Bedrohte Tierarten kehren in das Forstrevier Tettau zurück

2 Min
Gerhard Lutz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach und Christian Goldammer vom Forstbetrieb Rothenkirchen (von links) überprüfen den Zustand neuer Lebensräume im Forstrevier Tettau und zeigen sich sehr zufrieden mit der Entwicklung des Projektes "Neue Feuchtbiotope". Foto: Karl-Heinz Hofmann
Gerhard Lutz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach und Christian Goldammer vom Forstbetrieb Rothenkirchen (von links) überprüfen den Zustand neuer Lebensräume im Forstrevier Tettau und zeigen sich sehr zufrieden mit der Entwicklung des Projektes "Neue Feuchtbiotope". Foto: Karl-Heinz Hofmann

Im Forstrevier Tettau läuft seit 2014 ein erfolgreiches Projekt "Neue Feuchtbiotope". Bachfreistellungen und künstlich geschaffene Tümpel zeigen Wirkung.

Im Forstrevier Tettau läuft seit 2014 ein erfolgreiches Projekt "Neue Feuchtbiotope". Zur Information über bisherige Erfolge trafen sich vor Ort der Revierleiter Christian Goldammer, Forstbetriebsleiter Peter Hagemann (Forstbetrieb Rothenkirchen der bayerischen Staatsforsten) und der stellvertretende Bereichsleiter und Abteilungsleiter am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach (AELF), Gerhard Lutz.

Forstbetriebsleiter Peter Hagemann freute sich über die großen Erfolge für Tier und Pflanzenwelt und dankte vor allem Revierleiter Christian Goldammer für das Engagement im Tettauer Revier. Seit 2014 läuft im Forstbetrieb Rothenkirchen der bayerischen Staatsforsten ein großes Projekt zur Schaffung neuer Feuchtbiotope im Staatswald. Gefördert werden die Maßnahmen im Rahmen der "Besonderen Gemeinwohlleistungen im Staatswald"(BGWL) durch das AELF Kulmbach.

45 Feuchtbiotope geschaffen

Herausragend ist dabei das Engagement von Revierleiter Christian Goldammer, in dessen Forstrevier Tettau allein inzwischen rund 3,5 Kilometer Bachläufe im Wald von Fichtenverjüngung freigestellt und 45 Feuchtbiotope geschaffen wurden. Forstbetriebsleiter Peter Hagemann: "Dabei weist uns der Schwarzstorch den Weg."

Besonders die Quellen und oberen Bachläufe in den Hochlagen des Frankenwaldes seien durch Schadstoffeinträge aus der Luft über Jahrzehnte derart versauert gewesen, dass keine Nahrung für den Schwarzstorch mehr darin leben konnte. Erst seit etwa zehn Jahren seien Fischarten wie Bachforelle, Mühlkoppe und Bachneunauge auch in die Oberläufe zurückgekehrt, ein Zeichen dafür, dass sich die Lebensbedingungen für die Schwarzstorch-Nahrungskette deutlich verbessert haben.

Die Bachfreistellungen und künstlich geschaffene Tümpel und Kleinteiche im Wald sollen ganzen Lebensgemeinschaften, die andernorts bedroht oder gefährdet sind, eine dauerhafte Heimstatt bieten. Dazu gehören neben den genannten Fischarten auch Berg- und Teichmolch sowie der gerade hier im Raum Tettau vorkommende Fadenmolch, eine bayernweit äußerst seltene Art. Neben Gras- und Wasserfrosch und Erdkröte ist auch noch der seltene Moorfrosch, ebenfalls eine Rarität im Raum Tettau, besonders im Fokus des Waldnaturschutzes im Staatswald. Auch Wasseramsel und Eisvogel und viele bachbegleitende Pflanzenarten profitieren bereits jetzt von dem groß angelegten Lebensraumprojekt.

In den letzten Jahren sind den Förstern über den Naturschutz hinaus noch weitere positive Funktionen der Feuchtflächen aufgefallen: Bei hohen Niederschlagsmengen wirken sie als Regenrückhaltebecken und in Trockenzeiten wie dem zurückliegenden Hitzesommer als Rückzugsraum und Wasserreservoir für Wildtiere, wenn die Bachläufe bereits versiegt sind.

Über 100 000 Euro investiert

Ein Großteil der Arbeiten wird von ortsansässigen Firmen ausgeführt. Dazu zählen in erster Linie Baggerarbeiten und die Beseitigung von Fichtenverjüngung, die auch in den kommenden Jahren als Pflegemaßnahme notwendig wird. Bisher wurden, laut Hagemann, über 100 000 Euro in die Arbeiten investiert.

Zuletzt entstanden seit vergangenem Sommer neun neue Feuchtbiotope, über 700 Laufmeter Bachlauf wurden von beschattender Fichte freigestellt. Jährlich beobachte man neue Tier- und Pflanzenarten, die entweder zurückkehrten oder sich neu ansiedelten, erklärte Forstrevierleiter Goldammer.

Gerhard Lutz fasste zusammen, dass in intensiver Zusammenarbeit mit der Naturschutzbehörde und der Forstverwaltung im Forstrevier Tettau in den Jahren 2014 bis 2018 unter Leitung von Revierleiter Christian Goldammer 3500 Meter Bachläufe freigestellt und 45 Feuchtbiotope angelegt wurden.

Mithilfe des BGWL-Förderprogramms unterstützte das AELF die Maßnahme mit 80 000 Euro. Um die sensiblen Auenbereiche weitgehend zu schonen, wurde dabei dichter Fichtenanflug von Hand umgesägt und aus der Fläche getragen. Bei der Anlage der Feuchtbiotope wurde größter Wert auf eine naturnahe Gestaltung mit unterschiedlichen Wassertiefen, Buchten und teilweise sogar kleinen Inseln gelegt. So fügen sich die Gewässer harmonisch in die Umgebung ein und sind wichtige Keimzellen zur Steigerung der Artenvielfalt in den Frankenwaldtälern.