Bereitschaftspraxis in Kronach nimmt die erste Hürde

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Einige Hinweisschilder sind schon nötig, um den Weg zur Bereitschaftspraxis zu finden, die in der Frankenwaldklinik untergebracht ist. Foto: privat
Einige Hinweisschilder sind schon nötig, um den Weg zur Bereitschaftspraxis zu finden, die in der Frankenwaldklinik untergebracht ist. Foto: privat

Die im Juni eingeführte Bereitschaftspraxis in Kronach und der Fahrdienst werden schon gut angenommen.

Der Start ist geschafft. Die neue Bereitschaftspraxis der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) läuft in Kronach mitsamt dem neu organisierten Fahrdienst seit vier Monaten. Die Verantwortlichen sind mit der Entwicklung zufrieden.

"Grundsätzlich ist die Bereitschaftspraxis gut gestartet, auch wenn es am Anfang Skeptiker gab", stellt Manuel Holder von der KVB Nordbayern fest. Etwa 500 Patienten habe man bisher monatlich registriert. Diese Zahl entspreche den Erwartungen. "Wir liegen voll im Soll - bei der Praxis wie beim Fahrdienst", versichert Holder. Natürlich werde die Entwicklung der Bereitschaftspraxen weiter beobachtet und wenn nötig nachjustiert. Auch die diensthabenden Ärzte könnten Wünsche und Anregungen einbringen.

Auf die Frage nach Verbesserungen der medizinischen Ausstattung in der Kronacher Praxis (siehe Artikel unten) stellt Holder fest, dass auch hierzu Ideen willkommen seien. Allerdings sei die Ausstattung bayernweit genormt, weshalb Veränderungen in diesem Bereich zunächst die entsprechenden, mit erfahrenen Medizinern besetzten Ausschüsse durchlaufen müssten.

Holder geht davon aus, dass sich die Bereitschaftspraxis weiter in den Köpfen der Menschen festsetzen wird. "Es braucht zwei, drei Quartale, bis sich alles eingespielt hat", erklärt er - und noch länger, bis sich eine neue Einrichtung im Bewusstsein der Bürger verankert habe. Die Prozesse, die Telefonnummern und die Wege, all das müsse schließlich erst bekannt werden, sich herumsprechen. Wer sich unsicher ist, ob die Bereitschaftspraxis für ihn der richtige Ansprechpartner ist, könne übrigens telefonisch (116117) Auskunft erhalten.

Was den Fahrdienst betrifft, ist Holder ebenfalls zufrieden. Das Pensum sei für Fahrer und Ärzte gut zu schaffen. Je nach Zeit und Situation würden ein bis vier Fahrdienste in der Region eingesetzt, wobei sich Bereiche überlappen. "Und die Autos sind nicht auf ihre Region festgenagelt", ist er überzeugt, dass auch Engpässe in vielen Fällen zu meistern sind.

Neue Lösung bringt Ärzten wie Patienten Vor- und Nachteile

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Die Bereitschaftspraxis in Kronach bringt Neuerungen für die Patienten mit sich, aber ebenso für die Ärzte. Die Weißenbrunner Mediziner Beate und Axel Witthauer teilen sich die Praxis- und Fahrbereitschaftsdienste auf, die auf Beate Witthauer entfallen. Ihre Erfahrung: Die Medaille hat aus ihrer Sicht zwei Seiten.

"Für den Doktor angenehmer, für den Patienten vom Besuchsdienst her schlechter", so beschreibt Axel Witthauer seine Eindrücke nach drei Fahrdiensten seit Juni. Er werde gefahren, könne unterwegs schon seine Dokumentation erledigen und sich ansonsten auf die medizinischen Aufgaben bei den Hausbesuchen konzentrieren. "Das fühlt sich für den Arzt gut an."

Der Haken ist aus seiner Sicht die Situation für die Patienten, vor allem wenn sich Einsätze überschneiden. Der für die Fahrbereitschaft eingeteilte Arzt rückt bei seinem Dienst in die drei Landkreise Coburg, Kronach und Lichtenfels aus. "Wenn ich gerade kurz vor Ebern bin, mich dann aber ein Patient am Rennsteig braucht, bedeutet das eine Wartezeit", nennt Witthauer ein Beispiel. Schätzungsweise 80 Prozent seines Dienstes machten die Fahrzeiten aus. "Da sind bei einer Schicht schon mal 300 bis 400 Kilometer drin." Dass er hierbei chauffiert wird, sieht er als großes Plus. Dass der Fahrer kein Blaulicht nutzen darf, schlägt sich angesichts dieser Strecken aber negativ auf die Anfahrtszeiten nieder. Er betont: "Die Fahrer wollen ja ihren Führerschein behalten - da gilt also die Straßenverkehrsordnung!"

Pluspunkt für Patienten

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Genau umgekehrt sehen die Erfahrungswerte bei Beate Witthauer aus. Die Bereitschaftspraxis "ist für Patienten besser, für den Doktor schlechter". Wer Hilfe suche, habe eine feste Anlaufstelle mit gleichbleibenden Öffnungszeiten, sagt sie. Ein Patient müsse also nicht erst schauen, wer Bereitschaftsdienst hat und wo er die Praxis findet.

Für den Arzt ist der Dienst unter dem Dach der Helios-Frankenwaldklinik jedoch eine Umstellung. Nicht nur, weil er die Komfortzone der eigenen Praxis hierfür verlassen muss, sondern vor allem, weil er nicht auf seine gewohnte Ausstattung zurückgreifen kann. "Beispielsweise so etwas wie ein Ultraschallgerät haben wir in der Bereitschaftspraxis nicht", erklärt sie. Allerdings werde wohl versucht, in solchen Fällen auch eine gewisse Zusammenarbeit mit der Klinik zu erreichen.

Eine Entlastung der Mediziner sei hingegen bei den Dienstzeiten zu spüren. Von drei bis vier Diensten, seit die Bereitschaftspraxis geöffnet hat, spricht die Ärztin. "Früher hatten wir nicht unbedingt öfter Dienst", stellt sie fest, "aber es waren eben 24-Stunden-Dienste". Heute dauert eine Bereitschaftszeit nur noch drei bis sechs Stunden. Das ist ein "beschränkterer Zeitraum, indem man allerdings mehr zu tun hat als vorher" in den längeren Bereitschaftsphasen.

Bereitschaftspraxis

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Einführung: Die KVB-Bereitschaftspraxis in Kronach wurde am 26. Juni 2018 eröffnet. Zeitgleich nahm auch die Bereitschaftspraxis in Marktredwitz ihren Dienst auf. Bayernweit sollen diese Praxen zu zentralen Anlaufstellen "für Patienten werden, wenn diese außerhalb der üblichen Sprechstundenzeiten eine ambulante medizinische Versorgung benötigen", so eine Pressemeldung der KVB. Öffnungszeiten: Die Kronacher Bereitschaftspraxis ist in der Helios-Frankenwaldklinik untergebracht. Ihre Öffnungszeiten: Montag, Dienstag und Donnerstag von 18 bis 21 Uhr, Mittwoch und Freitag von 16 bis 21 Uhr sowie Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 9 bis 21 Uhr.

Kontakt: Telefonisch ist der ärztliche Bereitschaftsdienst unter der Rufnummer 116117 zu erreichen. Wenn es um lebensbedrohliche Erkrankungen geht, bleibt jedoch der Notarzt das Mittel der Wahl (Rufnummer 112). mrm