Keine Flößerei mehr möglich
Eine dramatische Situation ergab sich zu jener Zeit auch im Frankenwald: Brunnen und Quellen fielen trocken und an Flößerei war überhaupt nicht mehr zu denken.
Der ehemalige Kronacher Kreisheimatpfleger Willi Schreiber veröffentlichte in der Lokalzeitung "Volksblatt" eine Serie mit "Witterungsaufzeichnungen aus zwei Jahrtausenden", die in der Kreisdokumentationsstelle im Landratsamt Kronach eingesehen werden kann. Darin heißt es: "1540 war ein so heißer Sommer, dass alles versiegte. An manchen Orten gab es mehr Wein als Wasser, etliche Rebstöcke hatten zweimal zeitige Trauben. Mehrere Wochen vor Johanni wurde das Getreide geschnitten."
Für Spiegel Online Wissenschaft befasste sich Axel Bojanowski mit dem Hitze-Jahr 1540, wobei er einen Vergleich anstellte: "Im Hitzesommer 2003 starben trotz moderner Zivilisation in Mitteleuropa schätzungsweise 70 000 Menschen aufgrund der Witterung. Die Hitze von 2003 galt bislang als Folge der teils menschengemachten Klimaerwärmung. Dass es jedoch 1540 ohne den künstlich verstärkten Treibhauseffekt zu einer noch schlimmeren Hitze gekommen sei, relativiere die Beurteilung des menschlichen Einflusses auf das Wetter 2003.
Dennoch sei davon auszugehen, dass der menschengemachte Treibhauseffekt die Wahrscheinlichkeit für schlimme Hitzewellen erhöhe. "Die Gefahr einer Heißzeit kann aus Sicht von Klimaforschern selbst beim Einhalten des Pariser-Klimaabkommens nicht ausgeschlossen werden", schreibt das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
Dürreschäden im Jahr 1949
Aufschlussreich ist ein Schreiben des Ernährungsamtes Abteilung A Kronach am 4. Januar 1950 an das Finanzamt Kronach. Unterschrieben haben außerdem der Bayerische Bauernverband und das Landwirtschaftsamt Kronach. In diesem Schreiben wurde um Steuernachlässe für die Bauern gebeten. Der Grund der Bitte: Dürreschäden 1949 und die daraus resultierende Einkommensminderung der landwirtschaftlichen Betriebe.
Das Ernährungsamt schreibt: "Die anhaltende Trockenheit im Sommer 1949 hatte im gesamten Landkreis Kronach Dürreschäden, besonders an Grünfutter und Hackfrüchten, zur Folge, die eine empfindliche Minderung des Umsatzes beziehungsweise Einkommens der landwirtschaftlichen Betriebe veranlassten."
Die Folgen im Stall
Weiter heißt es: "Die Auswirkungen der schlechten Kartoffel-, Rüben- und Grünfuttererträge machen sich natürlich besonders im Vieh- und Schweinestall bemerkbar. Das Absinken des Wertes des Nutz- und Schlachtviehs, der Ausfall an Milch und die Verlangsamung der Schweinemast, teilweise auch die Einschränkung der letzteren und der Schweinezucht, sind zwangsläufige Folgen der Dürreschäden und mindern die Einnahmen jedes einzelnen Hofes ganz beträchtlich. Nach sorgfältiger Prüfung wird hiermit Antrag auf Einkommens- und Umsatzsteuerermäßigung gestellt."