Es dauert Monate, passende Ersatzteile für die Vespa zu finden. Für die vollständige Restauration müssen noch einmal hunderte Stunden aufgewendet werden. Doch einmal mit dem Vespavirus infiziert, schreckt man auch davor nicht zurück.
Der Staub fliegt, als elf Vespas in den unterschiedlichsten Farben einen Feldweg bei Gundelsdorf entlang fahren und für ein Foto der Reihe nach zum Stehen kommen. "Wir treffen uns immer spontan, wie heute", sagt Stefan Eckert, einer der Fahrer. 2014 begann alles mit der Gründung einer Gruppe auf Facebook. Mittlerweile läuft die Organisation hauptsächlich über Whatsapp: "Wer von Stefan zur Vespa-Gruppe Kronach hinzugefügt wird, ist dabei", ergänzt Jörg Gerstmayer.
Die beiden Vespaliebhaber kennen sich bereits seit ihrer Jugend. "Auf dem Land kennt jeder jeden", berichtet Eckert. Der engere Kontakt sei allerdings erst über die Vespa zustande gekommen. Gerstmayer besitzt seit knapp 20 Jahren eine: "Damals war ich auf der Suche nach einem fahrbaren Untersatz, um zu meiner Lehrstelle zu kommen".
Die erste Vespa fuhr nicht sofort
Bei der Suche ist Gerstmayer auf eine Vespa gestoßen, die in Mitwitz verkauft wurde. Der Roller hatte lange gestanden, sah "übel" aus und funktionierte nicht. "Ich habe nach passenden Ersatzteilen gesucht, die Vespa auseinandergebaut und umlackiert." Trotzdem ist der Roller Jahre lang nicht richtig gelaufen. Durch Treffen und den Austausch mit anderen Vespafahrern ist Gerstmayers Erfahrung nach und nach gewachsen. "Irgendwann hat die Vespa funktioniert."
Im Moment besitzt Gerstmayer zwei Vespas aus den Baujahren 1965 und 1982. "Beide fahren zuverlässig. Die neue Vespa ist bequemer, für Oldtimertreffen ist die alte Vespa besser." Eckert nennt ebenfalls zwei Vespas sein Eigen: "Insgesamt hatte ich schon sechs Vespas. Eine der Vespas hatte ich verkauft und dann bei Ebay gefunden und wieder gekauft." Den Grund weiß er selbst nicht mehr - vielleicht war Eckert enttäuscht, dass der neue Besitzer "seine" Vespa gleich wieder zum Verkauf gestellt hat. Vor 15 Jahren hat er in Coburg gewohnt und nach einem Fortbewegungsmittel gesucht, mit dem er schnell durch die Stadt fahren konnte. "Ich habe einen Roller gesucht und bin so auf die Vespa gekommen."
Eckerts erste Vespa war eine Vespa Pk 50 Automatik - ein Sondermodell, das nicht weit verbreitet ist. "Ich würde mir nie wieder eine Automatik-Vespa kaufen, es gibt kaum Ersatzteile." Alle Vespas, die Eckert bisher gekauft hat, waren "relativ komplett", seine letzte musste er unter anderem neu lackieren. Lacke mit den Farbnummern, die früher verwendet wurden, seien noch erhältlich.
Originalteile sucht Eckert bei Ebay oder in Facbook-Gruppen, manchmal sogar ziemlich lange. "Meine Suche nach einem rotorangenen Seitenbacken, dem Schutz für das Hinterrad, hat bestimmt ein Jahr gedauert", wirft Gerstmayer ein. Weil das "Vespavirus" deutschlandweit verbreitet ist, gibt es zahlreiche Foren im Internet: "Teile werden untereinander getauscht, man trifft und unterhält sich."
Um seine aktuelle Vespa aus dem Baujahr 1965 komplett zu restaurieren, hat Eckert etwa 300 Stunden gebraucht. Er war ein ganzes Jahr lang abends und an den Wochenenden beschäftigt. "Selbst einen Motor auseinanderzulegen und neu zusammenzusetzen ist, wie etwas herzustellen." Es sei ein tolles Gefühl, wenn aus einem "Teilepuzzle" eine Vespa wird, die durch den TÜV kommt.