Vergrabene Erinnerung

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Unter der Friedhofskanzel auf dem Mainbernheimer Friedhof liegt ein Stein, auf dem einst eine Tafel befestigt war, die dem einstigen Pfarrer Michael Schober gewidmet war. Fotos: Marina Zimmermann
Unter der Friedhofskanzel auf dem Mainbernheimer Friedhof liegt ein Stein, auf dem einst eine Tafel befestigt war, die dem einstigen Pfarrer Michael Schober gewidmet war. Fotos: Marina Zimmermann
Wolfgang Swars, Alfred Brendel, Gertrud Lutsch, Georg Gurrath leiten auch weiterhin die Geschicke des Fördervereins Alter Friedhof.
Wolfgang Swars, Alfred Brendel, Gertrud Lutsch, Georg Gurrath leiten auch weiterhin die Geschicke des Fördervereins Alter Friedhof.
 

In Zeiten der Pest standen bis zu 300 Beerdigungen pro Tag an. Dem damaligen Pfarrer widmeten die Mainbernheimer eine Gedenktafel, die aktuell im Nürnberger Museum ist und nun als Kopie zurückkehren soll.

Unter der Kanzel im Alten Friedhof in Mainbernheim liegt ein Geheimnis, das gelüftet werden soll. Dabei geht es spannender zu als bei Indiana Jones. Georg Gurrath, Vorsitzender des Fördervereins Alter Friedhof, und der evangelische Pfarrer Gerhard Schäfer sind zur Recherche eigens nach Nürnberg ins Germanische Museum gefahren. Damit dieser Besuch stattfinden konnte, hatten sie im Vorfeld einen tiefgründigen Antrag stellen müssen, der ihr Vorhaben rechtfertigte. Ihre Bemühungen wurden belohnt.

Frank Matthias Kammel, Sammlungsleiter der historischen Bauwesen des Museums, empfing sie persönlich und legte ihnen eine Tafel vor, nach der die beiden gesucht hatten. Es ging um das Epitaph von Pfarrer Michael Schober, der in Mainbernheim zu Beginn des 17. Jahrhunderts 52 Jahre lang sein Amt ausgeübt hatte. Dabei musste er während der Pest bis zu 300 Beerdigungen am Tag ausführen. Nicht genug, in seiner Zeit wütete auch noch der 30-jährige Krieg. Die dankbaren Bürger von Mainbernheim widmeten ihm eine in Bronze gegossene Tafel, die einst auf einem Stein befestigt gewesen ist, der heute noch unter der Friedhofskanzel vergraben sein soll. Auf dem Stein könnte sogar noch sein Name stehen. Im Jahre 1900 wurde die Tafel an das Germanische Museum in Nürnberg verkauft. Nun soll ein weiterer Antrag gestellt werden, damit man wenigstens eine Kopie des Epitaphs nach Mainbernheim zurückbringen könnte.

Solch spannende Geschichten erleben die Mitglieder des Fördervereins. Georg Gurrath und Alfred Brendel haben noch mehr Historie und auch Anekdoten zu erzählen, wenn sie während des Stadtfestes "Echt Berna" eine Friedhofsführung leiten. Nicht nur Mainbernheimer schätzen sie, auch auswärtige Besuchergruppen können davon profitieren. Die Führung durch den Alten Friedhof ist mittlerweile so beliebt geworden, dass in diesem Jahr am 30. Juni, während des Tages der offenen Tür des Obst- und Gartenbauvereins ein weiterer Termin festgelegt wurde.

Bei so viel Kultur und Geschichte blieben die Neuwahlen auf der Jahrshauptversammlung am Mittwochabend fast eine notwendige Nebensache. Bürgermeister Karl Wolf und Sabine Reinhard bildeten den Wahlvorstand. Alle Wahlen erfolgten einstimmig per Akklamation und bestätigten die gute Arbeit der schon im Amt tätig gewesenen. Karl Wolf unterstrich die Wichtigkeit, "das kulturelle Erbe zu pflegen", und fand: "Die Imagepflege ist sehr wichtig für das Bewusstsein der Bevölkerung."

Georg Gurrath hob hervor: "In meiner Zeit, also die letzten zehn Jahre, haben wir 40 000 Euro investiert." Für die Zukunft wollte er gleich ein neues Projekt angehen: die Renovierung der Stintzingsäule. Knapp 12 000 Euro stehen dem Verein dafür zur Verfügung. Gurrath rechnet jedoch mit 15 000 Euro für die anfallenden Arbeiten, deshalb werden die Mitglieder fleißig für Spenden sorgen müssen. Jeder Betrag ist willkommen.

Wahlergebnis:
1. Vorsitzender Georg Gurrath
Stellvertreter Wolfgang Swars
Kassierin Gertrud Lutsch
Schriftführer Alfred Brendel
1. Beisitzer Hiltrud Reidelbach
2. Beisitzer Peter Hartmann Kassenprüfer Marianne Reinhard und Hans Ott