitgegeben wird und und die Region für Familien attraktiv ist.
Baumgärtner spricht sich für so genanntes Risikokapital aus und findet darin Unterstützung bei Bundestagsabgeordnetem Hans Michelbach: "Das Etablieren von Risikokapitalfonds wäre ein guter Schritt, um die Dienstleistungen in Kronach und Umgebung voran zu bringen." Die Politik müsse nach Meinung des Bundestagsabgeordneten alles für eine funktionierende Wirtschaft tun, Betriebe unterstützen und Förderungen gewährleisten.
Schließlich gebe es ohne eine funktionierende Wirtschaft auch keine Gesellschaft.
Keinen Hehl macht er daraus, dass er und Landtagsabgeordneter Baumgärtner eine "rein Kronacher Lösung" für Loewe favorisiert haben. Immerhin hätte der andere im Raum stehende Investor alle Arbeitsplätze am Standort Kronach erhalten. Nun hofft er, "dass am Standort Kronach kein Ausverkauf stattfindet".
Auch Michelbach weiß, dass man keinen Grund habe, sich zurückzulehnen."Das Entscheidende ist, Arbeitsplätze zu erhalten." Doch es gebe allen Grund, optimistisch in die Zukunft zu blicken, meint Michelbach und verweist auf zusätzliche fünf Milliarden Euro im Bereich der Verkehrsinfrastruktur, die im Koalitionsvertrag vereinbart wurden. "Hier haben wir im Landkreis auch Nachholbedarf", sagt er mit Blick auf den Ausbau der Bundesstraße 173.
"Wir müssen schauen, dass diese Gelder hier verbaut werden." Zudem wolle der Bund die Kommunen wieder dazu bringen, investieren zu können, was nicht zuletzt die anwesenden CSU-Bürgermeister gerne gehört haben.
Gerne gehört hat bestimmt auch Unternehmer Nikolaus Wiegand, der gemeinsam mit seiner Frau Angela teilnahm, dass es für energieintensive Betriebe, wie Glashütten, weiter Hilfe geben soll. "Wir gehen nicht davon aus, dass das EEG und insbesondere die dem EEG immanente Ausgleichsregelung für die energieintensive Industrie eine Beihilfe darstellt", so Michelbach (siehe auch Artikel unten).
Anpacken müsse man die Herausforderungen, fasst er zusammen - und die CSU-Mitglieder scheinen motiviert. Ebenso wie ein Nicht-CSUler: Kronachs Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein, der sich, wie einige andere Freie Wähler auch, unter die CSUler gemischt hat.
Doch damit nicht genug, sogar ein Grußwort spricht der "Freie" bei den "Schwarzen". Kein Wunder, unterstützen ihn diese doch bei seiner erneuten Kandidatur für das Bürgermeisteramt.
"Wann kommt sie denn?", "Kommt sie überhaupt noch?" - wird derweil an den in Hussen gedeckten Stehtischen schon vereinzelt getuschelt. Sie - das ist die Europaabgeordnete Monika Hohlmeier.
Und dann kommt sie noch - wenn auch über eine Stunde nach Beginn des Empfangs und gesteht, sichtlich peinlich berührt, dass sie zunächst woanders war. Nämlich in Kleintettau am Tropenhaus. Ihre Mitarbeiterin habe ihr den falschen Veranstaltungsort mitgeteilt. Um den richtigen herauszufinden, habe sie versucht, ihre Kronacher CSU-Kollegen zu erreichen. Jonas Geissler, der krank daheim im Bett lag, konnte ihr dann letztlich helfen.
"Ich hab' halt eine Ehrenrunde gedreht", gesteht die für Oberfranken im Europäischen Parlament sitzende Tochter von Franz-Josef Strauß mit einem Lachen - und noch immer mit unüberhörbarem oberbayerischen Akzent, was ihrer Sympathie aber nichts abtut.
Sie erzählt von ihrer Arbeit im Europäischen Parlament, um welche Themen es dort geht. So sei das Problem "Crystal Speed" beispielsweise nicht von Oberfranken, Bayern oder Deutschland lösbar, sondern nur gemeinsam mit den anderen EU-Ländern. "Dafür brauchen wir die Europäische Union." Sie habe viel gelernt in ihrer Zeit als Europaabgeordnete - insbesondere von den Griechen, witzelt sie: "Ich kenne jetzt jeden Trick, wie man den Staat bescheißt."
Wer dafür sei, dass die Griechen aus der EU raus sollen, sei dafür, dass sie dort einen Berg Schulden hinterlassen, macht sie bewusst.
Sie sei vielmehr dafür, dass diese auch dafür gerade stehen.
Und nicht zuletzt findet sie lobende Worte für die heimische Unternehmer Wiegand und Heinz. Auch sie geht auf das EEG ein und darauf, dass es - auch aus ihrer Sicht - keine Beihilfe darstellt. "Wir müssen energieintensiven Betrieben kostengünstigen Strom besorgen", ist sie überzeugt.
Hohlmeier bedankt sich für die "Teamarbeit" mit der Frankenwald-CSU, nur so könne sie in Europa stark für Oberfranken sein. Um das weiter zu bleiben, stattet Kreisvorsitzender Baumgärtner sie gleich mit Boxhandschuhen aus. "Es besteht die realistische Chance, dass es für den Ausbau der B173 von Neuses bis Lichtenfels in den nächsten viereinhalb Jahren Baurecht gibt", erklärt Baumgärtner sein Geschenk.
Schließlich soll Hohlmeier genau das "durchboxen".
Während sie sich die Boxhandschuhe überstreift, sie schon mal Probe trägt, applaudieren die Parteifreunde. "Die ist einfach spitze", findet beispielsweise Erwin Schwarz, Kreisobmann der Bauern. Na gut, dass sie noch kam.