Allheilmittel sind doch gar nicht nötig

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Im temporären Fernsehstudio in der Dreifachhalle am Kronacher Schulzentrum wurden einige kritische wie positive Themen angesprochen. Foto: Marian Hamacher
Im temporären Fernsehstudio in der Dreifachhalle am Kronacher Schulzentrum wurden einige kritische wie positive Themen angesprochen. Foto: Marian Hamacher

Welche Erkenntnisse hat die Diskussion in der BR-Sendung "Jetzt red i" gebracht? Und wie sind diese einzuordnen? Ein Kommentar von Marco Meißner.

Das ultimative Behandlungsrezept für den Frankenwald wird es auch nach "Jetzt red i" nicht geben (lesen Sie hier noch einmal, welche Themen in der Sedung besprochen und welche Wünsche geäußert wurden). Die Bürger nannten zwar viele Bereiche, in denen die Region ihrer Ansicht nach kränkelt, doch nicht bei allen (Ärzte, Straßen) hat die Politik freien Handlungsraum. Andere Institutionen haben ihre Hände mit im Spiel. Und das ist auch gut so - so nervig es im Einzelfall sein kann.

Dies sollte sich Hubert Aiwanger vor Augen halten, wenn er Vorhaben wie die B 173 schnell mal "durchboxen" will. Sein Schlag würde schließlich auch nur Bürger treffen. Denn auch Gegner eines solchen Projektes haben in einer Demokratie Rechte. Die Politik hat diese anzuerkennen, will sie nicht unsere rechtsstaatlichen Prinzipien für den schnellen Weg opfern.


Entwicklungen verschlafen

Auf der anderen Seite liegt Aiwanger richtig damit, wenn er die Versäumnisse der Vergangenheit anprangert. Über Jahrzehnte wirkte der ländliche Raum in der großen Politik wie ein lästiges Anhängsel. Und ebenfalls über Jahrzehnte wurden auf allen politischen Ebenen Projekte halbherzig oder nicht fundiert angegangen sowie Entwicklungen verschlafen. So eben auch bei der B 173. Die Quittung dafür liegt jetzt auf dem Tisch.

Was "Jetzt red i" aber auch gezeigt hat, ist, dass die Region vielleicht gar keine starke Medizin braucht. Viele Bürgerstimmen sprachen davon, dass es heute durchaus wieder Anreize gibt, hierher zu ziehen. Zeichnet man mit einem Zirkel einen Kreis von 50, 60 Kilometern um Kronach herum, dann bietet die Region gar nicht so viel weniger als der gleiche Radius in München aufzeigen würde - allerdings lassen sich diese Bereiche ohne kilometerlange Innenstadt-Staus und bei niedrigen Lebenshaltungskosten erreichen. Bloß auf dem Land erscheinen solche Distanzen vielen Menschen viel weiter als in den Metropolen.


Von der Politik auf die Warteliste gedrängt

Eines zeigte "Jetzt red i" deutlich - wie schnell die Politik reagieren kann, wenn sie nur will. Der BR hatte das Ziel, vorwiegend "normale" Bürger auf den 100 Plätzen unterzubringen. Die Karten wurden deshalb telefonisch im "Windhund-Verfahren" vergeben. Fair! Doch die Politiker schnappten blitzschnell zu.

Die Mensa glich vor dem Einlass einem Empfang der Kreispolitiker und - funktionäre. Rund 90 andere Interessenten landeten hingegen auf der Warteliste für eine Karte. Repräsentation in allen Ehren, doch hier hätte die Mehrzahl der Politiker dem Bürger von nebenan diese Aufgabe überlassen sollen.